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Ammann-Kandidatin Anja Gestmann (SP): «Ich bin es gewohnt, meinen Kopf für etwas hinzuhalten»

Anja Gestmann (58) ist mit Detlef Gestmann verheiratet; sie haben eine Tochter und zwei Enkel. Die promovierte Chemikerin ist heute Geschäftsleiterin des Entlastungsdienstes Schweiz (Aargau-Solothurn). 2011 wurde die gebürtige Deutsche eingebürgert, seit 2014 sitzt sie im Schöftler Gemeinderat. Im ersten Wahlgang war sie gegen den amtierenden Ammann Rolf Buchser (FDP) angetreten. Beide verpassten das absolute Mehr, Buchser wurde ganz abgewählt.

Was stört Sie an Schöftland?

Für viele – so wie einst für mich – ist es ein Schlafdorf, es muss also unsere Aufgabe als Gemeinderat sein, das Dorf zu beleben und Arbeit vor Ort zu stärken, und das nicht nur im Homeoffice. Wenn wir es schaffen, im gleichen Atemzug auch noch die Vielfalt an Angeboten im Dorf, auch in meinen Ressorts Gesundheit, Bildung und Alter auszubauen, tun wir gleich auch noch etwas für Nachhaltigkeit und Lebensqualität.

Womit verbringen Sie zu viel Zeit?

Ich habe gar keine Zeit, zu viel Zeit mit irgendetwas zu verbringen.

Warum sind Sie Politikerin geworden?

In 2013 hatte ich mir zum Ziel gesetzt, mich mehr im Dorf einzubringen. Dass dieses Vorhaben mich gleich in den Gemeinderat spülen würde, habe ich einem glücklichen Umstand zu verdanken. Dies hat vieles in meinem Leben verändert, sogar meiner Karriere eine neue Wendung weg von der Chemie hin zum Wohl der Menschen gegeben, und ist wohl das beste Integrationsprogramm für Zuzüger.

Wofür werden zu viele Steuergelder ausgegeben?

Zur «Rettung» nicht nachhaltiger Industriezweige.

Wenn Sie einfach so könnten: Wofür würden Sie zehn Millionen Steuerfranken ausgeben?

Da fragen wir doch mal die Schöftlerinnen und Schöftler, was weit oben auf der Prioritätenliste steht. Nachhaltige Belebung des Dorfes mit der Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort wäre bei mir weit oben. Die Sparpolitik der letzten Jahre hat zudem schon allein im Bereich Bildung einigen Bedarf nach hinten geschoben, ein Beispiel dafür ist die tropfende Sporthalle …

Hat das Wachstum der letzten Jahre Schöftland gutgetan?

Es ist sicher diverser und offener geworden, was mich sehr freut. Wir müssen aber Sorge tragen, dass die Infrastruktur hinterherkommt, sei es mit Schulraum, im Gesundheitswesen oder in der Kanalisierung des Verkehrs.

Welche Person, lebend oder verstorben, würden Sie gerne zum Znacht einladen, und was tischen Sie auf?

Den Gemeinderat; Teambildung ist jetzt angesagt, und ich würde nicht – wie beim letzten Mal – westfälischen Grünkohl servieren, sondern etwas Schweizerisches.

Was stimmen Sie am 28. November beim Covid-19-Gesetz, und warum?

Ich habe «Ja» gestimmt, da die Konkretisierungen der Gesetzesanpassung für mich stimmig sind. Das befreit uns nicht von der individuellen Aufgabe, eine Verbreitung des Virus möglichst zu verhindern, zum Beispiel durch die konsequente Einhaltung der wichtigen Hygiene- und Abstandsmassnahmen, ob geimpft oder nicht. Und selbstverständlich werde ich mich «boostern» lassen, sobald es möglich ist.

Das künftige Gemeindeoberhaupt wird dafür sorgen müssen, dass der Gemeinderat als Team zusammenfindet. Wie würden Sie das machen?

Eins meiner Steckenpferde, die ich mit einem langjährigen Leistungsausweis in meinem Berufsleben belegen kann. Hochleistungsteams zu entwickeln ist eine Herzensangelegenheit und fängt mit dem Aufbau von (Selbst-)Vertrauen an. Darum würde ich – wie vor acht Jahren – den Gemeinderat zu einem Austausch im privaten Rahmen einladen, um der durch die Wahlkämpfe kaum zu verhindernde Polarisierung entgegenzuwirken. Für die Zeit danach bringe ich viele Werkzeuge der Teambildung in meinem beruflichen Rucksack mit.

Können Sie sich vorstellen, das Hegmatte-Dossier zu übernehmen?

Absolut, wenn sich herausstellen sollte, dass ich die geeignetste Person dafür bin. Ich bin es gewohnt, meinen Kopf für etwas hinzuhalten und dieses Dossier braucht das sicher. Ansonsten ist dies ganz besonders ein Geschäft, zu dem alle Gemeinderäte gemeinsam Sorge tragen müssen und auch dafür stehe ich ein, ob ich das Dossier habe oder nicht.

Wie soll die Zukunft des Alterszentrums Schöftland aussehen?

Das Suhrental Alterszentrum ist inzwischen – von der überalterten Infrastruktur abgesehen – sehr gut aufgestellt. Es wird sich den Herausforderungen gut gerüstet stellen, ob Pandemie, ambulant und stationär, alternde Babyboomer-Generation, ich bin da zuversichtlich, dass ich dies als Mitglied des Verwaltungsrates für unsere Bewohnerinnen und Bewohner zukunftsweisend weiter mitgestalten kann. Der Neubau muss mit Priorität 1A vorangetrieben werden; mit Wohlwollen der Aktionärsgemeinden.