Mit diesen Kandidaten will die CVP den zweiten Sitz zurückerobern – doch das wird nicht einfach

16 Namen: Das ist die CVP-Liste

1. Ruth Humbel (bisher) 2. Marianne Binder-Keller 3. Sabine Sutter-Suter 4. Andreas Meier 5. Werner Müller 6. Alfons Paul Kaufmann 7. Christina Bachmann-Roth 8. Jürg Baur 9. Oliver Hunziker 10. Daniel Käppeli 11. Karin Koch Wick 12. Isabell Landolfo 13. Harry Lütolf 14. Marion Pfister 15. Edith Saner 16. Pia Viel

Gegen 200 CVP-Mitglieder haben gam Donnerstagabend in Neuenhof ihre 16 Kandidatinnen und Kandidaten für die Nationalratswahlen vom Herbst auf den Schild gehoben. Der Anlass fand in stimmungsvollem Rahmen in der neuen Aula statt. Man stärkte sich dazu mit warmem Winzerschinken und Kartoffelsalat schon mal für den Wahlkampf.

Der wird nicht einfach. Einst hielt die CVP nämlich als in vielen Regionen dominierende Partei und mit bis 23 Prozent Wähleranteil im Aargau bis vier Nationalratssitze. Und sie stellte bis 1995 traditionell einen Ständerat. Heute ist sie in Bern nur mit einer Nationalrätin vertreten, mit Ruth Humbel. Bei den Wahlen 2011 hat die Partei zwei ihrer damals drei Nationalratssitze verloren. Ein erster Anlauf, einen zurückzuerobern, scheiterte 2015 trotz einer Listenverbindung mit SVP und FDP.

Drei Frauen voran

Gemeinsam werde man alles daransetzen, dass die CVP wieder zur Stärke gelangt, die sie als staatstragende Kraft verdiene, und einen zweiten Nationalratssitz erobert, beschwor Parteipräsidentin und Grossrätin Marianne Binder denn auch gestern Abend ihre Basis. Für sie sei es ein grosser Moment, «mit solch hervorragenden Persönlichkeiten gemeinsam in den Wahlkampf zu steigen. Wahlkampf ist die schönste Zeit im Leben von Politikern», sagte sie.

Sie geisselte den Umstand, dass die Politik nur zuschaut, wenn Industrieperlen an autoritäre Staaten wie China verscherbelt werden. Das sei naiver Liberalismus, so Binder kopfschüttelnd. Ihre Partei als Mittepartei empfiehlt sie für ein Miteinander, gerade wenn es um eine nachhaltige Umwelt-, Gesundheits-, oder Familienpolitik geht. Das Bewusstsein für Ökonomie und Ökologie habe die CVP gewissermassen in der DNA.

Doch wen will die CVP nach Bern schicken? Auffallend ist beim Blick auf die Liste (vgl. nachfolgende Box), dass Frauen die ersten drei Listenplätze besetzen. Allen voran Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel (bisher), gefolgt von Marianne Binder-Keller (die auch für den Ständerat antritt) und von Grossrätin Sabine Sutter-Suter, Präsidentin der CVP Frauen. Dann folgt mit dem Winzer und Grossrat Andreas Meier der erste Mann.

Weit vorn auf der Liste ist auch der neue CVP-Fraktionspräsident im Grossen Rat und Malermeister Alfons Paul Kaufmann. Insgesamt steigt die CVP mit neun Frauen und sieben Männern ins Rennen. Unter den Frauen mit dabei sind Pia Viel, Präsidentin des Aargauischen Katholischen Frauenbunds, und Grossrats-Vizepräsidentin Edith Saner.

Ständeratssitz zurückholen

Bei kantonalen Wahlen hat die CVP in der Schweiz in den letzten Jahren am meisten Sitze verloren. Sie kämpft darum, ihren Wähleranteil zu stabilisieren. Bei den Gemeindewahlen letztes Jahr hat sie im Aargau allerdings gut abgeschnitten. So betonte denn auch der nationale Parteipräsident Gerhard Pfister die Wichtigkeit dieser Kantonalpartei für den nationalen Wahlkampf.

Dieser werde weiterhin auf der Strasse entschieden. Dort müsse die CVP präsent sein, damit die Menschen sie spüren. Die CVP Aargau sei eine der bestorganisierten, Binder eine der engagiertesten Kantonalpräsidentinnen, lobte er. Mit ihr ergebe sich die grosse Chance, den Ständeratssitz zurückzuholen.

«Wir löschen die Brände»

Der Aargauer Landstatthalter und Finanzdirektor Markus Dieth forderte mehr Aargauer CVP-Politik in Bern. Man könne sich als die Partei positionieren und präsentieren, «welche in der Zukunft Chancen sieht, welche die Probleme unseres Landes weder gross- noch kleinredet, sondern glaubwürdige Lösungen bietet», so Dieth.

Die CVP sorge für Konkordanz. «Während andere Brände legen, löschen wir sie.» Staatstragend zu sein wie die CVP, werde rar. Diese solle sich weder von links auf die rechte Seite noch von rechts auf die linke Seite schieben lassen, mahnte er. Abstimmungen zeigten, «dass 80 Prozent unserer Meinung sind». Die seien zu mobilisieren, so Dieth unter Applaus.

Gestern Abend hat die CVP-Basis ihre Kandidierenden mit Riesenapplaus ins Rennen geschickt. Man glaubt Marianne Binder, wenn sie sagt, die Stimmung in der Partei sei sehr gut. Jetzt bleiben sieben Monate, um dies in Sitze umzumünzen. Kassensturz ist am 20. Oktober.