Kanton senkt Tempolimit im neuen Umfahrungstunnel fix auf 60 km/h – das sind die Gründe dafür
Seit etwas mehr als zwei Monaten rollt der Verkehr über die neue Umfahrung Sins. Das Dorf wird seither vom Durchgangsverkehr entlastet. Besonders auf der Achse von Muri Richtung Oberrüti/Hünenberg sparen die Verkehrsteilnehmenden etwas Zeit. Dank des Herzstücks der Umfahrung, dem knapp 900 Meter langen Tunnel Letten.
Signalisiert ist der Strassenabschnitt zwischen den beiden Kreiseln Bachtal und Eichfeld mit dem offiziellen Signal Autostrasse, wo normalerweise Tempo 100 km/h gilt. Im Projektbeschrieb der Umfahrung auf der Website des Kantons Aargau steht aber, dass die signalisierte Geschwindigkeit 80 km/h betrage. So war es auch im Juni 2020 im Amtsblatt publiziert.
Am selbigen Ort ist nun aber seit vergangener Woche eine sogenannte Verkehrsbeschränkung ausgeschrieben. Auf der kompletten Sinser Umfahrung inklusive Tunnel gilt nur Tempo 60 km/h. Doch weshalb diese Reduktion so kurz nach der Eröffnung?
Tunnel ist wegen Kurven und Kuppen zu wenig übersichtlich
Die AZ fragt bei Kai Schnetzler, Sektionsleiter Verkehrssicherheit beim Kanton Aargau, nach. Er erklärt: «Die jetzige Amtsblatt-Ausschreibung ist lediglich ein offizieller formeller Bestätigungsakt. Das Tempolimit von 60 km/h haben wir bereits bei der Eröffnung so eingeführt.»
Für das reduzierte Tempo auf der Umfahrung Sins, die doch eigentlich die Automobilisten möglichst schnell vorankommen lassen soll, führt Schnetzler vor allem Sicherheitsaspekte ins Feld. Der Experte sagt:
«Der Tunnel ist wegen seiner Kurven und Kuppen nicht uneingeschränkt übersichtlich.»
Hinzu kommen die beiden Kreisel jeweils kurz nach den Tunnelportalen, von welchen aus bei hohem Verkehrsaufkommen auch mit gelegentlichem Rückstau gerechnet werden muss.
Eine solche Geschwindigkeitsreduktion werde meistens an kurvigen Stellen oder mit Kuppen veranlasst. Als Beispiele erwähnt Schnetzler den neuen Tunnel Neuhof in Lenzburg (Tempolimit 50 km/h) oder die Umfahrung von Bad Zurzach (Tempo 60 km/h), die 2023 eröffnet wird.
Ob sich die Verkehrsteilnehmer in Sins an das gefühlt eher tiefe Limit von 60 km/h wirklich halten, kann Schnetzler noch nicht beurteilen. Soweit sei ihnen nichts bekannt und sie hätten auch keine Rückmeldung seitens der Polizei erhalten, was die Kontrollen betreffe.
Einsprache hätte keine aufschiebende Wirkung
Wer sich als Autofahrerin oder Autofahrer trotzdem an der 60er-Geschwindigkeitsvorschrift im Tunnel Letten stört, kann noch bis zum 20. Dezember eine Einsprache beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt einreichen. Mit einem Antrag und einer Begründung. Schneller gefahren werden, darf aber in der Zwischenzeit dennoch nicht. Denn einer allfälligen Beschwerde ist die aufschiebende Wirkung entzogen.
Schnetzler ist wichtig zu betonen: «Ob mit 60 km/h oder mit 80 km/h, die Umfahrung Sins bringt mit einer Fahrzeit von unter einer Minute eine deutliche Verbesserung für die Verkehrsteilnehmenden.» Und eine grosse Entlastung für die Gemeinde und ihr Ortszentrum.