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Vizeammann-Kampfwahl: Das sagen die Kandidierenden zu Fusion, Finanzen und Oberstufe

Das Klingnauer Stimmvolk muss am 28. November gleich zwei wichtige Entscheide treffen: Nebst der Referendumsabstimmung zu den umstrittenen Sportplätzen im Grie kommt es auch zu einer Kampfwahl um das Amt des Vizeammannes. Weder die amtierende Frau Vizeammann Elvira Mrose (FDP) noch der neu gewählte Stadtrat Uwe Schewe (SVP) erreichten im ersten Wahlgang das absolute Mehr und müssen deshalb eine Zusatzschlaufe einlegen.

Mit 400 Stimmen lag Elvira Mrose Ende September vor Newcomer Uwe Schewe mit 328 Stimmen. Als amtsältestes Stadtratsmitglied habe sie sich einiges an Wissen und Erfahrung im Amt aneignen können, sagt die Assistentin bei einem Beratungsunternehmen für Gemeinden. Seit 2014 gehört sie dem Stadtrat an, seit 2018 ist sie Frau Vizeammann. Zwar stünden ihre Ressorts wie Gesundheit, Sozial- und Asylwesen oft nicht so stark im Fokus. «Ich hoffe aber trotzdem, dass mein Engagement bemerkt worden ist und die Bevölkerung mir weiterhin das Vertrauen schenkt.»

Bei Fusionsgesprächen Koblenz involvieren

Im Sommer 2017 schlossen Döttingen und Klingnau ihren Sozialdienst zusammen. «Das hat zu einer professionelleren Dossierführung geführt − für die Menschen ist immer jemand da und kann weiterhelfen», sagt Elvira Mrose. Auch wollen die beiden Gemeinden im nächsten Jahr wieder einen Jugendraum eröffnen. Döttingen stimmte dem Vertrag bereits zu. Die Entscheidung der Klingnauer Stimmbevölkerung fällt heute Abend.

«Eine gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit ist wichtig.» Zu einer allfälligen Fusion mit Döttingen sagt sie: «Visionen soll man diskutieren. Eine Fusion ist aber ein langer Prozess, der viele Ressourcen bindet.»

Auch der neue SVP-Stadtrat Uwe Schewe findet, in der nächsten Legislaturperiode soll ein Zusammenschluss noch nicht forciert werden. Auch soll bei Fusionsgesprächen Koblenz zwingend involviert werden. «Zuerst müssen aber Synergien geschaffen werden, beispielsweise beim Bauamt. Und die Risse zwischen Dötingen und Klingnau nach dem Bezirksschulentscheid gekittet werden.»

Uwe Schewe erreichte im ersten Wahlgang zehn Stimmen mehr als Stadtrat Patrick Güntert (parteilos). Der Schulpfleger möchte für frischen Wind sorgen und hat Ambitionen auf das Ammannamt. Dass es bei der Vizeammann-Wahl zu einem zweiten Wahlgang kommt, habe ihn überrascht. «Und das mit nur knapp 70 Stimmen Unterschied.»

Oberstufenstandort: So könnte es weitergehen

Auch wenn das Ressort Bildung Stadtrat Kuno Schumacher unterstellt ist, hat Elvira Mrose eine klare Haltung dazu:

«Klingnau ist und bleibt ein Oberstufenstandort.»

Dies trotz Wegzug der Bezirksschule nach Bad Zurzach. Dass Klingnau dereinst wieder zu einem vollständigen Oberstufenstandort werden könnte, schliesst sie nicht aus. «Die Schule ist den Einflüssen der Gesellschaft ausgesetzt», sagt sie und verweist auf die Dreistufigkeit mit Real, Sek und Bez, die in zahlreichen Kanton anders geregelt ist. Es könne durchaus sein, dass das in mittlerer oder ferner Zukunft auch im Aargau diskutiert werde.

Das glaubt auch Uwe Schewe. «In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird eine Unterteilung in Sek-Stufen und die Abschaffung der Bez wieder aufs Tapet kommen.» In diesem Fall müssten alle Stufen an einem Ort unterrichtet werden, im Gegensatz zu Klingnau dürfte dann Leuggern zugehen. «Deshalb müssen wir die Schützenmatt ganz klar als Oberstufenzentrum umbauen.»

Weshalb neue Sportplätze im Grie wichtig seien

Die Bez ist aber nicht der einzige Wegzug, den die Stadt Klingnau verkraften muss: Ende 2018 zügelte ABB Turbo Systems ihre Produktion nach Baden, was eine markante Aktiensteuer-Einbusse im sechsstelligen Bereich zur Folge hat. «Das riss uns ein grosses Loch in die Kasse», sagt Elvira Mrose. Der Steuerfuss wurden im Zuge dessen per 2021 von 109 auf 114 Prozent erhöht.

Die Frau Vizeammann sagt dazu: «Der Stadtrat ist zusammen mit der Verwaltung sehr bemüht, ein ausgeglichenes Budget zu präsentieren. Das ist unser Auftrag. Bei anstehenden Investitionen werden wir genau hinschauen, was wichtig und dringend ist.» Das geschehe auch bei den geplanten Sportplätzen im Grie, die Elvira Mrose unterstützt: «Wir sind selbst eine Sportfamilie – Sport ist ein Bindeglied der Gesellschaft und braucht Infrastrukturen.»

Die Vereine haben seit über 50 Jahren keine neue Infrastruktur erhalten, ergänzt Uwe Schewe.

«Der FC Klingnau ist der grösste Club weit und breit und einer der grössten Jugendförderer.»

Auch sei die Gemeinde eine Gemeinschaft. «Bei Investitionen springt nicht immer für alle Steuerzahler etwas heraus.»

Wie die Einnahmen verbessert werden könnten

Nebst der Ausgabenseite muss die Stadt auch die Einnahmen verbessern. Die Erschliessung der grossen Baulandreserve Obermatte, deren traumhafte Lage gute Steuerzahler anlocken soll, lehnte das Stimmvolk im Sommer aber ab. «Es kann nicht sein, dass sich der Stadtrat nur auf etwas konzentriert ohne einen Plan B», sagt Uwe Schewe dazu.

Die Klingnauer würden zu den besten Steuerzahler des Bezirks zählen, ergänzt er. Dies habe eine Auswertung des Kantons kürzlich gezeigt. «Die Frage ist: Wie lockt man noch mehr an, abgesehen von der Obermatte?»

Nach wie vor sieht der Stadtrat in der Obermatte respektive in der ganzen Stadt ein moderates Wachstum vor. «Wir sprechen hier von rund 500 Zuzügern in den nächsten 30 bis 40 Jahren über das ganze Gemeindegebiet», sagt Elvira Mrose.