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Kettensägen und Baumstämme: Warum sich der Aarauer Bahnhofplatz am Samstag in einen Wald verwandelte

Das Geheul der Motorsägen auf dem Bahnhofplatz in Aarau lockte Schaulustige an.

Was geht da ab auf dem Aarauer Bahnhofplatz? Motorsägen oder Motocross? Es sind Motorsägen, die aufheulen und brüllen wie Töffs vor dem Start.

Sie sind das hörbare Zeichen für den fulminanten Startschuss zum 100. Geburtstag von «Wald Aargau» unter dem Motto «Wald ganz nah erleben». Gefeiert wird vom 15. bis 21. August 2022. «Eine Woche vor dem Eidgenössischen Schwingfest in Pratteln», sagt Vreni Friker-Kaspar am Samstag nicht ohne Stolz. Sie ist Präsidentin von «Wald Aargau,» dem Verband der Aargauer Waldeigentümer und OK-Präsidentin des Jubiläumsanlasses.

Zwei Drittel des Aargauer Waldes, der immerhin einen Drittel der Kantonsfläche bedeckt, gehören Ortsbürgergemeinden, sieben Prozent dem Kanton und der Rest ist im Besitz von rund 14’000 Privatpersonen.

Vreni Friker rechnet mit 200 Schulklassen an den Waldtagen

Ein früher Auftakt? Keineswegs, denn ab sofort können sich Schulklassen für die Waldtage vom Montag, 15. bis Freitag, 19. August unter www.waldganznaherleben.ch anmelden. «Wir rechnen mit 200 Schulklassen, also etwa 4000 Schülerinnen und Schülern, die unsere Waldtage besuchen werden», sagt Vreni Friker.

Vreni Friker ist Präsidentin von «Wald Aargau».

Die Klassen können drei von 30 Erlebnisposten auswählen und werden bei ihrem Besuch begleitet. Dabei ist auch ein Besuch des Wildtierparks Roggenhusen möglich, zumal sich der Festplatz beim Waldhaus Lättweiher in Unterentfelden in Gehdistanz zum Tierpark befindet.

Bei den 30 Erlebnisposten rund um den Festplatz dreht sich alles um den Wald. Es geht um die Themen Holz, biologische Vielfalt, Freizeitaktivitäten, Schutz, Forst und Forstbetrieb. «Der Wald ist ein Multitalent, und wir alle haben etwas davon», umreisst Vreni Friker die Bedeutung des Waldes. Früher wurde Holz mit Pferden «gerückt», heute sind Vollernter im Einsatz. Jäger zeigen Fährtensuchhunde an der Arbeit, aber auch ein Trümmersuchhund darf sich präsentieren. Wildmobile von «Jagd Aargau» bringen die verschiedenen Tiere des Waldes dem Publikum näher.

Holzer sägen um die Wette

Auf dem Bahnhofplatz bietet die Holzernationalmannschaft ein Müsterli dessen, was im nächsten August ins Festprogramm integriert ist: der Aargauer Holzerwettkampf, «der grösste kantonale Holzerwettkampf in der Schweiz», so Vreni Friker. Zwei von fünf Disziplinen zeigt die Mannschaft unter Ralph Malzach.

Wer wechselt die Kette am schnellsten? 

Das Publikum fiebert mit in den Duellen zweier Teams, die Ketten wechseln und entasten müssen. Da ist höchste Konzentration gefragt. Und wer in sieben Sekunden eine Kette wechseln kann, erntet verdienten Applaus.

Ebenfalls Teil des Jubiläumsanlasses im nächsten August ist ein Kreativwettbewerb mit rund zehn Motorsägekünstlern, die am Wettkampftag Holzskulpturen herstellen. «Am Abend können die Werke vom Publikum ersteigert werden», sagt Vreni Friker.

Lukas Senn mit Eichhörnchen Sämi.

Auch hier auf dem Bahnhofplatz gibt’s einen Appetizer. Die Aargauer Künstler Lukas Senn (Rothrist) und Matthias Gehrig (Biberstein) stecken die Breite der Möglichkeiten ab. Gehrigs abstrakten Skulpturen stehen die naturalistischen Arbeiten Senns gegenüber: Steinbock, Eule, Raubkatze. Lukas Senn hat aus einem Baumstamm das Maskottchen des Jubiläums gestaltet, das Eichhörnchen Sämi, mit seiner Grösse eher ein Eichhorn als ein Hörnchen.

Um der Bevölkerung die Bedeutung des Waldes (Holzproduktion, Energie, Biodiversität, Schutz vor Naturgefahren, Freizeit) und seiner Bewirtschaftung näherzubringen, macht Vreni Friker Waldumgänge beliebt. «Neu kann dazu unser Waldmobil eingesetzt werden», sagt sie.

Kurt Ott und Leon Müller bringen Holz zum Klingen.

Zum Jubiläum wurde zudem eine Jubiläumsschrift erarbeitet mit dem Fokus auf die letzten 25 Jahre mit den Themen Klimawandel, intensive Freizeitnutzung und sinkende Holzpreise. In dieser Schrift werden auch Visionen für die Zukunft formuliert. Die Jubiläumsschrift wird am Internationalen Tag des Waldes am 21. März 2022 präsentiert.

Aus Holz bestehen auch Alphörner. An der Veranstaltung auf dem Bahnhofplatz Aarau zeigen Kurt Ott, der in Aarburg eine Alphornschule betreibt, und sein Schüler Leon Müller, angehender Forstwartlehrling, dass Fichtenholz nicht nur knistern, sondern auch voll und mächtig klingen kann.