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«Der Entscheid ist absolut frustrierend»: Grosse Enttäuschung bei Sportplätze-Befürwortern – auch Gegner sprechen von «weinendem Auge»

Die Ernüchterung beim Stadtrat und den Vereinen ist gross: Mit 873 Nein- gegen 534 Ja-Stimmen hat das Klingnauer Volk den Kredit über 5,9 Millionen Franken für die Sportplätze im Grie abgelehnt. Die Stimmbeteiligung für die Referendumsabstimmung an der Urne lag bei 63,1 Prozent.

Noch viel knapper fiel das Resultat an der Urne vor einem Jahr für den Projektierungskredit aus: 13 Stimmen machten damals den Unterschied zu Gunsten des Projekts. Die Stadt hätte 3,9 Millionen Franken übernommen, der FC und Reitverein für ihre beiden Plätze insgesamt 2 Millionen.

Das Resultat zu akzeptieren, fällt Roger Meier schwer. Der Präsident des FC Klingnau sagt:

«Die Enttäuschung ist massiv.»

Auch über die Anwohner, die zwar in der Planungskommission gesessen seien, aber dennoch das Referendum ergriffen. Ausschlag für die vielen Nein-Stimmen hätten wohl die Kosten respektive die finanzielle Lage der Stadt gegeben. So hat die Gemeinde den Steuerfuss auf Anfang Jahr um 5 Prozentpunkte auf 114 Prozent erhöht.

«Ich finde aber nach wie vor, dass die Vereine, die mit zwei Millionen Franken immerhin einen Drittel übernommen hätten, einen grossen Beitrag geleistet hätten.»

Vorstand des FC Klingnaus tritt wohl unisono zurück

Das Nein der Klingnauer Stimmbevölkerung wird nun Auswirkungen auf die Zukunft des Vereins haben. Für die Junioren müsse wegen Platzmangels eine Warteliste erstellt werden, sagt Roger Meier. Auch befürchtet er, dass der Schweizerische Fussballverband der höchsten Mannschaft, die in der 2. Liga interregional spielt, die Lizenz entziehen könnte.

FC-Klingnau-Präsident Roger Meier bei einem Spiel beim bisherigen Fussballplatz im Grie. 

«Wir können die Auflagen des Verbandes schon seit Jahren nicht mehr erfüllen», sagt er. «Und unsere Infrastruktur ist fast schon peinlich.» So mussten vor drei Jahren die Spieler des FC Chiasso aus der Challenge League vor der Schweizer-Cup-Partie nach dem Umziehen in der Kabine einen rund 600 Meter langen Fussmarsch zum Spielfeld zurücklegen.

Zwar wäre es möglich, in Bad Zurzach oder Würenlingen zu spielen. «Das war jedoch nie unser Ziel», sagt Roger Meier. «Damit kann sich ohnehin nun ein neuer Vorstand auseinandersetzen.» Denn der aktuelle werde voraussichtlich unisono zurücktreten. «Ich möchte mich aber beim Stadtrat, den Vereinsmitgliedern und allen Befürwortern für ihre Unterstützung bedanken.»

Stadtrat spricht von unheiliger Allianz

Auch bei Stadtrat Kuno Schumacher (Die Mitte) ist die Enttäuschung gross:

«Der Entscheid ist absolut frustrierend.»

Das Resultat sei Ausdruck der Geringschätzung gegenüber den Vereinen, die einen grossen Beitrag an die Jugendarbeit, das kulturelle Leben und das Gemeinwesen leisten würden. «Wir müssen uns nun als Stadt überlegen, inwiefern die Bevölkerung bereit ist, die Vereine zu unterstützen», sagt er. Denn beide Vereine bräuchten eine moderne Infrastruktur, um überleben zu können.

Kuno Schumacher.

Zum negativen Entscheid hätte wohl eine unheilige Allianz zwischen den Anwohnern, die keinen Fussballplatz oder einen mit einer dezentralen Garderobe wünschten, und der FDP geführt, welche die Kosten kritisierte und mit hohen Folgekosten rechnete. «Dabei unterstützte die Partei den Projektierungskredit noch», sagt Kuno Schumacher.

Das Projekt habe sich aber in der Zwischenzeit kaum geändert. «Abgesehen von Kompromissen gegenüber den Anwohnern. Und mit der Baurechtslösung hätten die Folgekosten gänzlich eliminiert werden können.» Ausserdem sei die Wiese schon seit über 50 Jahren als Sport- und Freizeitzone eingetragen.

Der Stadtrat wird nun mit den Vereinen eine Auslegeordnung machen und geht davon aus, dass das Projekt in dieser Form nun gestorben sei. Eine Möglichkeit sei, das Projekt aufzuteilen. «Das würde unter dem Strich aber teuer kommen.»

FDP: «Noch immer Zeit, ein kostengünstigeres Projekt auszuarbeiten»

Zwar geht die FDP bei der Abstimmung als Siegerin vom Platz. Ortsparteipräsident Raphael Haefeli spricht dennoch von einem lachenden und einem weinenden Auge. «Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Plätze, aber gegen die hohen Kosten.» Er sei froh, habe die Mehrheit der Stimmbevölkerung dies auch so gesehen.

Zum Meinungswechsel der FDP, die den Projektierungskredit noch unterstütze, den Baukredit aber nicht mehr, sagt er: «Beim Projektierungskredit wurde von Kosten von 3 bis 3,5 Millionen Franken ausgegangen. Diese haben sich nun fast verdoppelt.» Auch würde sich die dürftige Infrastruktur des FC kaum verbessern. «Die Spieler müssen nach wie vor von der Kabine zum Platz laufen.»

Dass die Existenz der Vereine nun bedroht sei, glaubt Raphael Haefeli nicht. Er ist zuversichtlich, dass der Kanton den 2024 auslaufenden Pachtvertrag mit dem FC Klingnau verlängert. «Die Zeit, ein kostengünstigeres Projekt auszuarbeiten, läuft somit nicht davon. Wir werden diese lokale oder regionale Variante unterstützen.»