Nach Homeoffice: Kommt jetzt das Co-Working? Grüne fordern Unterstützung vom Kanton

Der Lockdown hat die Arbeitswelt von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice gezwungen. Plötzlich funktionierte, was vorher höchstens schleppend voranging: Fast jede Person, die einen Bürojob hat, arbeitet von zu Hause aus. Besprechungen finden per Telefon, Skype oder Zoom statt. Nun kehren die Aargauerinnen und Aargauer langsam in ihre Büros zurück. Und mit ihnen die Diskussionen darüber, welche Arbeitsformen denn in Zukunft möglich sein könnten. Ein kompletter Umstieg auf Homeoffice? Oder ein teilweiser Umstieg? Co-Working? Zurück auf vor der Pandemie?

 

Co-Working, finden die Grünen, und haben deshalb ein Postulat eingereicht. Beim Co-Working handelt es sich um Büroräumlichkeiten, die an unterschiedliche Unternehmen vermietet werden, die dann jeweils einzelne Mitarbeiter dort unterbringen. So können Arbeitnehmer beispielsweise in der Nähe ihres Wohnorts einen Arbeitsort haben, statt jeden Tag zum Arbeitsplatz pendeln zu müssen.

Weniger Pendeln, mehr Lebensqualität

 

Dies habe laut den Grünen verschiedene Vorteile: «Wenn Co-Working-Spaces in peripheren Gemeinden eingerichtet werden, müssen weniger Leute pendeln. Das entlastet Strasse und Schiene und sorgt für zufriedene Arbeitnehmer», erklärt Grünen-Grossrat Christian Keller. Ausserdem, so Keller, könnten Co-Working- Spaces das Dorfleben bereichern und die Lebensqualität der Arbeitnehmer verbessern: «Wenn Leute im Dorf arbeiten, können sie am Mittag nach Hause, gehen im Dorf auf die Post, können nach der Arbeit in der Dorfbeiz noch etwas trinken», sagt Keller. Ausserdem würden Co-Working-Spaces auch die Nachteile vom Homeoffice beseitigen: «Im Homeoffice fehlt schnell der Austausch mit anderen – dieser wäre im Co-Working möglich. Man trinkt dann halt einfach einen Kaffee mit Kollegen aus anderen Unternehmen, aber auch das kann bereichernd sein», so Keller. «Co-Working bietet nur Vorteile, deshalb sollte der Kanton solche Strukturen fördern», ist er überzeugt. Konkret will die Partei Anschubfinanzierungen für Co-Working-Projekte. «So können Co-Working-Spaces attraktiv gemacht werden», sagt der Grossrat.

Co-Working-Angebote soll nicht der Kanton regeln

Nicht ganz so begeistert von der Idee der Anschubfinanzierung ist FDP-Grossrätin Claudia Hauser. Zwar sieht sie durchaus die Vorteile vom Co-Working, allerdings findet sie eine Förderung durch den Kanton nicht nötig. «Der Markt wird solche Angebote selbst regeln», sagt sie.

Auch SVP-Nationalrat Thomas Burgherr, der bereits auf nationaler Ebene einen Vorstoss zum Thema Homeoffice eingereicht hat, steht dem Vorstoss kritisch gegenüber. «Wenn Arbeitnehmer nicht mehr nur im Unternehmensbüro arbeiten, läuft es darauf hinaus, dass der Arbeitgeber pro Arbeitnehmer zwei Arbeitsplätze bezahlt. Das macht keinen Sinn», so Burgherr. Ausserdem fürchtet der SVP-Nationalrat, dass die Effizienz ausserhalb des «normalen» Büros nicht gewährleistet ist. «Wenn Unterlagen dann an einem Ort fehlen oder kaum Austausch möglich ist, dann ist Co-Working nicht mehr sinnvoll», sagt der SVP-Nationalrat.

Co-Working über Strassenfinanzierung zahlen

Finanzieren möchten die Grünen ihren Vorschlag über das bereits bestehende Strassengesetz: Dieses legt fest, dass beispielsweise Radwege finanziert werden können, um Kantonsstrassen zu entlasten. Die GLP fordert nun, diese Möglichkeiten auch auf nicht-bauliche Massnahmen auszudehnen, um die Strassen auch direkt durch Verkehrsvermeidung zu entlasten. Da Co-Working-Spaces Arbeitswege verkürzen könnten, sollten Anschubfinanzierungen wie die vorgeschlagene deshalb über das Strassengesetz finanziert werden, finden die Grünen.