Lego-Erben bauen Gebäude nach Vorbild von Google um – auf dem Dach entsteht eine Tartanbahn

Spreitenbach veränderte sich in den vergangenen Jahren stark – vor allem auch im Hinblick auf die Limmattalbahn. Das zieht neue Investoren und Unternehmen an. Firmen, die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legen, erhalten hier nun einen Ort, der ihren Angestellten Ungewöhnliches bietet: Zum «Ecopark Tivoli» gehört ein 2000 Quadratmeter grosser Dachgarten mit eigener Tartanbahn. An der Pfadackerstrasse 10, mit direkter Anbindung zum Shoppi Tivoli, entsteht die «momentan beste Adresse für verantwortungsbewusste Unternehmen», wie das Gebäude angepriesen wird.

Vor nicht allzu langer Zeit geschäftete hier noch die Limmatdruck AG, die wegen «schlechter Performance» Anfang 2020 ihre Tore für immer schliessen musste. Eine 43-jährige Spreitenbacher Firmengeschichte endete, 120 Mitarbeitende mussten sich eine neue Stelle suchen.

Die frühere Limmatdruck AG verwandelt sich bis Ende 2022 in den Ecopark: Auf den Dächern entstehen Photovoltaikanlagen und dazwischen ein Dachgarten mit 3 bis 4 Meter hohen Bäumen.

Die frühere Limmatdruck AG verwandelt sich bis Ende 2022 in den Ecopark: Auf den Dächern entstehen Photovoltaikanlagen und dazwischen ein Dachgarten mit 3 bis 4 Meter hohen Bäumen.

Visualisierung: zvg

Nun gehört das mehrstöckige Gebäude mit rund 20’000 Quadratmetern Fläche der Kirkbi Real Estate. Dahinter steckt niemand Geringeres als eine Holding der milliardenschweren dänischen Lego-Erbenfamilie Kristiansen, die einen Teil des Vermögens verwaltet.

Der Schweizer Hauptsitz der Holding befindet sich in Baar, wo auch 20 Jahre lang, bis 2004, Legos produziert wurden. Investiert ist das Unternehmen in der Schweiz ausschliesslich im deutschsprachigen Raum, darunter auch in Baden. So gehören Kirkbi zwei ehemalige ABB-Gebäude in Baden. In einem davon ist seit 2019 Ansaldo Energia Schweiz eingemietet. Zur Feier des Einzugs erhielt Ansaldo eine Lego-Gasturbine als Geschenk.

In Baden gab es 2019 zur Feier des Einzugs eine Gasturbine aus Lego geschenkt.

In Baden gab es 2019 zur Feier des Einzugs eine Gasturbine aus Lego geschenkt.

Alex Spichale (25. April 2019)

Dass etwas Ähnliches dereinst auch im Ecopark in Spreitenbach zu stehen kommt, das glaubt Kirkbis Real Estate-Manager Daniel Kunz eher nicht. Er führt die AZ durch das Gebäude, in dem gerade erst die Abbrucharbeiten gestartet sind. Vor wenigen Wochen hatte der Spreitenbacher Gemeinderat die Bewilligung für die Totalsanierung gesprochen, die rund 20 Millionen Franken kostet. Voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres ist der Ecopark bezugsbereit, ganz fertig soll der Umbau Ende 2022 sein.

Daniel Kunz ist Real Estate-Manager bei der Kirkbi AG.

Daniel Kunz ist Real Estate-Manager bei der Kirkbi AG.

Valentin Hehli

Dann erhalten hier Unternehmen und deren Angestellte einen nahezu klimaneutralen Rahmen mit speziellem Benefit. Nachhaltigkeit und «ESG-Kriterien» haben bei Kirkbi oberste Priorität, sagt Kunz. ESG steht für «Environmental, Social and Governance», für Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Bei Kirkbi bedeutet das «verantwortungsvolle Eigentümerschaft»: Der Fokus liege auf ökologischen, sozialen und ökonomischen Faktoren.

«Geheizt wird mit Fernwärme des Regiowerks Limeco, und für die Kühlung arbeiten wir mit dem Shoppi Tivoli zusammen, das die Kälteinstallationen ebenfalls erneuern wird», erklärt Kunz. Auf fossile Brennstoffe wird genauso verzichtet wie auf Storen. Stattdessen werden in die hohen Räume vom Boden bis zur Decke reichende Spezialgläser eingebaut, die bei starkem Sonnenlicht automatisch abdunkeln. Auf den Dächern werden Fotovoltaikanlagen installiert, um Sonnenenergie nutzen zu können.

So soll es dereinst auf dem Dach aussehen: Das Wohlbefinden der Angestellten steht im Fokus.

So soll es dereinst auf dem Dach aussehen: Das Wohlbefinden der Angestellten steht im Fokus.

Visualisierung: zvg

Das Herzstück des Ecoparks wird aber der über 2000 Quadratmeter grosse Dachgarten sein, auf dem sich die künftigen Angestellten der eingemieteten Unternehmen treffen, grillieren, aber auch arbeiten oder Sporttreiben können. Geplant sind unter anderem eine Tartanbahn, drei bis vier Meter hohe Bäume und eine Outdoor-Küche. Kunz sagt:

«Die Grundidee zum Dachpark
haben wir uns bei Google
abgeschaut.»

Im Zürcher Sitz des US-amerikanischen Unternehmens wurden die Räumlichkeiten so gestaltet, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern «etwas geboten wird, das nicht alltäglich ist», erklärt er. In Spreitenbach wird das ab dem nächsten Jahr der grosse Park auf dem Dach sein.

Fast täglich würden sich Interessenten melden, sagt Kunz. Intensive Gespräche finden aktuell mit drei Firmen statt, die mehr als 5000 Quadratmeter grosse Flächen benötigen. Laut Kunz vor allem solche, die grossen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Mit der Schweizer Vertretung der Gebrüder Becker GmbH, die Vakuumpumpen produziert und aktuell noch in Dübendorf geschäftet, konnte bereits der erste Vertrag mit einer Mieterin abgeschlossen werden. Mit weiteren Firmen stehe man kurz vor dem Abschluss.

Ein grosser Wunsch sei es auch, ein Fitnesscenter für den Ecopark zu gewinnen. Damit die Angestellten bei schlechtem Wetter auch drinnen trainieren könnten. Bisher habe sich aber noch keines gemeldet, sagt Kunz.

Abbrucharbeiten: Im Innern der früheren Druckerei liegen aktuell Ziegelsteine wie riesige Legoklötzchen herum.

Abbrucharbeiten: Im Innern der früheren Druckerei liegen aktuell Ziegelsteine wie riesige Legoklötzchen herum.

Valentin Hehli