
Motion von der SVP: Sie will höhere Hürden fürs Gymnasium
Wird der Vorstoss der SVP umgesetzt, müssten die Aargauer Schüler künftig 0.2 Notenpunkte besser abschneiden, um ans Gymnasium zu kommen. In einer Motion fordern die SVP-Grossräte Maya Meier und Christoph Hagenbuch, dass der Schnitt an der Bezirksschule nicht mehr 4,7, sondern 4,9 betragen muss. Damit wollen sie verhindern, dass es zu viele und vor allem zu schlechte Schüler an die Mittelschule schaffen.
«Wir beobachten die Tendenz, dass immer mehr Schüler an die Kanti wollen», sagt die Motionärin Maya Meier. Das führe dazu, dass es den Betrieben an guten Lernenden und damit an Fachkräften fehle. «Es sprechen alle vom Fachkräftemangel, dabei geht vergessen, dass es sich dabei nicht nur um Ingenieure und Ärzte handelt, sondern eben auch um gute Leute im Gewerbe.»
Die Hürden für eine akademische Laufbahn sollen also bereits zu Beginn höher gesetzt werden. Das verhindere auch, dass Schüler diesen Weg einschlagen, die dafür eigentlich nicht geeignet sind.
Wer gehört ans Gymnasium und wer nicht?
Patrick Strössler ist Rektor an der Kantonsschule Zofingen und ausserdem Präsident der Rektorenkonferenz der Kantonsschulen Aargau. Er sieht keinen Handlungsbedarf. Bereits mit der bestehenden Anforderung von einem Notendurchschnitt von 4,7 gebe es kaum Schülerinnen und Schüler, die nach einem Übertritt an die Kanti den Ansprüchen der Mittelschule nicht genügen würden. Das zeige die Tatsache, dass nach dem ersten Jahr nur selten Schüler die Kanti wieder verlassen.
Ausserdem habe der Kanton Aargau im schweizweiten Vergleich eine tiefe gymnasiale Maturitätsquote: So liegt die Quote im Schweizer Schnitt bei 22 Prozent, im Aargau lediglich bei 16,5 Prozent. Auch sieht Strössler, dass sich bereits jetzt gute Schüler für eine Lehre entscheiden würden: «Es gibt viele mittlere bis sehr gute Schüler, die sich bewusst für eine Lehre entscheiden. Die Konkurrenzsituation zwischen Berufslehre und Mittelschule stelle ich nicht fest.»
Die angefragten Rektoren im Kanton Aargau teilen die Meinung von Strössler: Eine Erhöhung des erforderlichen Notendurchschnitts von 4,7 auf 4,9 erachten sie als nicht sinnvoll. Auch die Schülerorganisationen wehren sich gegen höhere Hürden beim Übertritt. Die Leistungen an der Bezirksschule seien nicht unbedingt ein Indikator für den Erfolg am Gymnasium: «Viele Schülerinnen blühen an der Kanti förmlich auf und erbringen brillante Leistungen, obwohl sie es nur knapp in die Kanti geschafft haben», sagt Olivia Chianese von der Schülerorganisation der Kantonsschule Wohlen.
Und würde eine Erhöhung um 0,2 Notenpunkte denn überhaupt etwas ändern? Die Meinungen gehen auseinander. «Ich glaube nicht, dass die 0,2 Punkte einen Unterschied machen würden», sagt Strössler. Anders sieht es Andreas Hunziker, Rektor der Alten Kantonsschule Aarau: «Eine Erhöhung um 0.2 Notenpunkte würde den Übertritt ans Gymnasium deutlich schwieriger machen.»