
Kantonsärztin empfiehlt Schnelltest vor Ostern – doch die Termine in Aargauer Apotheken sind schon fast ausgebucht
Seit dieser Woche dürfen sich im privaten Rahmen wieder zehn Personen treffen. Diese leichte Lockerung der Coronamassnahmen gilt auch an Ostern, wenn über die freien Tage viele Familien zusammenkommen. Bundesrat Alain Berset am Freitag und der Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati am Dienstag empfahlen allerdings dringend, sich vor einem österlichen Familientreffen testen zu lassen.
Auf eine Nachfrage der AZ an der Medienkonferenz am Montag sagte Kantonsärztin Yvonne Hummel, sie empfehle einen Antigen-Schnelltest möglichst kurz vor dem geplanten Treffen. «Wenn Sie ein Familienfest am Ostersonntag planen, gehen Sie am besten am Ostersamstag in eine Apotheke und lassen sich dort testen», sagte sie. Der Bund übernehme auch bei symptomlosen Personen die Kosten für den Test, das Resultat liege nach einer Viertelstunde vor, sagte Hummel weiter.
Nur 17 Apotheken bieten Schnelltests an
Doch die Empfehlung der Kantonsärztin ist nicht so einfach umzusetzen, denn die Testkapazitäten in Aargauer Apotheken sind knapp. Einerseits bieten nur 17 der insgesamt 128 Apotheken im Kanton überhaupt Coronatests an – also nur rund jede achte. Dies sieht schweizweit ähnlich aus und könnte daran liegen, dass die Auflagen dafür relativ strikt sind, wie Radio SRF am Dienstag in der Sendung «Heute morgen» berichtete.
Auf der Website des Aargauischen Apothekerverbandes sind die 17 Standorte aufgelistet, wo Coronatests möglich sind. Bei fast allen Testapotheken lassen sich Termine direkt über einen Kalender online buchen. Als die AZ am Dienstagmittag den Test macht, sind im ganzen Aargau nur in zwei Apotheken Termine am Gründonnerstag oder Ostersamstag online buchbar.
Allerdings werden diese nach und nach freigeschaltet, bei rund einem Drittel der Apotheken ist nicht ersichtlich, ob am Ostersamstag noch Termine hinzukommen, oder ob diese schon ausgebucht sind. Klar ist: Die Termine vor Ostern sind begehrt, in der laufenden Woche ist es wesentlich einfacher, sich testen zu lassen.
Lukas Korner, Präsident des Aargauischen Apothekerverbandes, führt in Gränichen eine Apotheke und bietet dort Schnelltests an. Die Empfehlung von Kantonsärztin Yvonne Hummel, vor einem Familientreffen an Ostern am Ostersamstag in einer Apotheke einen Schnelltest zu machen, hält er für wenig realistisch.
Die Kapazität der Apotheken und Testcenter im Aargau reiche bei weitem nicht aus, wenn sich viele Leute so kurzfristig testen lassen wollten, gibt er zu bedenken:
«Wenn man zum Beispiel annimmt, dass sich 10 Prozent der Bevölkerung kurz vor Ostern testen lassen wollte, dann wären das fast 70’000 Personen. Dafür reicht weder die Menge der verfügbaren Testkits, noch die personelle Besetzung in den Apotheken.»
In den letzten zwei Wochen sei die Nachfrage nach Schnelltests in seiner Apotheke massiv angestiegen, sagt Korner: «Wir haben am Montag und Dienstag jeweils über 50 Tests pro Tag durchgeführt». Zuletzt war die Nachfrage vor Weihnachten so hoch, nach dem Jahreswechsel sank die Zahl der Tests massiv, nun steigt sie wieder markant an.
Termine für Tests werden kurzfristig freigeschaltet
«Wir haben noch nicht entschieden, ob wir am Ostersamstag Tests anbieten – mit grosser Wahrscheinlichkeit werden wir dies aber tun», sagt Korner. In seiner Apotheke wird die Buchung von Terminen online immer drei Tage im Voraus aufgeschaltet. «Wenn man dies früher tut, gibt es zu viele Leute, die einen Termin längerfristig buchen und dann doch wieder absagen oder nicht erscheinen», begründet er. In anderen Apotheken wird darauf hingewiesen, dass eine Strafzahlung droht, sollte ein Kunde nicht auftauchen.
Wenn die Termine ausgebucht sind – damit rechnet Lukas Korner für die Zeit vor Ostern – werde auch mal früh am Morgen oder bis spät abends getestet. «Trotzdem ist die Kapazität begrenzt, deshalb werden wir auch Leute abweisen und ihnen empfehlen müssen, sich im Testcenter eines Spitals testen zu lassen», hält er fest.
Schnelltests bringen grossen Aufwand für Apotheker mit sich
Dass nicht mehr Apotheken im Aargau die Schnelltests anbieten, hat laut Korner mehrere Gründe. «Wir brauchen einen separaten Raum mit eigenem Ein- und Ausgang, damit die Leute, die getestet werden, nicht in Kontakt kommen mit der restlichen Kundschaft. Bei unserem Testaufkommen muss ich zwei Mitarbeitende dafür einsetzen, diese tragen Schutzkleidung wie das Personal auf Covid-Stationen in den Spitälern.»
Zudem brauche es für Tests in Apotheken eine Bewilligung des Kantons und die Angestellten, die Tests vornehmen, mütssen zuvor einen Kurs absolviert haben. «Weiter müssen wir die Tests dokumentieren und für die Abrechnung elektronisch erfassen, der Aufwand ist insgesamt beträchtlich», hält Korner fest.
Für die Testwilligen wäre es optimal, wenn Apotheken an Passantenlagen wie Bahnhöfen oder in Innenstädten, die Schnelltests anbieten würden. Das ist laut Korner aber unrealistisch: «Gerade an solchen Lagen sind die Mieten sehr hoch, für die Apotheken ist es nicht möglich, zusätzliche Räume anzumieten, um die Tests durchzuführen.» Diese seien nicht kostendeckend oder brächten einen kleinen Gewinn, zusätzliche Raummieten oder Umbauten in der Apotheke lohnten sich aber nicht.
PCR-Tests
Selbsttests könnten helfen, sind aber nicht zugelassen
Um festzustellen, ob jemand mit dem Coronavirus infiziert ist, gibt es unterschiedliche Testvarianten – das ist die Übersicht.
werden als Nasen-Rachen-Abstrich oder mit Speichel durch- geführt. Das Resultat liegt in der Regel innerhalb von 24 bis 48 Stunden vor. Den Abstrich führen Fachpersonen in Arztpraxen, Spitälern und Testzentren durch. Danach erfolgt die Analyse der Probe in einem Labor. Laut dem Bundesamt für Gesundheit ist die Verlässlichkeit bei PCR-Tests sehr hoch – egal, ob eine Speichelprobe oder ein Nasen-Rachen-Abstrich angewendet wird.
Antigen-Schnelltests liefern innerhalb von 15 bis 20 Minuten ein Ergebnis. Sie werden deshalb kurzfristig vor Treffen mit Angehörigen empfohlen (siehe Hauptartikel). Der Test wird als Nasen-Rachen-Abstrich durch Fachpersonen wie Apotheker durchgeführt. Er kann nicht über Speichel erfolgen. Antigen-Schnelltests haben laut BAG eine hohe Verlässlichkeit. In gewissen Situationen müssen positive Resultate mittels PCR-Test bestätigt werden.
Massentests oder repetitive Tests an Schulen oder in Heimen werden im Kanton Aargau als gepoolte Speicheltests durchgeführt. Dabei werden die Proben mehrerer Personen zusammengemischt – wenn ein Pool positiv ist, werden alle Mitglieder dieses Pools einzeln einem PCR-Test unterzogen.
Selbsttests sind in der Schweiz noch nicht zugelassen, noch ist kein validierter Test verfügbar. Bei einem Selbsttest finden Probeentnahme und Ablesen der Resultate zu Hause statt – nicht durch Fachpersonen, sondern durch die Testwilligen selbst. Wenn die Selbsttests zugelassen sind, sollen bis zu fünf Tests pro Person und Monat in Apotheken kostenlos abgegeben werden.