
Nez Rouge ist neu das ganze Jahr unterwegs – und verärgert damit Taxifahrer
An der Medienkonferenz letzte Woche präsentierte Heinz Fehlmann, Präsident von Nez Rouge Aargau, ein neues Angebot: den «Nez Rouge Service». Das neue Angebot steht Firmen, Vereinen und Privaten während des ganzen Jahres zur Verfügung.
Bisher war Nez Rouge nur in der Vorweihnachtszeit unterwegs. Damit die Verantwortlichen die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer für den neuen Nez Rouge Service organisieren können, muss man sich mindestens vier Wochen im Voraus melden und der Aufwand muss entschädigt werden. Der Preis werde vertraglich festgelegt, sagt Heinz Fehlmann. Er betont, das neue Angebot sei kein klassischer Taxidienst. «Es werden nur Personen nach Hause gefahren, die mit ihrem eigenen Auto unterwegs sind.
«Definitiv nicht Sinn und Zweck der Sache»
Die Taxi-Unternehmen aus der Region sind über den neusten Streich von Nez Rouge Aargau nicht erfreut. Roland Wunderli, Geschäftsführer der Badener Taxi AG, nimmt schon die Konkurrenz in der Vorweihnachtszeit nur zähneknirschend hin. «Dass Nez Rouge jetzt das ganze Jahr über unterwegs ist, ist definitiv nicht Sinn und Zweck der Sache», findet er. Auch Erkan Cöcelli, Inhaber und Geschäftsführer der Firma City Taxi Aarau, ist nicht glücklich, dass Nez Rouge neu Fahrten während des ganzen Jahres anbietet. Er sagt, das neue Angebot habe schon Einfluss auf das Taxi-Gewerbe.
Fehlmann hingegen ist der Meinung, dass das neue Angebot von Nez Rouge keine Konkurrenz für die Taxi-Unternehmen in der Region ist. Das Angebot gebe es bereits heute in zahlreichen anderen Kantonen. Ausserdem gelte es, zu relativieren. 2019 habe Nez Rouge bis jetzt ausserhalb der Vorweihnachtszeit vier bis fünf solche Einsätze gehabt. Zuletzt am NAB-Award, dem Anlass der Neuen Aargauer Bank, die Sponsor von Nez Rouge Aargau ist. Heinz Fehlmann ist überzeugt, dass es auch in Zukunft nicht mehr als zehn Einsätze pro Jahr ausserhalb der Vorweihnachtszeit sein werden.
Wie viele Aufträge es sein werden, interessiert Wunderli wenig. Nez Rouge konkurriere ihn mit dem neuen Angebot sehr wohl. «Bei uns kann auch ein Tandem-Taxi gebucht werden», sagt er. In solchen Fällen komme ein Taxi mit zwei Fahrern. Der eine Fahrer fährt die Kundschaft im Taxi nach Hause, der andere fährt das Auto der Kunden vor die Haustüre. «Bei uns kostet eine solche Tandem-Fahrt von Baden nach Brugg etwa 100 Franken», sagt Wunderli.
Wie hoch die Kosten bei Nez Rouge sind, sagt Heinz Fehlmann nicht. Aber: «Gewinn macht Nez Rouge damit nicht. Der Betrag deckt nur die Unkosten.» Gewinn dürfe Nez Rouge auch gar nicht machen, erwidert Wunderli. Sobald jemand gegen Entgelt Personen transportiere und damit Gewinn erziele, brauche er gemäss Taxi-Gesetz eine Lizenz. Wunderli befürchtet, dass Nez Rouge mit dem neuen Angebot das Taxi-Gesetz verwässern könnte. Er kündet zwar keine weiteren Schritte gegen das neue Angebot an, sagt aber, dass er es «genau beobachten» werde.
Auch Erkan Cöcelli ist wichtig, dass für Nez Rouge die gleichen Vorschriften gelten wie für Taxi-Unternehmen. «Bei uns braucht jeder Fahrer und jede Fahrerin eine spezielle Ausbildung und muss regelmässig Kurse besuchen», sagt er. «Wenn für Nez Rouge andere Regeln gelten, obwohl auch die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer Personen transportieren, ist das unfair.» Sonst könne ja jede Person eine Firma wie Nez Rouge gründen und Mitarbeiter ohne Lizenzen arbeiten lassen. «Wenn es für sie möglich ist, dann sollte es auch für Taxiunternehmen möglich sein.»
Fehlmann betont, dass die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer von Nez Rouge keine Taxi-Lizenz brauchen würden. «Nez Rouge fällt nicht unter das Taxi-Gesetz, weil wir keine Personentransporte anbieten, sondern Fahrzeuge von A nach B fahren.» Bei Nez Rouge stünden andere – versicherungstechnische – Fragen im Vordergrund. Diese seien geklärt.
Das bestätigt Samuel Helbling, Mediensprecher beim Departement Volkswirtschaft und Inneres. Er sagt: «Da die Fahrer von Nez Rouge ihre Tätigkeit in der Freizeit und nicht berufsmässig ausüben, gehen wir nach bisheriger Beurteilung davon aus, dass sie keine Bewilligung benötigen.»