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Auf die Gemeinde mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung wartet die nächste Steuererhöhung

Die finanzielle Situation der Gemeinde Mägenwil ist äusserst angespannt. Die Nettoschuld pro Kopf der Mägenwiler Bevölkerung betrug 2020 rund 8000 Franken. Das ist der Spitzenwert im Aargau. Der Durchschnittswert im Kanton lag 2020 bei einer Pro-Kopf-Verschuldung von 229 Franken.

Der Gemeinderat sieht dringenden Handlungsbedarf. An der Gemeindeversammlung vom 3. Dezember soll der Steuerfuss um fünf Prozentpunkte auf 113 Prozent erhöht werden. Selbst bei einer Annahme rechnet das Budget 2022 mit einem Aufwandüberschuss von 336’000 Franken.

2014 war der Steuerfuss noch bei 85 Prozent

Der Blick zurück zeigt eine unrühmliche Entwicklung. Noch im Jahr 2014 lag der Steuerfuss in der Gemeinde bei 85 Prozent. Danach folgten nahezu jährlich Erhöhungen. Per 2019 stieg der Steuerfuss in Mägenwil von 103 auf die aktuellen 108 Prozent. Der Gemeinderat beantragte damals eine Erhöhung auf 110 Prozent, diese wurde von der Stimmbevölkerung jedoch abgelehnt. Man einigte sich schliesslich auf 108 Prozent.

Die unmittelbaren Aussichten sind ebenfalls nicht rosig. Die Steuererträge der natürlichen Personen entwickeln sich nicht wie erhofft. Für 2021 waren Einkommens- und Vermögenssteuern von 5 Millionen Franken budgetiert. Die aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass dieser Betrag nicht erreicht wird, wie die Gemeinde mitteilt.

Weitere Furcht vor Mindereinnahmen

Weiter fürchtet die Gemeinde Mindereinnahmen durch die geplante Steuergesetzrevision. «Diese wird zur Folge haben, dass die Steuererträge der natürlichen Personen zurückgehen und die Aktiensteuern sich weniger stark entwickeln als ohne Revision des Steuergesetzes», so die Gemeinde.

Der abtretende Ammann Marin Leuthard (Mitte) zeigt sich aber zuversichtlich, dass sich die Finanzlage dank dem absehbaren Wachstum der Bevölkerung in den nächsten Jahren verbessern wird. Zuletzt hinkte das bauliche Wachstum den Erwartungen hinterher. Grossüberbauungen konnten nicht in dem Tempo realisiert werden, wie ursprünglich gedacht, Zuzüger und damit potenzielle Steuerzahler spülten kein Geld in die Gemeindekasse.

Verkauf Altes Schulhaus für 450’000 Franken

Eine Finanzspritze erhofft sich die Gemeinde durch den Verkauf der Liegenschaft Altes Schulhaus. Der Gemeinderat bemüht sich seit längerer Zeit, einen Käufer zu finden. Das zweigeschossige, 1809 erbaute Gebäude mit Substanzschutz gehört zu den Kulturgütern der Gemeinde und diente bis 1930 als Schulhaus. Zuletzt wurde es nur wenig genutzt. An der Gmeind ist nun der Verkauf für 450’000 Franken an Ecaterina Puricel aus Zürich traktandiert.

Geplant ist danach eine Nutzung durch die Orthodoxe Gemeinde der Freien Rumänen Schweiz. Die Orthodoxe Kirche äusserte bereits Ende 2020 Interesse, die Liegenschaft zu erwerben, bevor jedoch die Verkaufsverhandlungen starteten, zog sie ihr Angebot zurück. Im Sommer 2021 wurde der Gemeinderat erneut kontaktiert. Ecaterina Puricel ist die Tochter des Vorstehers (Priesters) der Kirche. Geplant ist eine Nutzung für Gottesdienste, als Museum und als Praxis für psychologische Maltherapien.