Nach Brückeneinsturz in Genua: So steht es um die Brücken im Aargau

Neben dem Bundesamt für Strassen hat auch der Kanton Aargau ein grosses Portfolio an Kunstbauten. Dieses umfasst alle Objekte im Bereich der Kantonsstrassen. Das sind kantonsweit 17 Tunnels, 31 Flussbrücken, 313 Brücken, 25 Passerellen, 150 Personenunterführungen, 599 Stützkonstruktionen und 288 Durchlässe. Dazu kommen Bauwerke, die nicht dem Kanton gehören, die aber für Kantonsstrassen sicherheitsrelevant sind.

Auch diese überwacht die Abteilung Tiefbau. Der Zustand der Bauten werde alle fünf Jahre mittels einer Hauptinspektion überprüft, erklärt Peter Biehler, Leiter Kunstbauten der Abteilung Tiefbau des Departements Bau, Verkehr und Umwelt. Der genaue Zustand werde in einem Inspektionsbericht dokumentiert und in einer Datenbank abgelegt. Objekte in einem schlechten Zustand kontrolliere man häufiger. Zudem reagiere man auch auf Schadenmeldungen des Unterhaltsdiensts. Dann würden Sonder- und Zwischenprüfungen durchgeführt.

Gnadenthal ein «Einzelfall»
Machen die festgestellten Mängel eine detaillierte Überprüfung notwendig, würden «qualifizierte Ingenieurbüros» beauftragt, ansonsten erfolge die Inspektion der Brücken und Tunnels durch den kantonalen Brückeninspektor. Sofortmassnahmen aus sicherheitstechnischen Gründen seien im Aargau aber sehr selten. Biehler sagt: «Die meisten Massnahmen, die unmittelbar nach einer Inspektion erfolgen, dienen dem Werterhalt des Bauwerks oder der Behebung lokaler Mängel». Bei der inzwischen ersetzten Reussbrücke Gnadenthal hätten aufgrund der Schäden Verstärkungsmassnahmen und eine Gewichtsbeschränkung angeordnet werden müssen. «Dies war aber ein Einzelfall, welcher in nächster Zeit aufgrund der guten Bausubstanz nicht wieder zu erwarten ist.»

Risse sind möglich
Insgesamt sind die Aargauer Brücken laut Peter Biehler in einem guten Zustand. Der gemittelte Zustandswert beträgt 1,63 auf einer Skala zwischen 1 (gut) bis 5 (alarmierend). «Dieser Zustand ist über die letzten Jahre gesehen ungefähr konstant. Das heisst, die Unterhalts- und Erneuerungsmassnahmen sind ausreichend.»

 

Ein Einsturz wie in Genua sei im Aargau «kaum wahrscheinlich», sagt Biehler. Die Brücken seien robust gebaut. Versage ein Bauteil, führe das nicht zu einem vollständigen Einsturz des Gesamtbauwerks. «Bei einer Überlastung wäre mit Rissen und starken Verformungen zu rechnen.» Dass im Aargau seit «Jahrzehnten gewissenhaft überwacht und dokumentiert wird», stelle sicher, dass die nötigen Massnahmen rechtzeitig angegangen und auch umgesetzt werden können.