Polizeidirektor Urs Hofmann ärgert sich über Swisscom-Panne: «Das darf nicht ein drittes Mal passieren»

Die Swisscom hatte in der Nacht auf Mittwoch eine schweizweite Störung, diverse Internet-basierte Dienste wie die Festnetztelefonie waren davon betroffen. „Mobiltelefonie über 2G und 3G funktionierte“, schreibt die Swisscom.

Betroffen von der Panne war im Aargau kurzzeitig auch die Kantonale Notrufzentrale, wie Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau auf Anfrage sagt: „Die Störung wurde bei uns um 22.40 Uhr bemerkt und dauerte bis 0.15 Uhr.“ Die eingehenden Anrufe auf die Notfallnummern 117, 118 und 144 funktionierten aber einwandfrei, wie Graser versichert.

Betroffen waren aber die abgehenden Telefonate von der Notrufzentrale aus, laufen diese doch übers Festnetz: „Für solche Fälle haben wir Nothandys zur Verfügung“, erklärt Bernhard Graser. „Wir haben letzte Nacht während 90 Minuten auf den Notbetrieb umgeschaltet und mit den Handys gearbeitet.“

Urs Hofmann ist verärgert.

Urs Hofmann ist verärgert. © Chris Iseli

Kommunikation mit Polizeipatrouillen funktionierte

Die Kommunikation mit der ganzen Einsatzführung, also mit den Patrouillenautos, läuft über Funk ab, über das sogenannte Polycom-Funknetz: „Auch diese Kommunikation war während der Panne gewährleistet“, sagt Graser.

Mittels Nothandys könne der Betrieb gewährleistet werden, auch wenn mit gewissen Unannehmlichkeiten: „Wenn die Mitarbeiter der Kantonalen Notrufzentrale von den Nothandys aus telefonieren müssen, müssen sie jeweils die Nummern von Hand eintippen. Im Festnetzsystem hingegen sind alle Nummern hinterlegt und können per Mausklick angewählt werden“, so Graser. Die Umstellung könne zu leichten Verzögerungen im Arbeitsablauf führen.

In der Nacht zuvor wäre die Störung fatal gewesen

Trotzdem ist Bernhard Graser froh, ist die Störung nachts passiert: „Grundsätzlich bekommen wir um diese Uhrzeit weniger Notrufe.“ Schlimmer wäre es gewesen, wenn die Störung in den zuvor gehenden Sturmnächten passiert wäre, als Lolita und Sabine über den Kanton fegten. Alleine in der Nacht auf Montag gingen bei der Notrufzentrale gegen 30 Meldungen ein. „In einer solchen Sturmnacht wäre es fatal, wenn uns die Menschen anrufen möchten und nicht durchkommen würden.“

Mehr Probleme hatten in der Nacht auf heute unter anderen Schutz und Rettung Bern, sowie Schutz und Rettung Zürich: Wegen des Ausfalls der Swisscom Telefonie konnten beide über die Notfallnummern nicht erreicht werden. Zürich rief über Twitter auf, Notfälle über bekanntgegebene Handynummern abzusetzen, Bern hingegen kommunizierte via Twitter, man könne direkt an den Stützpunkten Hilfe suchen.

Schon die zweite grosse Swisscom-Störung im 2020

In diesem Jahr ist es bereits die zweite grossflächige Störung bei der Swisscom: Am 17. März kämpfte der Telefonanbieter mit einer schweizweiten Störung, die tagsüber mehrere Stunden andauerte. Auch die Kantonspolizei Aargau meldete an jenem Tag via Twitter, dass die Notrufe die Kantonale Notrufzentrale nur verzögert erreichten. „Benutzen Sie vorwiegend ihr Mobiltelefon“, schrieb die Kantonspolizei.

Urs Hofmann, Aargauer Regierungsrat und Präsident der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen, ärgerte sich über die erneute Panne, wie er gegenüber dem SRF Regionaljournal sagt: „Das ist für uns absolut ärgerlich, einmal kann immer etwas passieren, zwei Mal innert so kurzer Zeit, das ist ein No-Go.“ So etwas dürfte nicht noch ein drittes Mal passieren, so Hofmann, „Die Swisscom muss hier über die Bücher.“

Ursache der Störung in der Nacht auf heute war eine geplante Wartungsarbeit, wie die Swisscom mitteilt: „Während der Durchführung dieser Arbeit ist es zu einem mehrfachen menschlichen Fehlverhalten gekommen.“ Die Swisscom bedauert, dass auch diverse Notrufnummern betroffen waren: „Wir sind in engem Austausch mit den Behörden. Swisscom entschuldigt sich in aller Form für den Unterbruch. Dies entspricht in keiner Art und Weise den Anforderungen, welche wir an uns haben.“