Nach Umzug und Corona ist Garagist Hischier in finanzieller Not: «Wir kämpfen weiter, brauchen aber Hilfe»
60 Jahre alt ist die Firma Hischier Auto AG diesen Herbst geworden, nach Feiern ist es Geschäftsführer Gerhard Hischier aber nicht zumute. Wegen Erbangelegenheiten musste der Firmeninhaber in zweiter Generation Ende 2019 aus Buchs wegziehen, kurz nachdem sie 100’000 Franken in die Renovierung des Gebäudes und Einrichtung eines Co-Workings im Obergeschoss gesteckt hatten. Kaum hatten sie sich dann am neuen Standort in Staufen eingerichtet, kam die Coronapandemie.
«Wir konnten uns hier in Staufen gar nicht vorstellen oder einen Tag der Eröffnung durchführen. Die Strassen waren leer, es gab keine Aufträge», sagt Gerhard Hischier. Anfang 2020 war sein Team fast zwei Monate nur mit Umzug und Umbau am neuen Ort beschäftigt. In dieser Zeit wurde vor allem Geld für Umbau und Einrichtung ausgegeben. «Aus einer tristen Lagerhalle haben wir eine einmalige Erlebnisgarage erschaffen.»
Ein Besuch vor Ort bestätigt: Im Eingangsbereich der Garage wurde zum Beispiel eine kleine Bar eingerichtet, von dort aus kann man durch die grossen Glasscheiben das Geschehen in der Werkstatt direkt mitverfolgen.
Die Werkstatt wurde aber bisher leider nicht so ausgelastet, wie die Firma es nötig hätte. Nebst dem normalen Autogaragenservice ist Hischier spezialisiert auf das Reparieren und Einbauen von Klimaanlagen oder Standheizungen, die Kundschaft kommt normalerweise aus allen Ecken der Schweiz, einige auch aus dem Ausland. Oder eher: kam. Die grossen Aufträge von BMW oder Importeuren AMAG und Emil Frey blieben aus, zeitweise musste die Garage wegen Coronafällen schliessen, einen 13. Monatslohn gab es 2020 nicht.
Ersatzteile nur noch per Vorkasse, nun fehlt das Geld
Gerhard Hischier stellt klar: «Ich will nicht jammern. Mir ist sehr bewusst, dass andere Branchen wie die Gastronomie ebenfalls enorm unter der Pandemie gelitten haben.» 2021 richtete die Firma einen Online-Autoteileshop ein, langsam kamen die Aufträge wieder. Dann ging der Kampf um die Ersatzteile los: Die Pandemie brachte die weltweiten Lieferungsketten durcheinander, die Preise stiegen.
«Um unsere Kunden zufriedenzustellen und die Werkstatt zu füllen, suchen und kaufen wir weltweit die Teile per Vorkasse ein, meist zu schlechten Konditionen und höheren Preisen», sagt Gerhard Hischier. Die Liquidität schmelze dadurch «wie der Schneemann an der Sonne» weg. Bei Hischier hat dies nun einen dramatischen Punkt erreicht.
«Wir hätten Aufträge für über 100’000 Franken bis Ende Jahr, können diese aber nicht zeitnahe bedienen, weil wir keine flüssigen Mittel mehr haben, um Ersatzteile zu kaufen.»
Zurzeit könnten knapp die fixen Kosten gedeckt werden, so Hischier. «Ich musste meiner Tochter, die alleinerziehend ist, wegen zu wenig Arbeit in der Administration künden.» Seine privaten Mittel seien erschöpft, die Bank helfe derzeit nicht. Am Rande der Verzweiflung sagt Gerhard Hischier aber: «Ich gebe nicht auf und kämpfe weiter.»
Den Schritt, mit 61 Jahren und nach zwei Knieoperationen die Firma nochmals zu zügeln – 1961 im Wallis gegründet, zog sie bereits zweimal in Aarau und in einmal Buchs –, habe er für seine Kinder und sein Enkelkind getan, um ihnen eine Perspektive zu bieten. Aktuell seien einige 10’000 Franken nötig, damit die Firma die Aufträge annehmen kann. Der Betrieb wäre damit wieder gesichert.
Gerhard Hischier hofft nun auch auf Kundinnen und Kunden aus der Nachbarschaft: Diese haben ihn gut empfangen. Einige Anwohnende der grossen Neuüberbauungen Lindenblick und Esterli-Flöösch brachten bereits ihre Autos für allgemeine Reparaturen vorbei, wie er sagt. Hischier setzt auch Wohnmobile instand oder baut Solarmodule ein. Aktuell ist die Firma auch an einem grösseren Auftrag für die Armee, zuvor arbeitete sie auch an der Klimatisierung von Zügen und Schiffen.
«Es liegt wirklich nicht daran, dass wir zu faul wären oder keine Aufträge erhielten», sagt er. «Wir kämpfen weiter, brauchen aktuell aber etwas Überbrückungshilfe.»