Nach Vorwurf der Vetternwirtschaft: Stephan Diethelm tritt per sofort aus dem Aargauer Kuratorium zurück

Der Vizepräsident des Kuratoriums und Vorsitzende des Fachbereichs Jazz & Rock/Pop, Stephan Diethelm, hat am Montagvormittag beim Büro des Grossen Rates seinen Rücktritt eingereicht. Im Communiqué des Kuratoriums heisst es, «die tendenziöse und personifizierte Berichterstattung in der Aargauer Zeitung, mit haltlosen Vorwürfen der ‹Vetternwirtschaft› und des intransparenten Vorgehens bei der Gesuchsbehandlung, ist in ihrem Ausmass für Diethelm und seine Familie nicht mehr tragbar».

Diethelm ist aufgrund seiner Doppelrolle als Vizepräsident und Leiter der Fachgruppe Jazz und Rock/Pop sowie als Veranstalter der Konzertreihe «Musig im Pflegidach Muri» in die Kritik geraten. Während seiner Tätigkeit im Kuratorium seit 2012 haben sich die Beiträge an seine Konzertreihe fast verdreifacht. Das hat ihm den Vorwurf der «Vetterli-Wirtschaft» eingebracht.

Störend wurde von Musikerseite insbesondere empfunden, dass Diethelm vor allem amerikanische Musiker ins Freiamt holt und dabei Schweizer Musiker übergeht.

Aufstand der Musiker und Musikerinnen

Die Unzufriedenheit bei vielen Aargauer Jazzmusikerinnen und -musikern über Stephan Diethelm war seit langem gross und hat immer mehr zugenommen. Heute hat der Kurator deshalb einen Brief des Badener Musikers Christoph Gallio erhalten, der von 21 Musikerinnen und Musikern unterstützt wird.

Darunter sind unter anderem Ruedi Häusermann, Max Lässer, Tony Renold, Marco Käppeli, Jacques Widmer, Jürg Frey, Peter Schärli, Renata Friederich, Markus Eichenberger und Sarah Chaksad. Im Brief heisst es: «Wir alle lieben das Aargauer Kuratorium. Eine super Sache! Wir stehen zu ihm und können uns voll identifizieren. Es ist unser Kuratorium. In der kantonalen Förderinstanz brauchen wir jemanden, der sich für uns einsetzt, der für uns kämpft – einen Partner. Wir brauchen jemanden, der unsere Musik – den Jazz in all seinen Facetten und breiten Buntheit – versteht, unterstützt und vor allem liebt».

In Bezug auf Diethelms Doppelrolle heisst es in dem Brief weiter: «Wir brauchen jemanden im Aargauer Kuratorium, der privates Engagement (Konzertreihe, Meinung, Glaube, Selbstreferenz etc.) und professionelles Engagement (Leiter der Fachgruppe Jazz/Rock/Pop und Vizepräsident des Aargauer Kuratoriums) nicht vermischt, der mit Macht umgehen kann, der den (Mit-)Musiker*innen mit Respekt begegnet. Und der öffentliche Gelder (unsere Gelder) vor allem an uns Kulturschaffende verteilt.»

Welche Rolle dieser Brief bei Diethelms Rücktrittsentscheid gespielt hat, ist offen. Der Präsident des Kuratoriums, Rolf Keller, stand am Montag  noch nicht für weitere Auskunft zur Verfügung. Im Communiqué heisst es: «Stephan Diethelm war als Kurator treibende Kraft bei der Ausweitung der Musikförderung in den Bereichen Jazz & Rock/Pop. Das Aargauer Kuratorium bedauert, auf das grosse Engagement und den ausgeprägten Sachverstand von Stephan Diethelm verzichten zu müssen». (sk/sku/jk)