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Muri senkt die Steuern um vier Prozent und schickt zwei Anträge bachab

Man könnte es als Luxusproblem bezeichnen, was am Donnerstagabend im Murianer Festsaal verhandelt wurde. Die 121 anwesenden von total 5353 Stimmberechtigten debattierten während knapp einer Stunde darüber, ob der Steuerfuss der Oberfreiämter Gemeinde um vier oder gar sieben Prozent gesenkt werden soll.

Aber der Reihe nach: Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger präsentierte den Murianerinnen und Murianern das Budget 2022, das mit einem Ertragsüberschuss von 267’500 Franken schliesst und damit 5,7 Prozent über dem Budget liegt. Die Zukunftsaussichten sind rosig und die Ergebnisse der vergangenen Jahre waren durchweg ähnlich. So schloss beispielsweise die Rechnung 2020 mit einem satten Plus von 4,5 Mio. Franken.

Sie wollen den Steuerfuss beibehalten

Angesichts dieser guten Zahlen und der Aussicht, dass die Investitionen der Jahre 2022 und 2023 aus eigenen Mitteln finanziert werden können, beantragte der Gemeinderat eine Steuerfusssenkung um vier Prozent. Dies trotz der anstehenden Investitionen wie beispielsweise der Sanierung der Badi und der Luzernerstrasse, dem Verwaltungsneubau beim Bahnhof und der Schulraumerweiterung, die mit rund 75 Mio. Franken zu Buche schlagen werden. Hans-Peter Budmiger kommentierte:

«Unser Investitionsbedarf ist auch in Zukunft hoch, diese Verschuldung ist aber vertretbar.»

Anderer Meinung war da Einwohner Maurus Weber. Er freue sich zwar über die angekündigte Steuersenkung, könne dem Ansinnen jedoch nicht zustimmen, sagte er. Er verwies auf die fehlenden Turnhallen und die Murianer Vereine, die deswegen in den Nachbargemeinden trainieren müssten. Den Sportlern solle nun endlich die lange geforderte Dreifachturnhalle zur Verfügung gestellt werden, forderte er. Und getreu dem Sprichwort «Spare in der Zeit, so hast Du in der Not» stellte er den Antrag, den Steuerfuss auf 106 Prozent zu belassen.

Die Murianer Gemeindeversammlung war geprägt von engagierten Voten und vielen Verabschiedungen. 

Einwohnerin Eva Halter war ebenfalls der Meinung, dass der Steuerfuss beibehalten werden muss. Sie stellte den Antrag, mit den vier Steuerprozenten die Kinderbetreuung in Muri zu alimentieren. Budmiger wies sie darauf hin, dass ihr so formulierter Antrag das Budget quasi einfrieren werde, bis ein neues ausgearbeitet sei. Das wiederum wollte Eva Halter dann doch nicht und empfahl, dem Antrag ihres Vorredners zuzustimmen.

Der Antrag des Gemeinderates obsiegte schliesslich

«Eigentlich wollte ich diesen Antrag gar nicht stellen», erklärte Stimmbürger Bruno Fischer der Versammlung. Er verfüge als Finanzexperte aber über den notwendigen Sachverstand, um einschätzen zu können, dass der Gemeinderat konservativ budgetiere und eine Steuerfusssenkung auf 99 Prozent durchaus verkraftbar sei. Er stellte den Antrag auf eine Steuerreduktion um sieben Prozent.

Nun hatte die Versammlung in einer ersten Runde zu entscheiden, ob sie dem Antrag Webers oder jenem des Gemeinderates die Stimme geben will. Mit nur 36 Ja-Stimmen wurde Webers Antrag abgelehnt. Und auch Bruno Fischers Ansinnen, den Steuerfuss unter 100 Prozent zu senken, fand keine Mehrheit, er erhielt 42 Ja-Stimmen. In der dritten Runde dann wurde über den Antrag des Gemeinderates abgestimmt, der eine grosse Mehrheit auf sich vereinigte.

Schulpflegepräsident Herbert Meier blickte auf die letzten Jahre zurück und freute sich, dass die Verantwortung beim Gemeinderat nun in guten Händen liegt. 

Die restlichen Traktanden des Abends waren rasch abgehandelt. Dem angepassten Reglement der Wasserversorgung Muri stimmte der Souverän ebenso zu wie der Kreditabrechnung für Lärmschutzmassnahmen an den Kantonsstrassen, die mit einer Unterschreitung von 350’000 Franken schliesst.

Budmiger hatte gegen Ende der Versammlung die Aufgabe, zahlreiche Behördenmitglieder, darunter auch die fünf Schulpflegerinnen und Schulpfleger, aus ihrem Amt zu verabschieden. «Ihr habt bis zum Schluss einen super Job gemacht», lobte er die Verdienste von Herbert Meier, Sandra Amgwerd, Jacqueline Schmid, Urs Huwiler und Ralph Senger.

Auch von seinem Gemeinderatskollegen Heinz Nater, der nach zwölf Amtsjahren zurücktrat, galt es, Abschied zu nehmen. «Du hast viele Weichen gestellt und den Blick fürs grosse Ganze nie verloren», bedankte sich Budmiger herzlich beim ihm und überreichte ihm einen Gutschein für eine Zugfahrt.