Nach dem Auflösungsentscheid: Die ersten Kunden kehren der NAB den Rücken

«Wir waren einigermassen überrascht über den Entscheid der Credit Suisse, die NAB aufzulösen», sagt Christine Honegger, die Mediensprecherin der Aargauischen Kantonalbank (AKB). In den letzten Jahren habe es eine gesunde Konkurrenzsituation zwischen AKB und NAB gegeben, der starke Mitbewerber habe das Geschäft belebt. «In der Bankenbranche kennt man sich, bedauerlich ist der Entscheid für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NAB, die nun um ihren Arbeitsplatz bangen», sagt Honegger.

 

Von den CS- und NAB-Filialen im Aargau sollen 18 geschlossen werden. Die AKB plant keine sind keine Schliessungen, obwohl in der Coronazeit die Bargeldbezüge nochmals zurückgegangen sind. «Wir haben darauf mit einer Anpassung der Öffnungszeiten und dem 2-Zonen-Konzept in den Niederlassungen reagiert», sagt Honegger. Dort gibt es eine Zone, wo die Kunden selbständig Geld beziehen und digitale Dienstleistungen kennenlernen können, und eine Zone, in der Anlage- oder Kreditberatungen stattfinden.

 
 

Die AKB geht davon aus, dass es heutige NAB-Kunden gibt, die sich nach einer anderen Bank umschauen. Honegger sagt, man setze seit langem auf regionale Verankerung und Identität, auch die Claims und Spots der Bank drückten dies aus. «Daher müssen wir keine neuen Werbesprüche erfinden oder Kampagnen starten, die AKB ist schon im Kanton verwurzelt», sagt sie. Die Akquisition von Neukunden sei ein Ziel jeder Bank, ergänzt die Sprecherin. «Wir werden die Chancen analysieren und dann entsprechend agieren.»

Schon am Dienstag wechselten NAB-Kunden zu Raiffeisen

Klar am meisten Filialen im Aargau hat Raiffeisen. Gleich in drei Regionen ist die Raiffeisenbank Aare-Reuss mit Niederlassungen in Mellingen, Lupfig, Wildegg, Schinznach und Rupperswil vertreten. «Wir hatten am Dienstag schon die ersten NAB-Kunden in unseren Filialen, die zu einer regionalen Bank wechseln wollten», sagt Patrick Weber, Vorsitzender der Bankleitung. Dies sei zwar erfreulich, als Bankangestellter fühle er aber mit den NAB-Kollegen mit, denen der Verlust des Arbeitsplatzes drohe.

Als einzelne Raiffeisenbank werde Aare-Reuss keine Kampagne starten, um NAB-Kunden anzuwerben, sagt der Vorsitzende der Bankleitung. Im Aargauer Raiffeisenverband werde aber schon darüber diskutiert, ein Entscheid könnte laut Weber bald fallen.

Hypi Lenzburg startet Kampagne für die digitale Kontoeröffnung

Offensiver wirbt die Hypothekarbank Lenzburg um Aargauer, die nicht Kunden der CS sein möchten. Am Donnerstag hat die «Hypi» bereits ein Inserat in der AZ geschaltet und Vizedirektor Marc Fischer sagt: «Wir bekennen uns zum Standort und rechnen uns daher einiges aus.» Die Hypi sei wie auch die NAB stark im Lokalen verankert, betreibe Sponsoring engagiere sich in den regionalen Netzwerken. «Menschen, die eine Aargauer Bank mit starker Verwurzelung und hoher Kompetenz suchen, sind bei uns herzlich willkommen», sagt er.

Mit einer neuen Online-Kampagne, die unabhängig vom Verschwinden der NAB geplant wurde, wirbt die Hypi bei Neukunden für die digitale Kontoeröffnung. Ebenso wichtig seien Kundinnen und Kunden, die nach wie vor Wert auf eine persönliche Bankbeziehung legen. «Aber seit gestern auch ganz speziell solche, die zu einem anderen echt aargauischen Finanzinstitut wechseln wollen, das zu ihnen passt», sagt Fischer.

Valiant Bank plant neue Filialen und schafft zusätzliche Stellen

Valiant ist im Aargau an 15 Standorten vertreten: Filialen mit dem violetten Schriftzug stehen vor allem im westlichen Kantonsteil, vertreten ist Valiant aber auch in Baden, Windisch und Rheinfelden. «Valiant hält an ihrem Standortnetz im Aargau fest. Wir sind lokal verankert und setzen auf die Nähe zu den Kundinnen und Kunden», sagt Sprecher Simon Bickel. Zuletzt wurde im September 2019 die Filiale Rheinfelden eröffnet. Bis 2024 will die Bank schweizweit 14 weitere Geschäftsstellen in Betrieb nehmen und 170 Vollzeitstellen schaffen. Ob es auch im Aargau neue Filialen gibt, ist offen.

Nach dem Aus der NAB sehe man durchaus Potenzial, neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen, sagt Simon Bickel. Über die geplanten Kommunikationsmassnahmen gibt Valiant aber grundsätzlich keine Auskunft.