Piratenfrass war gestern: Aus dem legendären Restaurant «Käpten Jo’s» entstehen 33 Wohnungen

p>Wenn am 29. Mai der Europapark in Rust (D) wieder aufgeht, ist auch Biberstein dort vertreten: Im Themenbereich Skandinavien sind zahlreiche Piraten- und Seefahrt-Artefakte aus dem ehemaligen, legendären Restaurant Käpten Jo’s Aarfähre zu sehen. «Jo» Schupp hatte sein Seemann-Themenlokal in Biberstein 1971 eröffnet und in der ganzen Schweiz bekannt gemacht – unter anderem wegen des «Piratenfrass».

Schupp war längst verstorben, als seine Nachkommen das Restaurant 2018 schlossen und veräusserten. Die neuen Besitzer, Peter und Christian Frei, verkauften den grössten Teil der von Schupp über Jahrzehnte zusammengetragenen Sammlung an nautischem Material – teils echt, teils Kitsch – an den Europapark.

Das war vor einem Jahr. Seither war es still geworden um die «Aarfähre», wie das ursprüngliche, 1874 eröffnete Restaurant eigentlich heisst. Im Hintergrund aber haben die Gebrüder Frei die Planung der künftigen Arealnutzung vorangetrieben. Ihnen gehört das Architekturbüro «Frei Architekten» in Aarau, das schon zahlreiche Bibersteiner Liegenschaften erstellt hat. Peter Frei war ausserdem bis Ende 2017 20 Jahre lang Gemeindeammann – die Projekt­initianten haben also einen grossen Rückhalt im Dorf.

So sieht die

So sieht die „Aarfähre“ im Moment aus.

© NRO

Und nun legen sie ein konkretes Projekt für die künftige «Aarfähre» vor. Nicht an einer Infoveranstaltung für die Bevölkerung, wie eigentlich geplant, sondern Corona-bedingt nur virtuell – auf www.aarfähre.ch.

Geplant ist, zuallererst die volumengeschützte Ur-«Aarfähre» von allen späteren Anbauten zu befreien. Die Baubewilligung dafür liegt schon vor, die Abrissarbeiten starten voraussichtlich noch in diesem Monat. Später dann soll das Gebäude umfassend umgebaut werden. Bestehen bleibt unter anderem der alte Gewölbekeller. Im Süden des Areals, gegen den Parkplatz hin, ist ein Neubau entlang des Schulwegs geplant. In den beiden Gebäuden entstehen insgesamt 33 Wohnungen, mehrheitlich 1-Zimmer-Studios, 2½- und 3½-Zimmer-Wohnungen, teilweise als Maisonette.

«Das Angebot richtet sich an Einzelpersonen oder Paare jeden Alters sowie an Kleinfamilien», erklärt Peter Frei. «Denkbar ist auch, dass Klienten der Stiftung Schloss Biberstein, die selbstständig wohnen können, hier ein Zuhause finden. Dem Projekt liegt der Gedanke zugrunde, dass hier Menschen verschiedener Generationen zusammenleben.»

Noch unklar ist, wie der Gewölbekeller und der grosse Gemeinschaftsraum im Sockelgeschoss der «Aarfähre» genutzt werden sollen. Hier wollen die Besitzer die Bibersteiner Bevölkerung einbeziehen: Auf der Projekt-Website kann jeder seine Ideen einbringen. Wäre auch ein Café möglich? «Grundsätzlich ja, falls sich ein Betreiber finden würde», sagt Peter Frei.

Zuerst entscheidet das Volk über neue BNO

Die Initianten sehen einen Bezug der Wohnungen im Herbst 2022 vor. Es gibt aber noch ein paar Hürden für das Projekt. Wegen der unmittelbaren Nähe zum Schloss Biberstein und dessen Umgebungsschutzzone ist die Denkmalpflege involviert. Und: Die «Aarfähre» liegt in der Dorfkernzone und ist teilweise mit einer Vorgartenzone überlagert. In der neuen Bau- und Nutzungsordnung soll auf die Vorgartenzone verzichtet werden, damit eine Entwicklung des Areals und die Freistellung der alten «Aarfähre» möglich wird.

Die komplett revidierte BNO kommt voraussichtlich im September an die Gemeindeversammlung. Peter Frei hofft, noch im Herbst das Baugesuch einreichen zu können. Baubeginn wäre dann idealerweise im Frühjahr 2021.