
Die nächste Peinlichkeit in Überzahl: Nach dem Platzverweis für Schaffhausen verliert Aarau 0:2













38 Minuten lang ist es ein müder Kick in Schaffhausen, 38 Minuten lang bleibt die Abwehrumstellung von Vierer- auf Dreierkette durch FCA-Trainer Stephan Keller das einzig Erwähnenswerte. Doch dann kommt Farbe ins Spiel: Rot für den Schaffhauser Axel Müller. Sein Foul als hinterster Verteidiger führt zum vertretbaren, aber harten Verdikt durch Schiedsrichterin Staubli, die sich für die Maximalstrafe entscheidet, obwohl der Aarauer Almeida den Ball auch ohne das Foul an ihm nicht mehr erreicht hätte. Item: Plötzlich spricht alles für die Gäste. Doch war da nicht was?

Passend zur trüben Stimmung im Stadion melden sich die bösen Geister vom 27. August zurück: Damals stand es zwischen dem FCA und Vaduz 1:1, als ein Liechtensteiner vom Platz flog und man dachte: Freie Fahrt für Aarau zum Sieg. Fünf Minuten später führte Vaduz 3:1 – gleichzeitig das Endresultat.
FCA in Überzahl erschreckend harmlos
In Schaffhausen dauert es sieben Minuten, bis sich der FC Aarau erneut in Überzahl düpieren lässt. Erst kann Simon Enzler gegen Bislimi das Unheil noch abwenden, ehe der FCA-Goalie nach dem darauffolgenden Corner und dem Kopfball von Müller chancenlos ist. Dann bittet die Unparteiische die Teams zur Halbzeitpause – verbunden mit der Frage: Rüsten sich die Aarauer in die Kabine für den Gegenschlag? 45 Minuten lang mit einem Spieler mehr gegen spielerisch limitierte Schaffhauser – das müsste doch reichen für die Wende.
Es dauert nach dem Wiederanpfiff nicht lange bis zur Antwort – und diese fällt aus FCA-Sicht ernüchternd aus: Auch in Überzahl agieren die Gäste im Vorwärtsgang erschreckend harmlos. Mehr noch: Während die Schaffhauser ihren Vorsprung leidenschaftlich verteidigen, ist bei den Spielern des FC Aarau von dieser Attitüde nichts spürbar. Phasenweise überheblich treten sie auf, ohne Wille für den bedingungslosen Kampf, keine Tempoverschärfung, nichts.

Klar – der Ausfall von Kevin Spadanuda (gesperrt) wiegt schwer, seinen Topskorer kann auch der FCA nicht eins zu eins ersetzen. Aber was Spadanudas Vertreter bieten, ist dennoch bedenklich: Mittelstürmer Mickael Almeida ist abgesehen von der Szene, die zum Platzverweis führt, unsichtbar. Dem hochgelobten Rrudhani gelingt auf der Zehnerposition nichts. Balajs Flanken und Dribblings führen ins Nichts. Und Schneider zeigt, dass er ein feiner Techniker ist, im Strafraum aber grösstenteils die Gefahr eines Welpen ausstrahlt.
So braucht es neben dem grossen Einsatzwillen nicht viel Können der Schaffhauser, um die Aarauer Angriffswellen zu brechen. Im Gegenteil: Sie finden ihrerseits Raum zum Aufbauen und sind mit ihrer Handvoll Vorstösse um einiges gefährlicher als die dauerangreifenden und personell überlegenen Gäste. Und so verdient sich Schaffhausen nach 68 Minuten dann auch das 2:0 durch Rodriguez, dem Treffer vorausgegangen ist ein Pfostenschuss von Gonzalez.
FC Schaffhausen – FC Aarau 2:0 (1:0)
wefox Arena. – 700 Zuschauer. – SR: Staubli. – Tore: 45. S. Müller 1:0. 68. Rodriguez 2:0.
Schaffhausen: Ruberto; Krasniqi, S. Müller, Padula, Lika; Hamdiu; Bislimi (83. Fehr), Rodriguez (74. Del Toro), A. Müller; Ardaiz (46. Gonzalez), Prtajin (90. Kalem).
Aarau: Enzler; Giger, Thaler (53. Avdyli), Bergsma, Conus; Jäckle, Bunjaku; Balaj, Schneider (63. Aratore), Rrudhani; Almeida.
Bemerkungen: Schaffhausen ohne Maouche, Menezes (beide verletzt), Bajrami, Sahitaj, Talic, Vukasinovic und Wick (alle nicht im Aufgebot). Aarau ohne Spadanuda (gesperrt), Gashi, Qollaku, Thiesson (alle verletzt) und Senyurt (nicht im Aufgebot). – Verwarnung: 85. Almeida (Foulspiel). – Platzverweis: 38. A. Müller (Notbremse).
Zum zweiten Mal in dieser Saison kassiert Aarau zwei Gegentreffer in Überzahl. Peinlich für einen Aufstiegsaspiranten. Von Zufall zu sprechen wäre verkehrt, vielmehr dürfte das Problem in den Köpfen der Spieler liegen. Fühlen sie sich nach einem Platzverweis für den Gegner zu sicher? Denken sie, die drei Punkte werden mit einem Mann mehr zum Selbstläufer?

Die unnötige und fahrlässige Niederlage fällt umso schwerer ins Gewicht, da auf den anderen Plätzen einmal mehr alles für Aarau lief: Winterthur verliert in Yverdon, Thun in Lausanne. Mit einem Sieg wäre Aarau auf Rang 2 gesprungen – nun sind sie Rang 9 wieder näher als dem Leaderthron.