
So hat sich die Bevölkerung im Aargau entwickelt – welche Gemeinden am stärksten gewachsen sind


Binnenwanderung
16’241 Zürcher kamen in zehn Jahren hierher
Schon vor Jahren aufgefallen ist im Aargau die hohe Zuwanderung aus dem Kanton Zürich. Damals meldete die AZ, der Aargau sei für Zürcherinnen und Zürcher mittlerweile der beliebteste Zuwanderungskanton. Der Trend hält laut Ruedi Steiner von Statistik Aargau an. Erklärbar ist die anhaltende Attraktivität des Aargaus mit seinem im Vergleich zu Zürich immer noch günstigen Wohnraum sowie den hervorragenden Verkehrsverbindungen. Auffallend ist, dass überproportional viele im Alter zwischen 25 und 40 Jahren zuwandern, so Steiner weiter. Das dürften vorab junge oder angehende Familien sein, die günstigeren Wohnraum suchen.
Effektiv zügelten letztes Jahr 5917 Personen aus dem Kanton Zürich hierher. Der Nettozuzug (Zuwanderung aus Zürich abzüglich Abwanderung dorthin) schwankt seit 2009 zwischen 1300 und 2000 Personen jährlich. Zusammengezählt wohnen allein seit 2009 netto 16’241 Personen mehr aus dem Kanton Zürich im Aargau. Das entspricht etwa der Einwohnerzahl der Freiämter Strohmetropole Wohlen. (MKU)
Der Bevölkerungsbestand im Aargau hat während des letzten Jahres um 7337 Personen oder 1,1 Prozent zugenommen. Damit lebten Ende 2018 im Aargau 677’387 Personen. Dies zeigt die jüngste Auswertung des kantonalen Einwohnerregisters durch Statistik Aargau. Das Bevölkerungswachstum bewegt sich nach Einschätzung von Statistik Aargau wie vor auf einem hohen Niveau. Das Bevölkerungswachstum hält damit an, wenn auch gegenüber dem Vorjahr etwas abgeschwächt.
Seit dem Jahr 2001 sind die stets positiven Wanderungsbilanzen (siehe Box Binnenwanderung) zur grössten Wachstumskomponente geworden, was auch für 2018 gilt.
Die Wanderungsbilanz lag allerdings um 617 Personen unter derjenigen des Vorjahrs. Sie betrug noch 4832 Personen.
3000 Männer mehr als Frauen
Interessant ist, dass rund 3000 Männer mehr im Aargau leben als Frauen. Noch im Jahr 2002 war es genau umgekehrt. Damals lebten nämlich rund 3000 Frauen mehr als Männer im Aargau. Was ist seither passiert? Ruedi Steiner, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Statistik Aargau, erklärt, an den wieder zunehmenden Geburtenzahlen liege es nicht. Statistisch sei nämlich die Überlebenschance von Mädchen gar grösser als bei Buben. Die Differenz erklärt er mit der seither erfolgten Zuwanderung vorab arbeitssuchender Männer aus anderen Ländern.
Dass dem so ist, zeigt auch ein Blick auf die im Aargau lebenden Ausländerinnen und Ausländer. Im Ausgangsjahr 2002 lebten rund 60’000 Ausländer und 52’000 Ausländerinnen im Aargau. Heute ist der Anteil von Männern an der ausländischen Wohnbevölkerung mit 91’000 im Vergleich zu 78’500 Frauen deutlich höher.
Ausländeranteil 25 Prozent
Die schweizerische Bevölkerung machte 507’796 Personen aus und die ausländische 169’591. Der Ausländeranteil beträgt damit mittlerweile genau 25 Prozent. Als Folge von über mehrere Jahre stagnierenden Geburtenzahlen trotz Bevölkerungswachstum und einer höheren Lebenserwartung zeigt sich bei der Entwicklung der Altersstruktur eine deutliche Verschiebung hin zu höheren Altersklassen. Diese Entwicklung hält an, obwohl die Geburtenzahlen seit 2011 in einzelnen Jahren wieder zugenommen haben.
Leicht mehr Geburten
Die natürliche Bevölkerungsentwicklung entspricht der Veränderung des Bestandes durch Geburten und Todesfälle. Gesamthaft resultierte 2018 bei den Geburten mit 6559 eine leicht höhere Anzahl als im Jahr davor. Da die Todesfälle aber stärker zunahmen als die Geburten, lag der Geburtenüberschuss mit 1796 leicht unter jenem des Vorjahrs. Die langjährige Betrachtung zeigt, dass letzterer von 1980 bis 1992 für die schweizerische Bevölkerung über jenem der ausländischen Bevölkerung lag. Seit 1993 ist dies umgekehrt, was in erster Linie auf die Altersstruktur der ausländischen Bevölkerung zurückzuführen ist (hoher Anteil 15- bis 49-Jähriger).
Die allgemeine Fruchtbarkeitsziffer (Geburten pro 10’000 Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren) der Gesamtbevölkerung lag 1981 bei rund 500. Danach sank sie tendenziell, mit zwischenzeitlichen Anstiegen bis zum Jahr 2001, unter 400. Danach stieg sie wieder über 400 an. Mit Ausnahme der Jahre 1986 und 1987 lag die Fruchtbarkeitsziffer für die Ausländerinnen bis 2011 über jener der Schweizerinnen. Ab 2013 ist es umgekehrt. Seither ist die Fruchtbarkeitsziffer der Schweizerinnen wieder leicht höher.
138 Gemeinden legten zu
Die grosse Grafik zeigt, welche 138 Gemeinden bevölkerungsmässig gewachsen sind. Drei stagnierten, 71 verloren leicht an Einwohnern. In absoluten Zahlen wuchsen Wohlen (plus 403 Einwohner) und Lenzburg (plus 393) am stärksten. Diese beiden Gemeinden wuchsen je deutlich stärker als die Bezirke Laufenburg (plus 320), Muri (304) und Rheinfelden (227).