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Regierungsrat verordnet wieder Maskenpflicht – oberste Lehrerin Kathrin Scholl: «Es wird die Schulen trotzdem durchschütteln»

Nur einen guten Monat lang konnten die Aargauer Schülerinnen und Schüler oben ohne im Schulzimmer sitzen. Per 1. November hatte der Regierungsrat die Maskenpflicht aufgehoben, jetzt führt er sie wieder ein. Ab Montag gilt sie wieder in allen Schulgebäuden der Volksschule und der Sekundarstufe II für alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse, sowie die Lehrpersonen, weiteres Personal und Besucherinnen und Besucher.

«Die Situation an den Schulen ist wieder angespannt», sagte Bildungsdirektor Alex Hürzeler an der Medienkonferenz der Regierung vom Donnerstag. Darum zieht er die Schraube jetzt wieder an. Ausser der Maskenpflicht gelten für die Schulen zudem ab 4. Dezember einheitliche Regelungen für Klassenlager: Sämtliche Teilnehmenden müssen unmittelbar vor der Abreise ein gültiges Covid-19-Zertifikat oder ein negatives PCR-Testergebnis vorlegen.

Derzeit 48 Primarschulklassen in Quarantäne

Seit 14. November waren kantonsweit bereits 48 Primarschulklassen in Quarantäne. Insgesamt 2153 Schülerinnen und Schüler der Primar- und Sekundarstufe wurden in den letzten zwei Wochen positiv getestet, dazu 45 Lehrpersonen.

Regierungsrat Alex Hürzeler, Bildungsdirektor. Der Kanton Aargau informiert über die aktuelle Corona-Lage und über die Verschärfung der Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie, Grossratssaal, Aarau, 2. Dezember 2021.

Am Dienstag hatten SP und Die Mitte im Grossen Rat in einer Fraktionserklärung die Pandemielage an den Schulen umschrieben. Diese kämen durch die vielen Fälle an ihre Grenzen. Einerseits weil nicht nur Schüler sondern auch Lehrpersonen wegen Krankheit und Quarantäne ausfallen, was die Organisation des Schulalltags massiv erschwere. Zweitens, weil das repetitive Testen einen grossen Aufwand für die Schulen bedeutet. Die beiden Fraktionen forderten Massnahmen zur Entlastung der Schulen und insbesondere einheitliche Regelungen für Klassenlager.

Keine Kapazitäten für Zwang zum repetitiven Testen

Dem kommt der Regierungsrat jetzt mit seinen Beschlüssen nach. Noch sei die Situation bewältigbar, meinte Bildungsdirektor Hürzeler. Das repetitive Testen funktioniere zufriedenstellend. Derzeit nehmen 211 Schuleinheiten daran teil, das ist etwas mehr als noch im September, als es in den Aargauer Schulen das letzte Mal zu grossen Coronaausbrüchen kam.

Der Regierungsrat habe sich überlegt, als dritte Massnahme für die Schulen das repetitive Testen für obligatorisch zu erklären, sagte Hürzeler auf eine entsprechende Journalisten-Frage. Würden alle Schulen mitmachen, übersteige das die Kapazitäten der Labors jedoch klar, es sei darum gar nicht umsetzbar. Zweitens wäre es zwar möglich, die Schulen zum Mitmachen zu verpflichten, bei den Schülerinnen und Schülern stellten sich diesbezüglich aber auch rechtliche Fragen, sagte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati.

Für Schülerinnen und Schüler sind Masken kein Problem

Dass ab Montag wieder Maskenpflicht gilt, kommt bei der Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands, Kathrin Scholl, gut an. Sie sagt:

«Die Maskenpflicht ist jetzt wieder notwendig. Überall da, wo es möglich ist, müssen Massnahmen getroffen werden.»

Für die Schülerinnen und Schüler seien die Masken an sich kein Problem. Das ständige hin und her aber sei auch für sie ermüdend. Immerhin ist es seit Beginn der Pandemie jetzt das dritte Mal, dass der Regierungsrat eine Maskenpflicht an den Schulen einführt. «Es ist alles unstet. Ständig muss man sich der Lage neu anpassen», so Scholl.

Repetitives Testen aufwendig für die Schulen

Mühsam und ermüdend. So beschreibt die oberste Aargauer Lehrerin die momentane Lage an den Schulen insgesamt. «Die Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen sind am Anschlag», sagt sie. Durch die Ausfällen fehle in erster Linie das nötige Fachpersonal. Zweitens werde das repetitive Testen zwar ständig optimiert, die Verantwortlichen täten alles für möglichst reibungslose Abläufe.

Lehrerverbandspräsidentin Kathrin Scholl, ALV, Aargauischer Lehrerinnen- und Lehrerverband, Aarau, 19. August 2021.

Aufwendig sei es für die Schulen dennoch, vor allem dann, wenn eine positive Poolprobe individuelle Nachtestungen nötig machten. Eine Pflicht für die Schulen, beim repetitiven Testen mitzumachen, wäre auch aus Sicht Scholls zwar sinnvoll, aber aus Kapazitätsgründen nicht umsetzbar. Die einheitlichen Regeln für Klassenlager werden von den Lehrpersonen begrüsst – dass sie auch dafür Verantwortung übernehmen mussten, habe die Situation zusätzlich erschwert.

Weitere Anstiege in den nächsten Wochen befürchtet

Besserung ist nicht in Sicht. Die positiven Pooltests dieser Tage werden noch positive Nachtests nach sich ziehen. «Es wird die Schulen noch einmal durchschütteln, ich mache mir Sorgen», sagt Kathrin Scholl. Daran habe zwar niemand schuld. Vielleicht aber seien die Massnahmen durch den Kanton etwas spät getroffen worden, meint sie.

Wie schnell es wieder zu einem hin- und her kommen wird, ist offen. Im Gegensatz zum September legt der Regierungsrat diesmal kein Datum für das Ende der Maskenpflicht fest.