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Euphorisches Ja zum Pumptrack – Finanzkommission mahnt und kritisiert Stadtrat 

Die Klingnauer Gemeindeversammlung vom Donnerstag hat den Bruttokredit von 250’000 Franken für einen Pumptrack auf dem Schulareal mit grossem Mehr genehmigt. Gross war die Freude vor allem bei einer kleinen Schar von Schülerinnen und Schülern, welche der Gmeind für einmal beiwohnten. Unter ihnen waren viele, welche 2019 mit einem Brief an den Stadtrat den Pumptrack-Wunsch geäussert hatten.

Einzig ein Städtli-Bewohner äusserte sich kritisch zum Projekt. Er befürchtet, aufgrund des Probebetriebs einer mobilen Anlage, dass der Lärm für die Anwohner massiv ansteigt. Diese seien bereits durch die Juniorenfussball-Trainings auf der Propsteiwiese belastet. Der Pumptrack sei ein Nice-to-have, deshalb plädierte er angesichts der finanziellen Lage der Gemeinde für ein Ablehnen und forderte bei einem Ja zumindest ein Betriebskonzept. Weil er eine gewisse Euphorie für das Projekt spürte, sagte er: «Es kommt mir vor, als würde ich gegen Windmühlen kämpfen.»

Reto Capaul von der IG Pumptrack versprach, dass das Projekt für die Gemeinde viel billiger komme. «Wir sorgen dafür.» Zudem zeigte er sich überzeugt, dass der Pumptrack-Betrieb längst nicht so laut werde wie jener der mobilen Anlage. Dies wegen des Belags, der weniger Lärm abgibt, aber auch, weil es nach einem anfänglichen Hype erfahrungsgemäss ruhiger werde. Dabei verwies er auch auf die Anlage in Bad Zurzach.

Defizit trotz höherer Einnahmen

Die Gmeind hat das Budget 2022 gutgeheissen. Es basiert auf einem unveränderten Steuerfuss von 114 Prozent und weist einen Aufwandüberschuss von 398’000 Franken auf. Frau Vizeammann Elvira Mrose (FDP), die den an Grippe erkrankten Stadtammann Reinhard Scherrer (Die Mitte) vertrat, wies darauf hin, dass Stadtrat und Gemeinde-Abteilungen mehrere Sparrunden vorgenommen haben.

Stadtrat und Verwaltungsleiter Ueli Gantenbein (rechts) an der Gmeind. Von links: Patrick Güntert, Oliver Brun, Kuno Schumacher und Elvira Mrose. Stadtammann Reinhard Scherrer fehlte krankheitshalber.

Zur Rechnung des laufenden Jahres informierte Mrose: «Wir haben sehr gute Steuereinnahmen.» Das Budget weist ein Defizit von 736’000 Franken aus. Stattdessen rechne der Stadtrat mit 200’000 bis 400’000 Franken.

Schulden steigen gemäss Finanzplan enorm

Die Finanzkommission schlug zwar vor, das Budget 2022 zu genehmigen. Allerdings war eine gewisse Kritik am Sparwillen des Stadtrats unüberhörbar. Vertreter Raphael Haefeli führte aus, dass der Investitionsplan 21 Millionen Franken für 2022 bis 2026 vorsieht. 2025 würde das für Klingnau eine Verschuldung von 3694 Franken pro Einwohner bedeuten. Die kantonale Gemeindeaufsicht sieht maximal 2500 Franken als tragbar vor.

«Falls es nicht gelingt, mittel- bis langfristig die Steuereinnahmen massgeblich zu erhöhen, sind Steuerfusserhöhungen und einschneidende Sparmassnamen unumgänglich», sagte Haefeli.

Nebst dem stadträtlichen Vertrauen in neue Steuerzahler müssten auch bestehende Ausgaben auf ihr Sparpotenzial durchleuchtet werden. Haefeli:

«Im Budgetprozess hat der Stadtrat der Finanzkommission nicht nachvollziehbar aufzeigen können, welche Sparmöglichkeiten systematisch evaluiert worden sind.»

Die Gmeind hiess die weiteren Traktanden fast diskussionslos gut. Dazu gehörten der Gemeindevertrag Regionale Jugendarbeit Döttingen–Klingnau (12 Franken pro Einwohner), die Erhöhung des Stellenplans für Primarschulleitung (15 Prozent) und -sekretariat (30 Prozent), ein Kredit über 852’000 Franken für ein neues Hebewerk der ARA, der Schulvertrag für die Aufnahme von Bezirksschülerinnen und -schülern in Bad Zurzach sowie eine Reihe von Einbürgerungen.

Verabschiedet wurden nach vier Jahren im Amt Stadtrat Patrick Güntert (parteilos) sowie die Mitglieder der Schulpflege, die im Kanton Aargau auf Ende Jahr abgeschafft wird.