
Sehr gute Zahlen und ein Geheimnis: Die AKB rechnet mit härteren Zeiten und plant zugleich etwas Grosses
Das erste Coronajahr hat in der Rechnung der Aargauischen Kantonalbank (AKB) kaum sichtbare Spuren hinterlassen. Der Geschäftserfolg von 193 Millionen Franken ist das drittbeste operative Ergebnis in der Geschichte. Damit habe man im März nach Ausbruch der Pandemie nicht rechnen können, konstatierte Bankratspräsident Dieter Egloff im Rahmen der Präsentation der Jahreszahlen. Die Medienkonferenz fand erstmals online statt.
Trotz der guten betrieblichen Leistung resultierte auf Stufe Reingewinn ein Rückgang um 6,3 Prozent auf noch 138 Millionen Franken. Grund dafür war die Verstärkung der freiwilligen Gewinnreserven, wie sie einerseits der Eigentümerstrategie und den verschärften Eigenkapitalerfordernissen der Aufsichtsbehörden entspricht, aber zugleich auch der unsicheren konjunkturellen Lage geschuldet ist.
Gastronomie, Detailhandel und Tourismus als Problembranchen
Tatsächlich rechnet Direktionspräsident Dieter Widmer im laufenden Jahr mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage von Unternehmen, weil viele der Pandemie ihren Tribut zollen müssen. Schwierig werden könnte es primär für gewisse Gewerbebetriebe in besonders exponierten Branchen wie der Gastronomie, dem Detailhandel, Garagen oder bestimmten touristischen Einrichtungen, sagte Widmer im Gespräch mit der AZ. Obwohl die AKB in diesen Zweigen «keine sehr grossen» Kreditausstände habe, wie Widmer betonte, rechnet die Bank im laufenden Jahr mit einer Zunahme der Wertberichtigungen auf Unternehmenskrediten.
Schon 2020 sah sich die Kantonalbank gezwungen, die Risikovorsorge für Kreditrisiken erstmals seit längerer Zeit zu verstärken. Kredite mit ausstehenden Zins- oder Amortisationszahlungen mussten um 1,1 Millionen Franken wertberichtigt werden. 2019 konnten noch Wertberichtigungen aus früheren Jahren im Umfang von 8 Millionen Franken aufgelöst werden. Widmer geht davon aus, dass zusätzliche Wertberichtigungen im laufenden Jahr zu einem geringeren operativen Geschäftserfolg führen werden.
Covid-19: Viele meldeten sich vorsorglich für Kreditprogramm
2020 hatte die Bank im Rahmen der vom Bund garantierten Überbrückungshilfen mehr als 2100 KMU Kreditlimiten von bis zu 300 Millionen Franken zur Verfügung gestellt. Per Ende Jahr ist die Höhe der vergebenen Limiten auf 270 Millionen Franken gesunken, deren Benutzung ist aber gleich geblieben, wie diese Grafik zeigt.

Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich viele Firmen nur vorsorglich für das Covid-19-Kreditprogramm angemeldet hatten, ohne echten finanziellen Bedarf zu haben. Das unveränderte Niveau der benutzten Kredite ist aber auch ein Indiz dafür, dass manche Firmen nicht über genügend finanzielle Ressourcen verfügen, um ihre Kreditverpflichtungen abzubauen.
Trotz Schnellverfahren nur wenige Missbrauchsfälle
Die Zahl der Konkurse sei bislang überraschend gering geblieben, konstatierte Widmer. Er schliesst aber nicht aus, dass manche Firmen, die schon vor der Pandemie in Schwierigkeiten waren, durch die Überbrückungshilfen eine künstliche Verlängerung der Lebenszeit erhalten hätten. Diese Art des volkswirtschaftlich problematischen «Strukturerhaltens» habe man aber in Kauf nehmen müssen, um Schlimmeres zu verhindern, meint der Bankchef.
Obwohl die Firmen die Covid-19-Hilfen praktisch ohne Prüfung beantragen und im Schnellverfahren beziehen konnten, kam es im Fall der AKB nur zu wenigen Missbrauchsfällen. Lediglich 33 verdächtige Positionen hätten eine Meldung respektive eine Anzeige an die Behörden zur Folge gehabt.
Doppelt so viele Neukunden gewonnen wie in den Jahren zuvor
Nebst der Pandemie war die Integration der Neuen Aargauer Bank (NAB) in die Credit Suisse und die damit zusammenhängende Verkleinerung des Filialnetzes der Konkurrentin ein prägendes Ereignis für die AKB. Man habe 2020 doppelt so viele Neukunden gewonnen wie in den Jahren davor, sagte Widmer. Die AKB hatte zum Teil aggressiv um neue Kunden geworben, so mit blauen Füssen am Boden, die den Weg von der NAB zu ihren Filialen wiesen.
Dieser Effekt erklärt den einen Teil des weit überdurchschnittlich starken Anstieges der Kundenvermögen auf über 30 Milliarden Franken. Den anderen Teil dieser Entwicklung sieht Widmer in der erhöhten Sparneigung der Kunden begründet, die ihren Konsum nicht zuletzt wegen behördlicher Schutzbestimmungen gegen die Pandemie eingeschränkt haben.
Derweil stiegen die Hypotheken für selbst genutztes Wohneigentum (Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen) laut AKB um 308 Millionen Franken (+ 2,9 Prozent). Kaum zu glauben sei, «dass wir trotz Pandemie im Jahr 2020 eine rekordhohe Anzahl Kreditgesuche für eine Eigenheimfinanzierung geprüft haben», sagte Bankratspräsident Egloff.
AKB behält Filialnetz bei – alle Standorte in schwarzen Zahlen
Für AKB-Direktionspräsident Dieter Widmer ist mit Blick auf die schwierigen Coronabedingungen klar: «Wir haben unsere Leistungsfähigkeit bewiesen. Sämtliche Standorte blieben während des Lockdowns geöffnet, was unsere Kundinnen und Kunden sehr schätzten.»
Angesprochen auf Filialschliessungen wie bei anderen Instituten macht Widmer klar: «Unsere 32 Standorte bleiben unverändert.»
Ein physisch vorhandenes Filialnetz sei zentral: «Die Kundinnen und Kunden gehen gern in ihre Filiale, nicht für Bargeldbezug, aber für eine Beratung, etwa zu Finanzierung, Vorsorge oder Anlage.» Jeder Standort sei in den schwarzen Zahlen. Wie das Netz in zehn Jahren aussehe, könne er aber nicht sagen.
Kanton soll Ausschüttung von 67 Millionen Franken erhalten
Die Aargauische Kantonalbank erhöhte ihre Eigenmittel nach Gewinnverwendung um 118 Millionen auf total 2,5 Milliarden Franken. Der Bankrat beantragt in Absprache mit dem Regierungsrat eine Gewinnablieferung an den Kanton von 67 Millionen Franken (im Vorjahr waren es 66). Zusammen mit den 11,1 Millionen zur Abgeltung der Staatsgarantie erhält der Kanton eine Gesamtentschädigung von 78,1 Millionen Franken für 2020.
Im März 2020 hat der Grosse Rat entschieden, dass die AKB weiterhin eine selbstständige öffentlich-rechtliche Anstalt mit Staatsgarantie ist und nicht teilprivatisiert wird. So bleibe der Aargau Alleineigentümer seiner rentabelsten Beteiligung, sagte Bankratspräsident Dieter Egloff an der Medienorientierung. Der Bankrat sei «sehr dankbar, dass der Regierungsrat und eine sehr deutliche Mehrheit des Grossen Rates nach einer umfassenden, fundierten Auslegeordnung ein klares Bekenntnis zu ihrer Kantonalbank abgegeben haben».
Finanzdirektor trotz tieferer Ausschüttung zufrieden
Vor zwei Jahren gab die AKB in Absprache mit dem Regierungsrat bekannt, dass sie ihr Eigenkapital über die nächsten vier Jahre zusätzlich um insgesamt 120 Millionen Franken aufstocken möchte. «Ich darf heute mit grosser Freude verkünden, dass wir dieses Ziel fast erreicht haben», sagte Bankratspräsident Egloff. Die Bank sei damit im Hinblick auf die steigenden Anforderungen des schweizerischen Bankenregulators und die Eigenmittelanforderungen in Bezug auf die Vorgaben von «Basel III final» bestens gerüstet.
Deshalb schüttet die Bank seither weniger Gewinn aus als vorher, aber, so Egloff: «Wenn uns die Covid-19-Pandemie nicht noch einen dicken Strich durch die Rechnung macht, beabsichtigen wir, bereits für das Geschäftsjahr 2021 – und damit ein Jahr früher als geplant – die Ausschüttung wieder deutlich zu erhöhen.» Und dies, obwohl die AKB für das Geschäftsjahr 2021 ein tieferes operatives Ergebnis erwartet.
Sehr erfreut reagiert Finanzdirektor Markus Dieth auf die Zahlen der AKB. Für ihn zeigen sie: «Die AKB ist eine starke Bank mit einem starken Team. Das Vertrauen der Kunden in die Bank ist weiterhin hoch. Sie ist hochrentabel und gut aufgestellt, sie wirtschaftet verantwortungsbewusst und nachhaltig.»
Gutscheinaktion mit Aargau Tourismus kam gut an
Trotz wegen Corona ausfallender Kundenanlässe stiegen die Marketing- und Sponsoringkosten. Mit «AKB Impuls» unterstützt die Bank mittels Projektfinanzierungen das Zusammenleben der Menschen in unserer Region. Die Gutscheinaktion mit Aargau Tourismus, durch die Freizeit- und Tourismusangebote an über 25’000 Personen verteilt wurden, fand grossen Anklang.
Durch AKB Impuls und die Gutscheinaktion floss insgesamt knapp 1 Million Franken an die Bevölkerung. Auf die Frage, ob die AKB wieder eine Gutscheinaktion plane, zum Beispiel um Restaurants nach dem erneuten Shutdown Starthilfe zu geben, sagt Widmer: «Wir sind an etwas Grossem dran, können es aber noch nicht sagen.»