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«Gefährliches Wochenende»: Mit einem Jahr Verspätung zeigt das Theater Wiwa seine 31. Produktion

Überall Misstrauen: Christel Imhof (links) als Schwiegermutter und Katharina Theurer als Gillian Howard befürchten das Schlimmste.

Die Premiere vom Kriminalstück «Gefährliches Wochenende» am Samstag in der Kultschüür kam gut an. Obwohl das Publikum zahlenmässig überschaubar war, deckte es die Akteure vom Theater Wiwa nach dem dramatischen Finale mit viel Applaus ein – was absolut verdient war, denn auf der Bühne lief es wie am Schnürchen.

Die Aufführung unter der Regie von Martin Willi machte einen professionellen Eindruck, weshalb sie mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Aber das kann ja noch werden: Bis 18. Dezember gibt es neun weitere Gelegenheiten, dem Schauspiel beizuwohnen. Und das muss nicht unbedingt an einem Wochenende sein, da es auch an drei Mittwochabenden auf dem Programm steht. Es ist die 31. Produktion des Theaters Wiwa.

Es wird endlich wieder Theater gespielt

«Gefährliches Wochenende» von Glyn Jones war eigentlich für letztes Jahr geplant, fiel aber damals der Pandemie zum Opfer. Das fiese Virus mochte für die geringe Resonanz am Samstag verantwortlich sein, konnte jedoch nicht verhindern, dass endlich wieder Theater gespielt wird – und wie.

Die Schauspielerinnen Petra Sonder, Brigitte Vogel, Christine Vogler und Katharina Theurer (von links) überzeugen in ihren Rollen.

Schon der Anfang, obwohl er nichts Gutes ahnen liess, vermochte zu packen. Die Krimiautorin Gillian Howard, gespielt von Katharina Theurer, und deren Verlegerin Irene Knight (Brigitte Vogel) kehren nach der Preisverleihung für einen Roman am späten Abend in die Wohnung zurück. Dort liegt ein Päckchen mit brisantem Inhalt: eine Kopie des preisgekrönten Buches, jedoch ohne Nennung des Absenders.

Es folgen weitere seltsame Ereignisse: ein defekter Gasofen, Fehler in der Elektrik, Gift in der Cognacflasche. Das Ergebnis: eine Schriftstellerin, die von der sich entladenden Spannung – ein Knall hier, ein Knall dort –in den Krankenstand geschickt wird. Ausserdem eine Verlegerin, welcher der Griff zur Flasche zu sehr ans Herz geht. Immerhin: Beide überleben die Attentate, von deren Urhebern jede Spur fehlt.

Die herbeigerufene Ärztin Rita Spence, dargestellt von Petra Sonder, kommt eifrig ihrer Pflicht nach, ebenso die Schwiegermutter (Christel Imhof) und die Sekretärin (Christine Vogler). Alle beteuern ihre Unschuld, der oder die Täter bleiben unbekannt. Klar ist nur: Jemand trachtet nach dem Leben der Autorin und nimmt dafür das preisgekrönte Buch als Vorlage.

Unsichtbare Stimmen spielen wichtige Rolle

Dann ist da noch das Telefon. Ständig klingelt es. Am Anfang wird der Hörer gar nicht abgenommen, schliesslich ist es 1 Uhr früh. Als es dann doch benutzt wird, ertönen die Stimmen von der Empore.

Dort befinden sich vier weitere Akteure des Theater Wiwa: Regina Erhard, Kelly Schnetzler, Roland Dinkel, Martin Willi. Ihr Job: Gespräche führen mit den Damen auf der Bühne. Obwohl nicht sichtbar für das Publikum, spielen sie eine entscheidende Rolle, denn sie führen die vielen Einzelteile wie ein Puzzle zu einem Ganzen zusammen. Das, wie kann es anders sein, aus Beziehungen, Betrug und anderen Formen der Niedertracht besteht.

Die Spannung hält bis zum Schluss

Den fünf Schauspielerinnen auf der Bühne gelingt das Kunststück, eine auf einen einzigen Raum konzentrierte Handlung, die wiederum ohne viel Action auskommt, mit einer Spannung aufzuladen, die sich bis zum Schluss hält. Katharina Theurer als Krimiautorin wird ihrer Hauptrolle durchgehend gerecht. Wie sie die Hinterlist erahnt, wie verstört sie darauf reagiert und wie sie sich daraus mit einer Gegenlist befreit, hat Klasse.

Ebenso Petra Sonder als Ärztin, die überaus nett wie der Wolf im Schafspelz agiert. Brigitte Vogel, Christel Imhof und Christine Vogler halten das hohe Niveau des Theaterstücks aufrecht. Speziell: Alle reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist – Schweizerdeutsch, Hochdeutsch, Alemannisch. Das hat das Original nicht zu bieten.