
Mit Rekorden zu neuen Staatsweinen
Die vier Gewinner und zwölf Finalisten
Riesling-Sylvaner: Staatswein: Lägere Perle, Christian Steimer, Wettingen.
Im Final: Chalmberger Weinbau, Konrad Zimmermann, Oberflachs; Weinbau Stefan Käser, Oberflachs; Müller Thurgau, Urs Gasser von Fehr&Engeli, Ueken. Alle R-S-Weine haben Jahrgang 2018.
Weisse Spezialitäten: Staatswein: Chardonnay 2016, Weingut Jürg Wetzel, Ennetbaden.
Im Final: Chardonnay Wannenberg 2018, Andreas Meier, Sternen Würenlingen; Wiler Sauvignon Blanc 2018, Guido Oeschger; Zeininger Pinot Gris 2018, Gerhard Wunderlin.
Pinot Noir: Staatswein: Ueker Auslese 2015, Urs Gasser von Fehr&Engeli.
Im Final: Hornusser Spätlese 2017, Daniel Fürst; Herrenberg Exklusiv 2017, Christian Steimer, Wettingen; Spätlese Tegerfelden 2018, Patrik Nauer, Bremgarten.
Rote Spezialitäten: Staatswein: Pinot Noir Signature 2015, Pirmin Umbricht, Untersiggenthal.
Im Final: Goldwand Reserve, Michael Wetzel, Ennetbaden; Cuvée WildSCHwein, Jürg Wetzel, Ennetbaden; Cuvée Hornusser Réserve du Patron, Daniel Fürst.
Der Staatswein wird an Anlässen des Kantons den Gästen ausgeschenkt, meist mit grossem Erfolg.
Der Schwung aus dem genialen Weinjahr 2018 bereitet nicht nur in Nase und Gaumen exzellenten Genuss, er treibt die Winzer zu neuen Höhenflügen. Entsprechend fröhlich und festlich die Stimmung auf Schloss Liebegg. Die vier neuen Aargauer Staatsweine 2019 wurden hier quasi getauft. Nur die Nerven der 16 Finalisten und ihren Frauen blieben bis zuletzt angespannt. Denn aus dem Rekord von 142 eingereichten Weinen, fast doppelt so viele wie im Vorjahr, hatten sie es bei der Degustation durch Profis in die Endrunde geschafft. Keine Frage, von der Qualität her hätten alle den Nimbus Staatswein verdient. Jury-Direktor und Landstatthalter Markus Dieth musste mehr als einmal den Stichentscheid fällen, weil zwei oder drei Weine auf die genau gleiche Punktzahl kamen – auch hinter dem Komma.
Zum Chef der Aargauer Finanzen gehört zum Glück auch die Landwirtschaft und damit der Wein. Dieths Freude an der Spitzenqualität im Aargau ist fast mit Händen greifbar. Er lobt die Branche für ihren Innovationsgeist, kennt viele Winzerinnen und Winzer persönlich. Die höchst professionelle Arbeit im Rebberg und im Keller bringe viele junge Weinbauern landesweit immer wieder an die Spitze.
Aarauer Weine mit Qualität
Weinberge und Reben und das Konzentrat daraus in der Flasche sind ein wertvolles Aargauer Kulturgut. Darum wird der Festanlass auf Schloss Liebegg liebevoll zelebriert. Mit wenig Reden, in den Gläser die grossen Siegerweine aus dem Vorjahr. Keine Wünsche lässt das Essen aus der Küche des Restaurants Eichberg ob Seengen offen.
Die grosse Festgemeinde mit der Jury, Weinbauern und vielen Gästen aus Politik und Wirtschaft wird von Ex-TV-Moderator Heinrich Müller mit Matthias Baumann am Keyboard unterhalten. Bis endlich, endlich Weinexperte Markus Fuchs die Finalwinzer auf die Bühne ruft. Zuerst in der Kategorie der weltweit und im Aargau erfolgreichen Sorte Riesling-Sylvaner, dann bei den weissen Spezialitäten Chardonnay, Sauvignon Blanc und Pinot Gris. Später folgen Pinot Noir und rote Spezialitäten. Doch Fuchs spannt die Finalisten weiter auf die Folter, indem er jeden Wein gekonnt bis zu den einzelnen Duftnoten seziert und das Publikum mit seinem enormen Wissen verblüfft. Der Aargau sei auch im nationalen Vergleich ganz an der Spitze. Erst am Schluss lässt Fuchs die Katze aus dem Sack: Die strahlenden Sieger bekommen ein Gewinner-Zertifikat, alle anderen eine gleich grosse Anerkennungs-Urkunde (siehe Kontext rechts).
Experten und Laien im Final
Bis der Staatswein gekürt ist, braucht es enorme Vorarbeit, durch die Rebbauern vollen Einsatz das ganze Jahr. Dann hat eine Fachjury aus den 142 die 16 besten Weine ausgewählt. An der Finaldegustation im Landwirtschafts-Zentrum Liebegg hielten am Freitag zwölf Profis und Laien ihre Nase tief in die Gläser, mit dabei auch Grossrats-Präsidentin Renata Siegrist-Bachmann. Als Fachspezialist Weinbau beim Kanton leitete Urs Podzorski die Kür zielstrebig. Bewertet wurden die vier Bereiche Bukett, Körper, Reintönigkeit und Gesamteindruck. Bei maximal 20 Punkten erreichten die vier Siegerweine zwischen 18 und 18,5 Punkte.
Für alle Winzer und Weinfreunde hält das Jahr einen weiteren grossen Höhepunkt bereit: An der Fête des Vignerons in Vevey ist am 6. August der Aargauer Tag. Finanzdirektor Dieth ist stolz, weil dabei alle 16 Finalweine ausgeschenkt werden – und zweifellos manchen Kenner zum Staunen bringen. Das Motto in Vevey lautet Cirque d’ArgoVin, darum war auch Johannes Muntwyler, Direktor des Circus Monti, als Spezialgast an der Finaldegustation mit dabei. Seit 35 Jahren gibt es den «Monti» schon, Muntwyler erzählte die wechselvolle Geschichte des Kleinzirkus.
Kühler Start in spätes Jahr
Die Freude über das grosse Ausnahmejahr 2018 wird noch lange nachwirken. Bei den weissen Sorten ist der Genuss schon da, die roten Weine kommen aber erst im Laufe des Herbstes in die Flaschen und Gläser. Aber 2019 zeigt mehr als deutlich, dass Bäume und Reben nicht in den Himmel wachsen. Bei den starken Frösten bis Mitte Mai «sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen», kommentiert Urs Podzorski von der Fachstelle Wein. Im Vergleich zu den frühen Vorjahren sind die Reben derzeit um zwei bis drei Wochen im Rückstand. «Das Wachstum ist verhalten», sagten diverse Weinbauern auf der Liebegg. Das Spitzenjahr wird sich nicht wiederholen, in den Frostregionen ist mit 10 bis 20 Prozent Ausfall zu rechnen. Nach dem Feiern kommt der Alltag.