
Melliker Ammann nach Nein zur Grossfusion: «Muss mir nun überlegen, wie ich weitermachen will»
Wie gross ist Ihre Enttäuschung?
Rolf Laube: Ich hätte auch gerne mitgejubelt, das ist unbestritten. Das Resultat muss ich nun erst einmal verdauen. Ich bin sehr enttäuscht, akzeptiere und respektiere aber den demokratischen Mehrheitsentscheid. Ich muss mir nun überlegen, wie ich weitermachen will. In den vergangenen Monaten habe ich als Vorsitzender der Projektleitung sehr viel Herzblut in die Fusion einfliessen lassen.
Mellikon ist die einzige Gemeinde, die eine Fusion abgelehnt hat. Worauf führen Sie das Resultat zurück?
Die Ausgangslage war von Beginn an nicht einfach, weil der Gesamtgemeinderat eine Ablehnung empfahl, ich persönlich aber eine Fusion sinnvoll fand. An der Gemeindeversammlung im Frühling waren die Befürworter noch in der Mehrheit, und bis vor vier, fünf Wochen war es in Mellikon ruhig. Danach gingen die Fusions-Kritiker in die Offensive und schafften es, die eine oder andere unsichere Stimme für sich zu gewinnen. Das Argument, die Mitbestimmung der Melliker Bürgerinnen und Bürger werde künftig abnehmen, gab vermutlich den Ausschlag. Ich bin aber nach wie vor überzeugt, dass wir von einer Fusion stark profitiert hätten.
Wie will eine so kleine Gemeinde wie Mellikon die Eigenständigkeit bewerkstelligen? Bisher wurden viele Herausforderungen innerhalb von Verbänden gelöst. Diese Möglichkeit fällt nun weg.
Es wartet sehr, sehr viel Arbeit auf uns. Die Ausgangslage ist folgende: Mellikon wird ab 2022 in drei Himmelsrichtungen von einer Grossgemeinde umgeben sein, und im Norden grenzen wir an den Rhein beziehungsweise Deutschland. Wir sind also eingepfercht und auf uns gestellt. Nicht gerade eine prickelnde Perspektive. Es wird nun in erster Linie um die Frage gehen, wie unsere Verwaltung aufgestellt werden soll. Wir haben zwei Möglichkeiten: Erstens können wir eine komplett eigene Verwaltung aufstellen – nicht einfach für eine so kleine Gemeinde, wie wir es sind. Zweitens könnten wir versuchen, in irgendeiner Form Anschluss zu finden, sei es bei der neuen Gemeinde Zurzach oder bei einem eigenständigen Ort in der Nähe, etwa Siglistorf oder Fisibach. Natürlich gäbe es in diesem Fall viele Verträge anzupassen und neu zu unterzeichnen. Welchen Weg wir auch wählen: Die Eigenständigkeit zu meistern, wird sehr anspruchsvoll.
Sechs Stimmen gaben bei der Abstimmung den Ausschlag. Steht das Dorf vor einer Zerreissprobe?
Das könnte ich mir ehrlich gesagt schon vorstellen. Es gab fast ebenso viele Befürworter wie Gegner. Ich bin gespannt, ob es weitere Diskussionen gibt. Das Referendum gegen den Urnenentscheid kann zwar nicht gestellt werden, aber es gäbe die Möglichkeit, ein Wiederwägungsgesuch beim Gemeinderat zu stellen mit der Forderung, er solle neue Verhandlungen aufnehmen.