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Rolf Leimgruber gibt sein Amt als Ammann ab – und hat sich zum ersten Mal für das neue Jahr nur eine kleine Agenda gekauft

Das 2000-Seelen-Dorf Remetschwil steht bald unter neuer Führung. Gemeindeammann Rolf Leimgruber hat sich nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung gestellt, an seiner Stelle tritt demnächst Gemeinderätin Vreni Sekinger das höchste Amt an. Insgesamt 16 Jahre lang hat sich Leimgruber im Gemeinderat für das Dorf eingesetzt, die Hälfte davon als Ammann. Jetzt blickt er zurück – und wagt auch einen Ausblick.

Rolf Leimgruber wartet in einem der Sitzungszimmer in der weihnachtlich dekorierten Gemeindekanzlei. Sein Büro ist schon aufgeräumt und bereit für die Übergabe. Auch der 64-Jährige wirkt parat: «Ich weiss die Gemeinde in guten Händen, das macht den Abschied einfacher», sagt er. «Ausserdem wollte ich nicht, dass man mich hätte wegwählen müssen.» Ohnehin sei er irgendwie immer in seine Ämter «reingerutscht». Er sei ein Typ, der sich gerne engagiert. «Aber für jeden Posten wurde ich angefragt, ich habe es nie gesucht, an der Spitze zu stehen», sagt er. Das Amt des Gemeindeammanns sei trotzdem eine sehr grosse Ehre gewesen.

Als Hauptgrund für seinen Rückzug aus dem Amt nennt er nun aber Müdigkeit. «Als Gemeindeammann ist man immer engagiert und überall dabei», sagt er. «Ich fühle mich richtig befreit, dass ich nun bald nicht mehr so viele Termine haben werde.» Zum ersten Mal seit langem habe er sich für das nächste Jahr nur noch eine kleine Agenda kaufen müssen. Das sagt er mit einem Augenzwinkern.

Vielen fehlt eine enge Bindung zur Gemeinde

Nebst dem 20-Prozent-Pensum als Gemeindeammann führt Leimgruber selbstständig ein Treuhandbüro für Immobilienverwaltung. «Mein Ziel ist, sicher die bestehenden Mandate noch die nächsten zwei bis drei Jahre weiterzuführen», sagt er. Dann wolle er sich endgültig pensionieren lassen. Grosse Pläne hat der Remetschwiler jedoch nicht. «Ich lasse es einfach auf mich zukommen.» Mit der Familie und den Enkelkindern verbringe er bereits heute regelmässig Zeit, in seiner Freizeit geht er gerne in die Natur – zu Fuss oder auf dem E-Bike. Geniessen. Das steht jetzt zu oberst auf Leimgrubers Liste.

Nichtsdestotrotz will er sich auch weiterhin für seine Gemeinde einsetzen. Allenfalls als OK-Mitglied für das Dorffest, das nach seiner coronabedingten Absage für das Jahr 2024 geplant ist. «Es ist wichtig, kulturelle Veranstaltungen voranzutreiben», ist Leimgruber überzeugt. Denn Remetschwil sei ein Schlafdorf. Er sagt dies liebevoll. Da ist weder Gram noch Häme in seiner Stimme – nur vielleicht ein wenig Resignation. «Ich habe mich daran gewöhnt, dass von vielen Einwohnerinnen und Einwohnern wenig zurückkommt», sagt er. «Die meisten schlafen hier, haben aber ansonsten keine starke Bindung zum Dorf.»

Vielleicht gerade weil Leimgruber sich gerne engagiert, findet er es schade, wenn sich andere nicht für ihren Wohnort einsetzen. Zudem mache ihm die Überalterung etwas zu schaffen, dem Dorf fehlen Kinder und Jugendliche. Das hat aber auch Vorteile: «Innerhalb der älteren Bevölkerung besteht ein starker Zusammenhalt und eine grosse Verbundenheit zur Gemeinde», sagt Leimgruber. «Die Alteingesessenen haben die Arbeit des Gemeinderats immer sehr geschätzt und sich stets über Anlässe gefreut, die wir auf die Beine gestellt hatten.» Damit meint er beispielsweise die Seniorenweihnacht, die bald und hoffentlich stattfinden soll.

Etwas Veränderung kann dem Dorf nicht schaden

Seit Leimgruber im Jahr 1992 nach Remetschwil zog, hat sich das Dorf seiner Meinung nach nicht gross verändert. In seinen Jahren im Gemeinderat habe er zudem viele spannende Projekte wie die Sanierung der Haldenmättelistrasse oder der Sennhofstrasse sowie den Schulhausneubau 2016 begleiten dürfen. «Die Arbeit im Team hat mir immer grossen Spass gemacht», sagt er. «Jeder macht seine Hausaufgaben.» Wohl auch deshalb sei die Gemeinde gut auf Kurs.

Für das Dorf wünscht er sich weiterhin eine gute Führung. Sorgen macht er sich jedoch nicht. «Neue Kandidaten bringen immer eine Veränderung», sagt Leimgruber. Und ein wenig Veränderung könne dem Schlafdorf letztlich nicht schaden, fügt er an. Wieder mit einem Augenzwinkern. Und wieder mit viel Liebe in seiner Stimme.