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Von «Regierungsversagen» bis Aufatmen: Das sind die Reaktionen auf die neuen Massnahmen

Für die Mitte-Partei ist klar: Angesichts der sich zuspitzenden Lage in den Spitälern seien die Massnahmen «leider notwendig». Dabei setze der Bundesrat auf Instrumente, die sich bereits in früheren Pandemiezeiten bewährt hätten, schreibt die Partei in einer ersten Reaktion. Es sei daher richtig, auf den Einsatz des Zertifikats im privaten Umfeld zu verzichten. Der Bundesrat tue gut daran, Vertrauen in die Schweizer Bevölkerung zu setzen.

Ganz anders beurteilt Grünen-Präsident Balthasar Glättli die Massnahmen. «Dieser Entscheid ist ein Regierungsversagen», kritisierte der Zürcher Nationalrat auf dem Kurznachrichtendienst Twitter die Beschlüsse. Obwohl erste Intensivstationen bereits voll ausgelastet seien, ringe sich der Bundesrat «nicht einmal» zu einer Homeoffice-Pflicht oder zu einer Testpflicht an den Schulen durch.

Wirtschaft unterstützt Kurs

Von «Massnahmen mit Augenmass» spricht dagegen der Branchenverband Gastro Suisse. Er sei erfreut, dass sich Restaurants sowie Bar- und Clubbetriebe anstelle der Sitzpflicht für 2G entscheiden können. Allerdings seien viele Betriebe noch immer in ihrer Existenz bedroht – gerade jetzt auch wieder durch die neue Virusvariante. «Es braucht deshalb dringend neue Entschädigungslösungen», fordert der Verband.

Der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) nimmt «befriedigt zu Kenntnis», dass der Bundesrat auf die Homeoffice-Pflicht verzichtet. Allerdings habe er mit der dringlichen Empfehlung «wiederum eine nicht evidenzbasierte Entscheidung gefällt». Die Schutzkonzepte in den Unternehmen würden nämlich «greifen». Anders der Schweizerische Arbeitgeberverband: Er erklärt sich einverstanden mit der Maskenpflicht am Arbeitsplatz. Als vorübergehende Ergänzung der bewährten Schutzmassnahmen am Arbeitsplatz sei das sinnvoll.

Der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse bezeichnet die Massnahmen am Arbeitsplatz ebenfalls als «moderat». Er begrüsse diese, «da sie die Arbeitnehmenden nicht zum Homeoffice verpflichten und der Impfstatus nicht offengelegt werden muss».

Tourismus-Branche kritisiert Testpflicht an der Grenze

Das neue Einreiseregime sorgt ebenfalls für gemischte Reaktionen. Der Tourismusverband begrüsst es zwar, dass die Reisequarantäne gestrichen wird. Die Ausweitung der Testpflicht auf alle Einreisende geht ihm dagegen zu weit. Diese Massnahme sei «ein klarer Wettbewerbsnachteil für den Schweizer Tourismus», schreibt der Verband in einer Mitteilung. Die teuren Testkosten könnten dazu führen, dass etwa mehrköpfige Familien der Schweiz fern blieben.

Hotellerie Suisse begrüsst den Entscheid, dass Gäste einen gültigen Test vorweisen müssen, «wird die Umsetzbarkeit der neuen Regelung aber genau beobachten», teilte der Verband mit. Auch zeigt er Verständnis für die Verschärfungen, denn eine funktionierende Wintersaison könne nur gelingen, wenn die epidemiologische Lage unter Kontrolle bleibe. Der Bund solle nun in den kommenden Monaten keine unerwarteten und unnötigen Reiserestriktionen mehr erlassen, sondern den Gästen und Betrieben Planungssicherheit gewährleisten.

Erleichtert reagiert dagegen Swiss Olympic, dass der Bundesrat die Reise- und Quarantänebestimmungen angepasst hat – «ein wichtiger Entscheid für den Schweizer Sport». Auch mit der 3G-Regel im Training werde der Sport umgehen können. (rwa/abi)