Nach Landschaftsschäden: Bauern nehmen Biber ins Visier

«Ich habe nichts gegen Biber.» Das hält Christoph Hagenbuch, Landwirt aus Oberlunkhofen, Vizepräsident des kantonalen Bauernverbandes und SVP-Grossrat, ausdrücklich fest. Ebenso klar ist für Hagenbuch aber: «Problembiber, die enorme Schäden an Kulturland und Infrastrukturen wie Strassen und Kanälen verursachen, müssen konsequent und speditiv beseitigt werden können.» Dies schreibt er in einem Beitrag auf der Website des Bauernverbands, der sich um das Biberkonzept dreht.

Doch wie möchte Hagenbuch konkret gegen «Problembiber» vorgehen? Will er die geschützten Tiere abschiessen, wenn sich ein grösserer Nutzungskonflikt mit der Landwirtschaft ergibt? «In erster Linie schlage ich vor, Biber einzufangen und an einem anderen Ort wieder auszusetzen», sagt der Bauernvertreter. Als letztes Mittel könnte er sich den Abschuss aber durchaus vorstellen. «Wenn man Tiere nicht beseitigt, die Probleme machen, sinkt die Akzeptanz gegenüber dem Biber ganz allgemein», argumentiert Hagenbuch.

Kritik an Umweltorganisationen

Für die Bauern sei es auch nicht nachvollziehbar, dass sich Pro Natura und Bird Life «für den Erhalt von drei Dämmen einer einzigen Biberfamilie im Reusstal einsetzt, die über 50 Hektaren Kulturland unter Wasser setzen würde», schreibt Hagenbuch weiter. Es sei «nicht akzeptabel und auch nicht zielführend, dass eine Minderheit übermässig unter den Ideen von sogenannten Umweltschützern leiden muss».

Auch in der Stellungnahme des Bauernverbandes zum kantonalen Massnahmenplan Biber klingt es ähnlich. Das aktuelle Verfahren, wenn es um die Entfernung von Biberdämmen geht, sei «einseitig zugunsten der Naturschutzorganisationen ausgelegt» und berücksichtige die Interessen der Grundeigentümer nicht. Die Bauern fordern einerseits marktgerechte Entschädigungen für Schäden durch Biberfrass an Bäumen oder landwirtschaftlichen Kulturen. Andererseits solle der Kanton auch eine Dammentfernung verfügen können, «ohne diese im Amtsblatt publik zu machen und damit zu verzögern.»

WWF will mehr Platz für Biber

So würden Umweltorganisationen wie der WWF die Möglichkeit verlieren, sich per Beschwerde gegen die Entfernung von Biberdämmen zu wehren. In der Stellungnahme zum Massnahmenplan Biber vertritt der WWF denn auch einen völlig anderen Standpunkt als der Bauernverband. «Bei Konfliktsituationen muss immer zuerst der Gewässerraum ausgeschieden werden, bevor Massnahmen gegen den Biber und die Bauten ergriffen werden dürfen», hält die Organisation fest. WWF-Geschäftsführerin Tonja Zürcher sagt: «Die Rückkehr des Bibers in den Aargau ist eine Erfolgsgeschichte, die geschützt werden muss.» Der Erhalt des Lebensraums des immer noch seltenen Tiers sei von hoher Bedeutung. Biber würden die hiesige Fauna bereichern und Chancen für eine naturnahe Landschaftsgestaltung bringen. Ein allfälliger Abschuss von «Problembibern» ist für den WWF kein Thema, die Umweltorganisation geht in der Stellungnahme mit keinem Wort auf Massnahmen zur Dezimierung des Biberbestandes ein.

Abschuss grundsätzlich möglich

Obwohl der Biber zu den geschützten Tierarten zählt, ist ein Abschuss laut Christian Tesini von der Sektion Jagd und Fischerei beim Kanton grundsätzlich möglich. «Der Aargau hält sich hier an die Vorgaben im Konzept Biber Schweiz, das Kriterien für einen solchen Fall festlegt.» So könnten Einzeltiere oder ganze Biberfamilien in einem Gebiet getötet werden, wenn diese zum Beispiel massive Schäden an Infrastrukturanlagen verursachten. Zudem müsse sichergestellt sein, dass der Abschuss des Bibers das Problem wirklich löse.

Dies ist auch im kantonalen Massnahmenplan Biber nachzulesen. «Die Entfernung von Bibern ist mittel- und langfristig keine nachhaltige Lösung.» Frei gewordene Reviere würden aufgrund der aktuellen Bestandessituation rasch wieder besetzt, heisst es dort. Tesini hält fest, im Aargau gebe es keinen Fall, wo ein Abschuss gerechtfertigt wäre.

Ob die Biberdämme im Reusstal, die Christoph Hagenbuch vom Bauernverband ein Dorn im Auge sind, beseitigt werden dürfen, ist laut Tesini offen. «Der Fall liegt beim Regierungsrat, ein Entscheid zu den Beschwerden der Umweltverbände steht aus.» (Fabian Hägler)