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Mehr Erstligisten und eine massive Verkleinerung der 2. Liga inter: Was die Ligareform für Aargauer Klubs bedeutet 

Kaum ist die Winterpause in den Amateurligen angebrochen, kündigt der Schweizerische Fussballverband umfangreiche Reformen in der 2. Liga inter, der 1. Liga sowie der semiprofessionellen Promotion League an. Erste Auswirkungen hat dies bereits für die kommende Saison.

Konkret bedeutet dies: Die meisten Ligen werden aufgestockt. Die Promotion League wird von 16 auf 18 Teams vergrössert, die drei Gruppen der 1. Liga werden von 14 auf 16 Mannschaften angepasst.

Freifahrtsschein für U21-Teams

Wird der Aufstieg für die Aargauer Erstligisten FC Baden und den FC Wohlen nun also leichter? Leider nein. Denn der Verband möchte mit der Umstrukturierung besonders die jungen Talente (U-Nati-Spieler) fördern. Im Zuge dessen, wurde die Limitierung von maximal vier U21-Teams in der Promotion League nach über zehn Jahren aufgehoben.

Sollte dem FC Wohlen der Aufstieg nicht gelingen, spielt er ab nächster Saison in einer aufgestockten 16er Gruppe. 

Nun sollen mittels einer «Wild Card» zwei U21-Teams aus der 1. Liga ein Ticket für Promotion League erhalten. An wen dieser Freifahrtsschein geht, ist derzeit noch nicht bekannt.

Vereine, die eine U21-Mannschaft stellen, können sich für ein Ticket bewerben. Dafür müssen sie jedoch ein zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum vorweisen können. Nebenbei können auch noch die Nachhaltigkeit und Qualität der Ausbildung sowie der sportliche Erfolg Faktoren sein.

2. Liga inter wird um 20 Teams verkleinert

Zur grössten Veränderung kommt es in der 2. Liga inter. Sie wird in den nächsten zwei Spielzeiten um 20 Mannschaften verringert. Die Verkleinerung erfolgt in zwei Schritten.

Zur kommenden Saison werden die bisher sechs Gruppen an 14 Teams neu in fünf Gruppen mit jeweils zwei 14er-Gruppen und drei 16er-Gruppen umstrukturiert.

Im nächsten Schritt, sprich zur Saison 2023/24, soll es dann nur noch vier 16er Gruppen geben. Mit welchem Modus die zweite Umstrukturierung zustande kommt, wird im Frühling 2022 genauer definiert.

Der SC Schöftland (Tabellenzweiter) befindet sich aktuell auf einem Aufstiegsplatz. 

Für zwei Aargauer Vereine (FC Muri und SC Schöftland) könnte diese Reform eine grosse Chance sein. Beide Teams stehen mit 26 Punkten hinter dem Leader FC Rotkreuz. Am Ende dieser Saison steigt aber nicht nur wie üblich der Tabellenerste, sondern auch der Zweitplatzierte auf.

U21-Teams verlassen die 2. Liga inter

Neben den zwölf sportlichen Aufsteiger steht bereits jetzt fest, dass auch die beiden einzigen U21-Abteilungen in der 2. Liga inter (Servette und Xamax) dank einer «Wild Card» in der kommenden Saison in der 1. Liga spielen werden.

Die Reform könnte auch Auswirkungen für die regionale 2. Liga haben. Noch ist zwar nicht bekannt, wie der künftige Aufstiegsmodus aussehen wird, jedoch könnte in Anbetracht der verkleinerten 2. Liga inter der Aufstieg für Regionalligisten deutlich schwieriger werden.

Das sagt der Reform-Leiter

Sandro Stroppa war Leiter bei der Ausarbeitung der Reform. Er betont: «Für uns ist es ganz wichtig, dass wir jungen Talenten in ambitionierten Ligen künftig einen höheren Takt und damit auch mehr Spielzeit geben können. Mit einer Vergrösserung der Ligen möchten wir entsprechend dafür sorgen, dass unsere Nachwuchstalente noch besser gefördert werden.»

Auch der Umbau der 2. Liga inter war dem Präsidenten der zuständigen Amateurliga ein wichtiges Anliegen: «Wir möchten die Hürde zwischen der 2. Liga inter und der regionalen 2. Liga bewusst noch etwas vergrössern. Im Optimalfall steigen dann nur noch Vereine auf, die eine kompetitive Mannschaft zur Verfügung haben.»

Der Präsident der Amateur Liga erhofft sich, dass demnächst auch die Challenge League sowie die Super League aufgestockt wird. 

Für Stroppa ist allerdings auch klar, dass noch ein zweiter Schritt folgen muss. Nun sei die Swiss Football League am Zug: «Wir haben nun einen grossen Schritt gemacht, nun sollten aber auch die oberen Ligen mitziehen. Wir hoffen, dass die Challenge League und Super League bald aufgestockt werden.»

Das sagen Aargauer Vertreter

Heinz Gassmann, Präsident des FC Baden, hat Verständnis für die Reform, auch wenn er sie sich anders gewünscht hätte: «Natürlich wären uns vier sportliche Aufsteiger lieber gewesen, wir haben ja bekanntlich unsere Mühe mit den Aufstiegsspielen. Aber ich habe bei der Versammlung trotzdem für diese Reform gestimmt, denn die Promotion League wurde ja vor allem für die U-Teams geschaffen, damit sie die Möglichkeit haben, sich mit den besten Erstligisten zu messen.»

Heinz Gassmann hat für die Reform gestimmt. 

Dass der FC Baden bei einem möglichen Aufstieg in einer 18er-Liga spielen wird, ist für den Präsidenten grenzwertig: «Da wirds auch Spiele unter der Woche geben. Das könnte je nach Arbeitgeber Schwierigkeiten geben. Nebenbei verursachen die zusätzlichen Reisen auch mehr Kosten. Aber wir werden das schon irgendwie meistern.»

Mit grosser Freude nimmt Trainer Piu Nascimento vom FC Muri diese Nachricht entgegen. Seine Mannschaft rangiert derzeit auf Platz drei mit elf Punkten Rückstand auf den Leader. «Unsere Aufstiegschancen sind damit gleich um fünfzig Prozent gestiegen. Für uns ist das zwar kein Muss in dieser Saison, aber natürlich wollen wir angreifen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Die Qualität im Kader ist für Platz zwei auf jeden Fall vorhanden.»