
«Ich hätte mir nie erträumt, dort selbst mal dabei zu sein»: Wird ein Aargauer Schweizer Mannschaftssportler des Jahres?
Yann Sommer, Clint Capela oder Leonardo Genoni – es sind illustre Namen, die an den Sports Awards für den MVP-Award nominiert sind. Unter ihnen ist auch der Aargauer Noel Ott. Als Kapitän führte Ott die Beachsoccer-Nati diesen Sommer an der WM in Moskau zur Bronzemedaille. Dank seinen überragenden Leistungen im russischen Sand wurde der 27-Jährige zudem mit dem «Golden Ball» als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet.

«Ich war mir zuerst nicht sicher, ob es sich wirklich um die richtigen Sports Awards handelt», sagt Ott über die für ihn überraschende Nomination. Er habe die Veranstaltung in der Vergangenheit immer interessiert am Fernsehen mitverfolgt. Dass er nun selbst auf dieser Bühne stehen wird, kann der Wettinger immer noch nicht glauben: «Ich hätte mir nie erträumt, dort selbst mal dabei zu sein.»
Im ersten Moment konnte sich der «Lionel Messi des Sands» gar nicht richtig über die Nomination freuen. «Ich hatte an diesem Tag meine Abschlussprüfungen zum HR-Fachmann. In der Mittagspause erhielt ich einen Anruf vom SRF und wurde über meine Nominierung informiert. Ich musste die erfreuliche Nachricht aber erst ausblenden und mich auf die Prüfung konzentrieren», sagt Ott. Erst am Abend konnte er das Ereignis gebührend feiern. Die Prüfungen hat er auch bestanden.
Der MVP-Award ist eine Publikumsauszeichnung. Wer die meisten Stimmen hat, gewinnt den Preis. Hier können Sie für Noel Ott Ihre Stimme abgeben.
Fernsehübertragung sorgte für grosse Aufmerksamkeit
Dank der Liveübertragung der WM-Spiele im Schweizer Fernsehen verfolgte ein grosses Publikum das Abschneiden der Sandgenossen in der russischen Hauptstadt. Das grosse Interesse in der Schweiz blieb auch den Spielern nicht verborgen. «Ich merke, dass der Bekanntheitsgrad der Sportart wie auch von mir persönlich gestiegen ist», sagt Ott. Immer wieder wird er seit diesem Sommer von Passanten angesprochen: «Es ist ein unglaubliches Gefühl. So viele Leute haben sich mit uns gefreut und erzählen, wie sie mitgefiebert haben. Das macht mich natürlich stolz.»

Schweizer Sommermärchen in Moskau
Es war ein Sommermärchen, dass Noel Ott und seine Teamkollegen im Sommer geschrieben haben. Dank der Absage der Ukraine rückten die Schweizer überhaupt erst an die WM nach. «Wir gingen nicht mit hohen Erwartungen ans Turnier, was die Geschichte noch unglaublicher macht», beschreibt Ott das Erreichte. Bereits im ersten Gruppenspiel gegen Topfavorit Brasilien sorgten die Sandgenossen aber für das erste Ausrufezeichen und gewannen mit 6:5 nach Elfmeterschiessen.






Es sollte nicht das letzte bleiben. Erst im Halbfinal musste sich das Team von Angelo Schirinzi im Elfmeterschiessen Gastgeber Russland geschlagen geben. «Die Niederlage schmerzt noch immer. Mittlerweile überwiegt aber die Freude über die Bronzemedaille», sagt Ott. Denn vor dem Turnier hätte er nie mit einer Medaille gerechnet: «Die Bronzemedaille ist wunderschön. Dass ich noch mit dem Golden Ball zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, kann ich noch immer kaum glauben.»

Denn damit geht für Noel Ott ein Traum in Erfüllung, der unerreichbar schien: «Klar hat man früher davon geträumt, hätte aber nie gedacht, dass es mal Realität werden würde. Ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich daran denke.»
Ausser einigen Begegnungen mit Fans im Alltag und der Nomination zum Sportler des Jahres hat sich für den Aargauer durch den Erfolg aber kaum etwas verändert. Ott konnte zwar einige Partnerschaften mit Sponsoren abschliessen (Vitamin Well und powerfood.ch), von seinem Hobby kann der 27-Jährige aber weiter nicht leben. «Für uns ändert sich eigentlich nichts. Wir trainieren normal weiter und hoffen, uns im kommenden Jahr für die nächste WM qualifizieren zu können.»
Denn die erfolgreiche Kampagne habe Lust auf mehr gemacht. Zwar befinden sich einige Spieler bereits im fortgeschrittenen Fussballalter, an ein Aufhören ist nach so einem Turnier aber nicht zu denken.