Kleinere Kernzone – und weniger Bauland

Seit der Richtplananpassung sind die Gemeinden im Aargau mit der Revision ihrer Bau- und Nutzungsordnung (BNO) beschäftigt. So auch Moosleerau. Die aktuelle BNO ist etwa 15 Jahre alt, eine Revision hätte sich auch ohne Richtplananpassung in den nächsten Jahren aufgedrängt. Seit drei Jahren wird nun ein Projekt ausgearbeitet. Wenn alles rund läuft, kann die Bevölkerung im Herbst 2021 darüber abstimmen. Über was dann genau abgestimmt wird, ist im Moment jedoch noch offen. Diese Woche hat die Gemeinde mit dem Kanton über den ersten Revisionsvorschlag verhandelt. Einig sind sich die beiden Parteien überhaupt nicht: Der Kanton fordert, dass in Moosleerau ein relativ grosser Anteil Bauland ausgezont werden muss. Dies sei nicht im Sinne des Gemeinderates, sagt Vizeammann Andreas Keller. Darum hofft die Gemeinde, dass sie in den Verhandlungen mit dem Kanton diesen Wert noch etwas drücken kann. Denn im Moment ist sowohl unklar, wo Land ausgezont werden soll, noch wer die Landeigentümer entschädigt, wenn ihr Grund als Landwirtschaftsland plötzlich massiv weniger Wert hat. «Auf vielen Landstücken sind Projekte geplant. Die Bauherren warten nur noch, bis die BNO durch ist, dann wird gebaut», erzählt Andreas Keller. Grund für das Zuwarten der Bauherren: Mit der revidierten BNO können Projekte realisiert werden, die so im Moment noch nicht möglich sind. Beispielsweise kann dann höher und dichter gebaut werden.

Kleinere Kernzone, neue Dorfzone

Der zweite grosse Punkt der BNO-Revision ist die Grösse der Kernzone. Sie soll in der neuen BNO kleiner sein als heute und umfasst dann vor allem den «neuen» Dorfteil von Moosleerau. Dort befinden sich der Volg, die Bäckerei und die drei Restaurants. Dort spiele sich im Moment das Leben ab, nicht mehr in der jetzigen Kernzone, sagt Andreas Keller. Die alte Kernzone in der Nähe von Gemeindehaus und Schulhaus soll neu zur Dorfzone werden. «Hier wollen wir möglichst viel erhalten, aber auch nichts Neues verhindern.» Einer dichteren Bauweise soll mit der neuen BNO nichts mehr im Wege stehen. Denn als typisch ländliche Gemeinde erreicht Moosleerau im Moment den vom Kanton vorgeschriebenen Ausnutzungskoeffizenten nicht. Mit zusätzlichen Mehrfamilienhäusern wäre es einfacher, den Koeffizienten zu erreichen.

Geschicktes Verhandeln mit dem Kanton ist nun wichtig

Betreffend der Definition der neuen Kernzone sind sich Gemeinde und Kanton grösstenteils einig. Nicht so betreffend Baulandreserve. Kapazität für neue Einwohner wäre vorhanden. «Unsere Infrastruktur reicht sicher noch für 150 bis 200 weitere Einwohner», sagt Andreas Keller. Im Moment ist die Gemeinde rund 900 Einwohner gross, ein Wachstum bis 1100 Einwohner wäre verkraftbar. Moosleerau sei für junge Familien attraktiv, sagt Keller. «Eine 4,5-Zimmer-Wohnung in Moosleerau ist 100 000 Franken günstiger als in Schöftland und rund 400 000 Franken günstiger als in Aarau.» Die Mehrfamilienhäuser, die in den vergangenen Jahren entstanden seien, hätten alle besetzt werden können. Daher gilt es jetzt geschickt mit dem Kanton zu verhandeln. «Das ist fast wie auf einem Bazar», meint Andreas Keller und schmunzelt.