
Spitalkapazitäten, Tests und Positivitätsrate: So steht der Aargau nach den Festtagen da
Am 18. Dezember hat der Regierungsrat die Coronamassnahmen verschärft. Er hat angesichts der rasch steigenden Fallzahlen die Notbremse gezogen. „Das Risiko, dass die Spitäler im Januar kollabieren, war zu hoch“, begründete Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati den Entscheid.
Seither sind drei Wochen vergangen. Die Situation im Aargau sei weiterhin angespannt, schreibt die Regierung am Donnerstag in einer Mitteilung. Das zeigen verschiedene Daten und Indikatoren:
Fallzahlen
Anfang/Mitte Dezember sind im Aargau an mehreren Tagen über 500 Personen positiv auf Covid-19 getestet worden. Der 7-Tages-Durchschnitt lag bei über 400 Fällen pro Tag. Zwischen Weihnachten und Neujahr ist der 7-Tages-Durschnitt teilweise unter 300 Fälle pro Tag gesunken. Am 1., 2. und 3. Januar wurden 127, 251 und 121 Neuansteckungen registriert.
Diese Woche wurden am Montag, Dienstag und Mittwoch wieder mehr als 300 neue Fälle täglich registriert. Für Donnerstag meldete der Kanton 242 Fälle. Die vorübergehend tieferen Zahlen sind aber nur bedingt aussagekräftig, weil über die Festtage weniger getestet worden ist, schreibt der Kanton.
Positivitätsrate
Laut Weltgesundheitsorganisation gilt eine Pandemie als kontrollierbar, wenn der Anteil positiver Tests bei 5 Prozent liegt. Ist die Positivitätsrate höher, ist das ein Zeichen dafür, dass zu wenig getestet wird. Die Folge: Viele Ansteckungen werden nicht erkannt und das Virus verbreitet sich immer weiter.
In der Schweiz liegt die Positivitätsrate in allen Kantonen über 5 Prozent. Im Aargau sind zwischen dem 21. und 27. Dezember 14’680 Tests durchgeführt worden. 17 Prozent waren positiv. In der darauffolgenden Woche zwischen Weihnachten und Neujahr haben sich deutlich weniger Personen testen lassen. Es sind nur 10’725 Tests durchgeführt worden. Die Positivitätsrate stieg auf 20,5 Prozent. Letzte Woche war im Aargau also jeder fünfte Test positiv.
Schweizweit ist der Anteil positiver Tests letzte Woche im Vergleich zur Vorwoche auf tieferem Niveau von 12,7 auf 16,8 Prozent gestiegen.
Spitalkapazitäten
Die Spitäler vor dem Kollaps bewahren ist das oberste Ziel von Bund und Kantonen. Im Aargau war die Situation vor den Festtagen äusserst angespannt. Die Intensivstationen der Kantonsspitäler Aarau und Baden, der Hirslanden Klinik Aarau und des Spital Muri waren voll oder praktisch voll. Mehrere Patientinnen und Patienten mussten in andere Spitäler verlegt werden. Und auch das wurde zunehmend schwierig, weil die Situation schweizweit angespannt war.
Die Aargauer Spitäler mussten und müssen hunderte nicht-dringliche Operationen verschieben, um genug Kapazitäten für Covid-Patienten zu haben. Für die betroffenen Patientinnen ist das nicht nur mühsam, sondern bringt auch gesundheitliche Risiken mit sich.
Zwischen dem 21. und 30. Dezember lagen auf den Aargauer Intensivstationen konstant mehr als 40 Covid-Patienten. Seit dem neuen Jahr sind die Zahlen leicht gesunken. Am Donnerstag wurden 33 Covid-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Bereits einen Tag später lagen allerdings schon wieder 40 Covid-Patientinnen auf den Intensivstationen.
Auch auf den Covid-Bettenstationen schwankte die Zahl der hospitalisierten Personen in den letzten zwei Wochen zwischen 119 gestern Donnerstag und 159 am 30. Dezember.
Im Vergleich zu Mitte Dezember, als teilweise bis zu 180 Covid-Patienten im Spital waren, hat sich die Situation aber leicht entspannt. Für eine Entwarnung ist es dennoch zu früh. Die Spitalkapazitäten seien weiterhin stark ausgelastet und durch krankheitsbedingte personelle Ausfälle belastet, schreibt der Regierungsrat. Sollten die Hospitalisationen weiter steigen, drohe nach wie vor eine Überlastung der Spitäler.
R-Wert
Der Reproduktionswert R zeigt, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Liegt der R-Wert bei 1, bleibt die Zahl der Ansteckungen konstant. Das heisst, 100 Personen stecken 100 Personen an. Liegt der Wert über 1, bedeutet dies exponentielles Wachstum.
Im Aargau ist der R-Wert in den letzten Wochen von fast 1,2 auf 0,87 gesunken. Eine nachhaltige Entspannung könne aber noch nicht festgestellt werden, so der Regierungsrat. Der Reproduktionswert stagniere auf zu hohem Niveau.