Sie sind hier: Home > Aargau > Kleine aber feine Runde: Ein Symposium am 100. Geburtstag von Erwin Rehmann stellt sich neuen Aspekten seiner Kunst

Kleine aber feine Runde: Ein Symposium am 100. Geburtstag von Erwin Rehmann stellt sich neuen Aspekten seiner Kunst

Erwin Rehmann (1921 bis 2020) hielt sein Leben als Bildhauer in dem dreiteiligen Buch «Memesis» fest. Auch seine Ausstellungstätigkeit und die öffentlichen Aufträge sind gut dokumentiert. Dennoch gibt es immer noch Ereignisse und Situationen, die eine genauere Untersuchung lohnen.

Erwin Rehmann wäre am 27. November 100 Jahre alt geworden

Zu Ehren von Erwin Rehmann – er wäre am Samstag, 27. November, 100 Jahre alt geworden – konnte das Rehmann-Museum Olivia Miller von der University of Arizona Museum of Art in Tucson (USA) sowie Ariane Coulondre vom Centre Pompidou in Paris gewinnen, Videobeiträge zu erstellen.

Darin berichten die Kuratorinnen fachkundig über zwei Werke des Künstlers, die im Besitz der beiden Museen sind. Die Beiträge waren Teil des am Samstag erstmalig durchgeführten internationalen Symposiums im Rehmann Museum. Ein Dutzend Personen nahm daran teil – eine kleine Runde also, was Christoph Rehmann-Sutter, ein Sohn des Bildhauers, nicht störte.

Im Gegenteil: Ein Symposium könne eine Tischgruppe sein, erklärte er, beziehungsweise eine überschaubare Forschungsgruppe. Zweck des Symposiums sei, Fragen nach dem Werk von Erwin Rehmann nachzugehen – was hält es zusammen, was macht es aus, welche Ideen stecken dahinter, so Rehmann-Sutter.

«Earth is born» hiess der Videobeitrag von Olivia Miller, kleines Bild rechts oben.

Schenkung in die permanente Sammlung das Centre Pompidou in Paris

Im Fokus standen die in Tucson stehende Arbeit «Earth is born», entstanden in der sogenannten Raumguss-Phase in den 1980er-Jahren, sowie «Aufgesägter Bronzeleib XII-1969». Letzteren wollte Erwin Rehmann nie verkaufen, er habe ihn einem Museum vorbehalten, berichtete Ariane Coulondre. Durch die Vermittlung von Marcel Joray, einem Förderer der Schweizer Bildhauerei, gelangte der Bronzelaib, nachdem er in mehreren Ausstellungen in der Schweiz gezeigt worden war, als Schenkung in die permanente Sammlung das Centre Pompidou.

Erwin Rehmann war zweimal in den USA

Rehmann begab sich auch über den grossen Teich – zuerst in den 1960er-Jahren, als er die USA per Greyhound-Bus bereiste. Die zweite Berührung mit dem Land erfolgte 1982 durch seine Teilnahme an einer internationalen Skulpturenausstellung in San Francisco/Oakland. Dort zeigte er die «Zweiteilige bronzene Raumguss-Wand IV-1981». Das Werk blieb in den USA und gelangte durch Vermittlung des Industriellen Walter Franke nach Tucson. «Es gibt nichts Vergleichbares in der Sammlung», berichtete Olivia Miller.

Rehmann sah Vertrag mit Galerie als «Freiheitseinschränkung»

Rehmanns Werk wurde 1985 in die Hauptbibliothek der Universität von Arizona verlegt. Während seines USA-Aufenthaltes erklärte Erwin Rehmann: «Ohne Manager schien ich da keine Existenzchance zu haben. Also hätte ich mit einer Galerie einen Vertrag abzuschliessen. Das aber kannte ich bereits aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland und wusste, was das für eine Freiheitseinschränkung mit sich zieht.»

Zurück nach Laufenburg: Dort soll die von Erwin Rehmann im Alter von über 70 Jahren geschaffene grosse Skulptur «Panta Rhei» aus Chromstahl errichtet werden. Letzter Standort war die Elektrowatt in Zürich. Wegen eines umfassenden Umbaus des Bürogebäudes muss die Skulptur umplatziert werden – «eine Chance für Laufenburg und das Rehmann-Museum», fand Stiftungsratspräsident Rudolf Lüscher.

Baugesuch muss neu aufgelegt werden

Die Stadt Laufenburg bewilligte dem Museum eine befristete Platzierung nach vorgängigem Baubewilligungsverfahren an der Kantonsstrasse. Der Kanton Aargau forderte jedoch eine Standortoptimierung, weshalb das Baugesuch – es beinhaltet nun eine Drehung der Skulptur um 180 Grad – neu aufgelegt werden muss. Lüscher sagte:

«Im Gespräch mit der Stadt Laufenburg wird eine dauerhafte Platzierung angestrebt. ‹Panta Rhei› passt wunderbar.»

Weitere Referenten waren Patrizia Solombrino, Geschäftsführerin des Rehmann-Museums, und Kurator Tyrone Richards.