Revisionsarbeiten geben den Blick frei auf die Turbinen im Herzen des Kraftwerks Ruppoldingen

Ein bisschen Schwemmsand samt Muschelschalen liegt herum, in dem Kinder zufrieden rumstochern und naturkundlich ergründen können. Aber erst nachdem sie sich von den Dimensionen des Bauwerks und der technischen Einrichtungen erholt haben. Im Turbineneinlauf, der sich getrost etwas plakativ als Dom bezeichnen liesse, befindet man sich rund 20 Meter unterhalb des Wasserspiegels der Aare. Selten findet man sich ob dieser Vorstellung so wohlbehütet von Beton umgeben wieder. Und im Saugrohr, quasi dem Auffangbecken des Wassers nach dessen Turbinendurchlauf, herrschen etwa fantastische akustische Verhältnisse; kaum eine Gebirgswand in freier Natur wirft ein solch differentes Echo zurück wie jene dort.

Von der eindrücklichen Dimension der Rohrturbine – davon gibts in Ruppoldingen deren zwei – ist noch nicht mal die Rede gewesen. Mit 5,9 Metern im Durchmesser erinnert sie an Schiffsschrauben. Die seitlichen Schiffspropeller der «Titanic» etwa hatten einen Durchmesser von 7 Metern und wogen 38 Tonnen. Phänomene also, die sich bei der öffentlichen Führung im Wasserkraftwerk Ruppoldingen nächste Woche erleben lassen.

Revisionsrhythmus wurde verändert

Apropos Echo: «Es kommt drauf an, wo man sich gerade befindet», sagt Geschäftsführer Thomas Fürst dort, wo üblicherweise die Wasser toben und jetzt die grosse Stille eingekehrt ist. Grund: Revisionsarbeiten, die mittlerweile nicht mehr alle vier, sondern alle sechs Jahre stattfinden. «Kosteneffizienz» nennt Fürst dies. Mittlerweile ist die Belegschaft der Alpiq Hydro Aare AG, welche die Wasserkraftwerke Ruppoldingen, Flumenthal und Gösgen betreibt, auch von 25 auf 20 Mitarbeitende natürlich zurückgefahren worden. Die Strompreise sind ins Rutschen gekommen. Man weiss.

Unverändert gebleiben sind jedoch die Kerndaten der Energieproduktion. Für die Kapazität Ruppoldingens gilt: «Wir machen Strom für knapp 30 000 Haushalte», erwähnt Fürst. Oder um ein anderes Bild zu verwenden: etwa so viel wie ganz Olten im Jahr an Strom verbraucht. «Aus erneuerbarer Produktion und mit dem höchsten Umweltlabel zertifiziert», schickt Fürst hinterher. Selbst während der Revisionsarbeiten, welche diesmal auch den Ersatz der Steuerungselektronik beinhalten. Bis Mitte November sind diese abgeschlossen.

Man muss nicht unbedingt rank und schlank sein, um durch das sogenannte Mannloch ins Herz von Ruppoldingen vorstossen zu können, wo üblicherweise 275’000 Liter Wasser pro Sekunde durch die Rohrturbine rauschen. Aber ein bisschen Beweglichkeit kann dabei nicht schaden. An die 1000 Besucher können in der kommenden Woche durchs Mannloch schlüpfen. So viele erwartet Fürst nämlich. «Etwa 2000 sind es jährlich bei den üblichen Führungen, bei denen aber das Highlight – die Besichtigung der Turbine – jeweils nicht möglich ist.

Wie stellt man denn «das Wasser ab»?

Vielleicht fragt sich der Besucher noch, wie man in Ruppoldingen denn «das Wasser abstellt». Es tönt einfach und ist gemäss Fürst innert «einem Tag» erledigt. Wohlverstanden: Gemeint sind damit die reinen Abdichtungsarbeiten mit den aufeinander getürmten und dicht schliessenden Dammbalken beim Ein- und Auslauf.

Zuvor aber müssen Industrietaucher die Auflagefläche des untersten Balkens sauber machen, damit die gewünschte Dichte erreicht werden kann. «Das dauert jeweils schon ein paar Tage», weiss Fürst. Hinsichtlich Revision erwartet der Geschäftsführer der Alpiq Hydro Aare AG keine überraschenden Vorkommnisse. Alles scheine nach 20 Betriebsjahren noch ganz gut in Schuss zu sein, sagt er und tätschelt gegen die Betonwand im Saugrohr.

Hinweis Öffentliche und freie Führungen zu der offenen Turbine Ruppoldingen vom 23. bis 27. September; Anmeldung unter www.eventfrog.ch/ruppoldingen