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Kampfwahl geht in die zweite Runde: Wer erneut antritt und wer noch entscheiden muss

Die Entscheidung um die historische Wahl in Lengnau geht in die zweite Runde: Keiner der Gemeinderatskandidaten erreichte im ersten Wahlgang um den fünften Gemeinderatssitz das absolute Mehr von 524 Stimmen. Die Wahl ist unabhängig von deren Ausgang richtungsweisend, weil «Die Mitte» erstmals ihren Sitz in der Exekutive verliert, die SP zum ersten Mal einen zweiten Sitz oder die SVP einen dritten Sitz erobern könnte.

SP-Grossrat und Gemeinderatskandidat David Burgherr.

Bis jetzt hat sich erst David Burgherr (SP) entschieden, nochmals anzutreten, wie er auf Nachfrage bestätigt. Er erreichte im ersten Wahlgang 398 Stimmen und somit fast 120 mehr als der Zweitplatzierte Werner Jetzer (SVP) mit 279 Stimmen.

Der SP-Grossrat freut sich über sein gutes Ergebnis. Zwar hoffe jeder, der antrete, dass es schon beim ersten Anlauf reicht. «Bei so vielen Kandidaten habe ich aber mit einem zweiten Wahlgang gerechnet», sagt er. Seine Anmeldung für den zweiten Wahlgang habe er bereits abgegeben.

Zwar geniesst der 46-Jährige einen grossen Vorsprung auf die anderen Kandidaten, doch er gibt zu bedenken: «Sie alle gehören dem bürgerlichen Lager an.» Gemeinsam vereinen Werner Jetzer, der parteilose Patric Suter, der sich selbst zu den Bürgerlichen zählt, und Lukas Müller (Die Mitte) etwas über 620 Stimmen auf sich, was 60 Prozent entspricht. Kann sich das Lager auf einen Kandidaten für den zweiten Wahlgang einigen, hätte dieser reelle Chancen, gewählt zu werden.

Für den zweiten Wahlgang können sich alle Stimmbürgerinnen anmelden

David Burgherr glaubt, dass ihm im zweiten Wahlgang durchaus bürgerliche Stimmen zufallen könnten − von Wählerinnen und Wählern, die zwar meistens bürgerlich wählen, aber nicht drei SVP-Mitglieder im fünfköpfigen Gemeinderat haben wollen. Denn dies könnte zur Folge haben, dass über Geschäfte kaum noch diskutiert werde. «Denn wenn eine Partei die Mehrheit stellt, kann sie ihre Interessen einseitig durchdrücken», so der Schulleiter der Sekundarschule in Niederweningen.

«Im zweiten Wahlgang ist aber ohnehin alles wieder offen.» Denn gemäss Paragraf 32 des Gesetzes über die politischen Rechte können sich nochmals alle Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bis zum 8. Dezember um 12 Uhr für den zweiten Wahlgang anmelden. Wählbar ist im zweiten Wahlgang aber nur, wer sich auch offiziell angemeldet hat.

Werner Jetzer will für die SVP in den Gemeinderat. 

Während sich Lukas Müller (Die Mitte) schon vor dem ersten Wahlgang aus beruflichen Gründen aus dem Wahlkampf zurückzog, ist bei SVP-Kandidat Werner Jetzer und Patric Suter noch offen, ob sie erneut antreten. Mit Ortspartei-Präsident Werner Laube habe bereits ein erstes Gespräch stattgefunden, sagt Werner Jetzer. «Wir werden das weitere Vorgehen aber noch mit der ganzen Parteileitung besprechen und dann entscheiden», sagt der 62-Jährige.

Über sein gutes Ergebnis freut sich der frühere Sachbearbeiter im Servicegeschäft bei General Electric im Bereich Gasturbinen, für die er in der Welt herumreiste. «Ich bin zufrieden, ganz klar», sagt Werner Jetzer. Bei vier Kandidaten sei es schwierig abzuschätzen gewesen, wie viele Stimmen er als inoffizieller Kandidat holen werde. Werner Jetzer stieg nach Anmeldeschluss ins Rennen, nachdem sich Mitte-Kandidat Lukas Müller zurückgezogen hatte.

Patric Suter tritt als Parteiloser an, zählt sich aber zu den Bürgerlichen. 

Um die bürgerlichen Kräfte möglichst zu bündeln, sei denkbar, dass er sich mit Patric Suter zum Gespräch treffen werden, sagt Werner Jetzer. Das befürwortet auch Patric Suter, wie er bestätigt. Mit seinem Wahlresultat ist er sehr zufrieden. «Ich freue mich, dass so viele Wählerinnen und Wähler an mich glauben», sagt der 28-jährige Zimmermann-Vorarbeiter und neu Holzbau-Polier – er hat die Prüfung vor einem Monat bestanden. Nun sei es umso wichtiger, gegen David Burgherr noch einen Bürgerlichen in den zweiten Wahlgang zu schicken, um die Stimmen aus diesem Lager möglichst auf einer Person vereinen zu können.