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50 Kilo Pommes frites und 200 strahlende Gesichter: Diese Znüni-Pause vergessen sie nicht so schnell

«Man muss sich nur ihre Gesichter ansehen, dann weiss man: Der Aufwand hat sich gelohnt», sagt Martin Schneider und lacht. Um den Schulsozialarbeiter herum wimmelt es von Kindern, alle eingepackt in Winterjacken und Mützen und mit einem Grinsen im Gesicht, das von einem Ohr bis zum anderen reicht. In den Händen halten sie je eine dampfende Portion Pommes frites.

Während die meisten der Kinder auf dem Schulhausplatz Badweiher in Muri an diesem Mittwochmorgen mit Essen beschäftigt sind, müssen zwölf von ihnen sich ihr Znüni zuerst verdienen. Die Mitglieder des Schulparlaments Badweiher nehmen an der Kasse das Geld ihrer Kolleginnen und Kollegen entgegen, stellen sicher, dass auch alle in der Schlange bezahlt haben, und sorgen gewissenhaft für genügend Ketchup auf den Pommes frites.

Für eine Portion Pommes frites von Badmeister Martin Burkart haben sich die Schülerinnen und Schüler gerne in die Schlange gestellt. 

Dass heute hier eine Fritteuse samt Ketchup- und Mayonnaisespender stehen, ist unter anderem ihr Verdienst. Denn das Schulparlament, das sich aus jeweils einer oder einem Delegierten aus den zwölf dritten bis sechsten Primarklassen des Badweihers zusammensetzt, wurde genau für solche Aktionen gegründet. «Sie sollen selbst etwas von Grund auf erarbeiten können. Und meine Challenge ist es, dass es in jedem Jahr ein Highlight gibt. In diesem Jahr wollten wir eigentlich eine Schulhausparty veranstalten, aber das geht aktuell nicht», erzählt Schulsozialarbeiter Schneider, der auch an anderen Schulen in der Gemeinde das Projekt des Parlaments leitet.

Der Hauswart rettete die Pommes-frittes-Aktion in letzter Minute

So habe er mit den Kindern zusammen nach einer Alternative gesucht. «Hotdogs hatten wir im letzten Jahr, das fiel also weg. Plötzlich meinte ein Schüler: Wieso verkaufen wir nicht einfach Pommes?» Schnell war sich das Parlament einig – bei der Abstimmung stand es 12:0 – dass es dieses Projekt aufgleisen wollte. Doch gestaltete sich das Vorhaben gar nicht so einfach.

«Gemeinsam haben wir überlegt, wie wir das aufbauen könnten. Die Kinder überlegten, wen sie dafür um Hilfe bitten konnten, und meine Aufgabe war es, bei der Badi Muri nachzufragen, ob sie uns unterstützen würden», erklärt er. Zuerst habe es allerdings so ausgesehen, als würde das Projekt ins Wasser fallen, weil es für die dicken Kabel der Fritteuse zwei spezielle Anschlüsse braucht.

Martin Schneider, Schulsozialarbeiter in Muri, ist für die Schulparlamente der Gemeinde verantwortlich. 

«Ich war bereits auf dem Weg zur Badi, um ihnen wieder abzusagen, da rief mich unterwegs der Hausmeister an, er habe noch einen zweiten Anschluss gefunden. 20 Jahre arbeite er schon hier und habe nicht gewusst, dass es das in diesem Schulhaus gibt», erzählt Schneider.

50 Kilogramm Pommes frites haben sie verkauft

Also galt es nur noch, den Badmeister Martin Burkart und den Koch der Badi, Philipp Berger, zu überzeugen – was nicht lange gedauert habe. «Für solch coole Aktionen sind wir immer zu haben», sagt Burkart. Dank ihm gab es am Mittwoch auch genügend Pommes frites. Martin Schneider erzählt: «Ich habe bei der Badi 200 Portionen bestellt.» Burkart lacht im Hintergrund und fügt hinzu: «Ich habe es gerochen, dass das zu wenig sein wird, und vorsichtshalber mehr mitgebracht.»

Und tatsächlich: 50 Kilo Pommes frites haben Burkart und Berger zusammen mit dem Schulparlament verkauft. «Das sind ziemlich genau 250 Portionen, und alle bis auf die letzte Fritte sind weg», so der Badmeister. Der Verkauf fühlte sich für die Delegierten des Parlaments aber keineswegs wie Arbeit an.

Mit 50 Kilogramm verkauften Pommes frites haben sich die Mitglieder des Schulparlaments Badweiher in Muri ihr spezielles Znüni mehr als verdient. 

«Es macht Spass und ich freue mich darüber, dass ich Teil davon sein darf», sagt der 10-jährige Jovan. Seine Kolleginnen Livia, 9, und Carmen, 8, pflichten ihm bei. Sky, der in fünf Tagen 10 Jahre alt wird, sagt: «Ich wäre zwar lieber Bodyguard bei der Kasse gewesen, aber hier macht es auch Spass.»