Patrik Gisel geht: Was sich der Aargauer Raiffeisen-Chef vom neuen CEO erhofft

Die Schlagzeilen der letzten Wochen hätten sich auf das Geschäft vor Ort nicht dramatisch ausgewirkt, sagt Thomas Lehner, Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Region Zofingen. „Sie gingen aber nicht spurlos an den Banken vorbei.“ Er ist überzeugt, dass die Kunden mehrheitlich unterscheiden können zwischen dem, was in der St. Galler Zentrale passiert, und der Arbeit, die die Genossenschaften leisten.

Die Negativpresse beeinträchtigte laut Lehner diese Leistungen nicht. „Darum tut es weh, wenn es dann doch ab und zu heisst: ‚Es sind halt alle Banker gleich'“, sagt er.

Am Mittwoch hat die Raiffeisen den Abgang von CEO Patrik Gisel per Ende Jahr angekündigt. „Mit meinem Rücktritt möchte ich die öffentliche Debatte um meine Person und die Bank beruhigen und die Reputation von Raiffeisen schützen“, lässt sich Gisel in der Mitteillung der Bankengruppe zitieren. Ruhe in der Zentrale – das erhoffen sich auch die Banken in den Regionen, sagt Lehner. Vom neuen CEO wünsche man sich ausserdem eine Positionierung der Bank als Dienstleistungszentrum. Lehner sagt: „Es sollte eine Persönlichkeit sein, die den Genossenschaftsgedanken im Blut hat und versteht, dass die dezentrale Struktur ein Erfolgsrezept ist.“ Er prognostiziert, dass der Übergang schwierig werden könnte: „Einfach wird es nicht werden, vor allem dann, wenn der neue CEO von aussen, von einer Grossbank kommen sollte.“

Der Unruhen bei Raiffeisen erreichten einen ersten Höhepunkt, als der frühere Chef Pierin Vincenz im Februar verhaftet wurde. Nach über drei Monaten wurde er im Juni wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft hatte Ende Februar aufgrund einer Strafanzeige ein Verfahren wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung gegen Vincenz eingeleitet.