
Nur zwei Coronatote im Kanton Aargau waren jünger als 50
Im Aargau gibt es 1201 bestätigte Coronafälle, das sind drei mehr als am Montag. Sechs Personen sind im Spital, eine wird auf der Intensivstation künstlich beatmet. Bisher sind 46 Personen an den Folgen des Coronavirus gestorben. «Diese Zahlen zeigen eine erfreuliche und hoffentlich weiterhin anhaltende Entwicklung zur Normalität», wird Landammann Markus Dieth in einer Mitteilung zitiert. Der Regierungsrat begrüsse deshalb die am Mittwoch vom Bundesrat beschlossenen Lockerungen der Massnahmen.
Eine Covid-19-Infektion ist vor allem für ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen gefährlich. Was die Expertinnen und Experten in den letzten Monaten wie ein Mantra wiederholt haben, bestätigen auch die verfügbaren Zahlen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) aktualisiert regelmässig die Statistik der Todesfälle, aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht. Die neuste Statistik für den Aargau weist 43 Todesfälle aus, drei sind noch nicht erfasst. 29 Verstorbene im Aargau waren über 80 Jahre alt – das entspricht rund 67 Prozent aller Opfer. Acht Verstorbene (18,6 Prozent) waren zwischen 70 und 79 Jahre alt, vier Personen zwischen 60 und 69 (9,3 Prozent). Unter 50-jährig sind im Aargau nur zwei Personen an den Folgen des Coronavirus gestorben. Eine Person war zwischen 40 und 49 Jahre alt, eine zwischen 30 und 39. Gut 95 Prozent aller Verstorbenen waren also 60 Jahre alt oder älter. Die altersmässige Verteilung der Todesfälle im Aargau entspricht jener der Schweiz.
Kaum Ansteckungen bei kleinen Kindern
Anders ist bei der Geschlechterverteilung: Im Aargau sind prozentual mehr Männer verstoben als in der Schweiz. 33 von 43 Verstorbenen waren Männer (76,7 Prozent). In der Schweiz waren 57,6 Prozent der Verstorbenen männlich. Warum im Aargau anteilsmässig mehr Männer gestorben sind, ist laut Kantonsärztin Yvonne Hummel unklar. «Wegen der kleinen Fallzahl ist es wahrscheinlich, dass der Unterschied zufällig ist», sagt sie.
Neben den Todesfällen publiziert das Bundesamt für Gesundheit auch eine Statistik über alle positiv getesteten Personen. Für den Kanton Aargau weist diese insgesamt 1193 laborbestätigte Fälle auf. Die Auswertung dieser Zahlen zeigt auf, dass sich nur wenige jüngere Kinder mit dem Virus angesteckt haben. In der Altersklasse der 0- bis 9-Jährigen gab es lediglich zwölf bestätigte Fälle. In der Altersklasse der 10- bis 19-Jährigen waren es 42 Fälle. Die meisten positiven Tests gab es bei den 50- bis 59-Jährigen (253 Fälle). Einen Todesfall jedoch gab es in dieser Altersklasse bisher keinen. Anders bei den über 80-Jährigen: Von den insgesamt 121 Personen, die positiv auf Covid-19 getestet worden waren, sind 29 gestorben, das entspricht 24 Prozent.
Letzte Woche berichtete der «Tages-Anzeiger», dass die meisten älteren Menschen in Alters- und Pflegeheimen starben. Im Kanton Zürich zum Beispiel sind von den damals 127 Verstorbenen insgesamt 81 in Alters- und Pflegeheimen gestorben. Das entspricht 64 Prozent. Im Aargau sei dieser Anteil deutlich tiefer, sagt Kantonsärztin Yvonne Hummel auf Anfrage. Eine Analyse des Kantonsärztlichen Dienstes per 1. Mai habe ergeben, dass von den damals 34 Verstorbenen nur vier Personen im Pflegeheim gestorben waren. 30 Patientinnen und Patienten starben nach der Corona-Infektion im Spital. Von diesen 30 sind zuvor nur vier auf der Intensivstation behandelt und künstlich beatmet worden, die anderen hatten auf eine Behandlung auf der Intensivstation verzichtet.
Keine Übersterblichkeit wegen Corona im Aargau
Eine Frage, die im Zusammenhang mit der Coronakrise im Raum steht, ist jene nach der Übersterblichkeit. Das Bundesamt für Statistik überwacht in einem Mortalitätsmonitoring, ob die Anzahl Todesfälle über dem für die Jahreszeit erwarteten Wert liegen. Das Monitoring zeigt, dass die Regionen und Kantone unterschiedlich betroffen sind. Im Tessin wurde die Übersterblichkeit bereits ab dem 9. März sichtbar und erreichte bei ihrem Höhepunkt in der ersten Aprilwoche mehr als das Dreifache der üblichen Zahl an Todesfällen, heisst es im Mortalitätsmonitoring. In der Genferseeregion starben in derselben Woche doppelt so viele Menschen, wie normalerweise erwartet würden. Im Aargau haben sich bisher hingegen keine erhöhten Werte gezeigt.