
Sturm auf Aargauer Apotheken: Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel sind praktisch ausverkauft
In der Schweiz gibt es seit Dienstagnachmittag einen ersten bestätigten Fall, wo sich eine Person mit dem Corona-Virus angesteckt hat. Bereits zuvor ging die Angst um. Sie habe sich seit den Meldungen aus Norditalien noch einmal verschlimmert, sagt Carmen Walther, Vizepräsidentin des Aargauischen Apothekerverbands und Besitzerin der Aare-Apotheke in Rombach. «Seit Montag ist es extrem. Wir hatten etwa 30 Telefone von besorgten Kundinnen und Kunden.» Viele würden sich einfach erkundigen oder um eine Einschätzung bitten. «Vor allem ältere Menschen und solche mit kleinen Kindern», sagt die Apothekerin.
Es gebe aber auch sehr besorgte Kunden. «Zum Beispiel solche, die ihre Medikamente für mehrere Monate möchten und Vorräte anlegen, damit sie in den nächsten Wochen das Haus nicht mehr verlassen müssen.»
Mitarbeiterinnen beruhigen besorgte Kundschaft
Die Mitarbeiterinnen in der Apotheke würden versuchen, die Kundinnen und Kunden zu beruhigen und zu informieren, sagt die Apothekerin. «Die Zahl der Todesfälle ist bestimmt erschreckend, ist aber vergleichbar mit einer stärkeren Grippewelle.»
Von den besorgten Kundinnen und Kunden musste Carmen Walther noch niemanden für weitere Abklärungen an einen Arzt oder ins Spital weiterverweisen. «Es gab keine Anhaltspunkte für eine Ansteckung, wie zum Beispiel einen kürzlichen Aufenthalt in China oder Kontakt mit infizierten Personen und respiratorische Symptome.»
Masken sind eine Massnahme von vielen
Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, deckt sich die Bevölkerung mit Atemschutzmasken ein. Viele nehmen den Weg in die Apotheke allerdings vergeblich auf sich. Im Moment sind sämtliche Masken nicht lieferbar. Carmen Walther erwartet die nächste Lieferung am 28. Februar. «Die Masken werden aber schnell weg sein», prophezeit sie. In ihrer Apotheke führt sie eine Warteliste mit Kundinnen und Kunden, die Masken vorbestellt haben. Seit Montagmorgen seien darauf ungefähr 30 Personen eingetragen.
Aber bringt eine Atemschutzmaske wirklich etwas, um sich vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen? Carmen Walther relativiert. Eine Maske zu tragen, sei nur eine Massnahme von vielen. «Eigentlich müsste man – wenn man tatsächlich vorbeugen will – auch die Augen schützen», sagt sie.
Grundsätzlich gelten im Hinblick auf das Corona-Virus die gleichen Verhaltensregeln, die auch bei einer normalen Wintergrippe helfen. «Wer eine Ansteckung verhindern will, wäscht und desinfiziert regelmässig die Hände und meidet grosse Menschenansammlungen – etwa öffentliche Verkehrsmittel oder Konzerte», so die Vizepräsidentin des Apothekerverbandes.
Dem Desinfektionsmittel droht über kurz oder lang allerdings das gleiche Schicksal wie den Atemschutzmasken. «Auch hier ist praktisch alles ausverkauft», sagt Carmen Walther. Allerdings könne man mit 63 % Ethanol aushelfen. «Das trocknet zwar die Haut etwas aus, ist aber als Desinfektionsmittel kaum zu übertreffen.»
Kantonsspital Aarau hat noch genug Masken
Genug Mundschutzmasken braucht es auch in den Spitälern. Das Spitalpersonal muss – auch ohne Corona-Virus – Ansteckungen vorbeugen können. Am Kantonsspital Aarau (KSA) stelle sich das Problem der Maskenknappheit aktuell nicht, sagt Sprecher Ralph Schröder. «Wir erhalten von unseren Lieferanten nach wie vor Hygienemasken in den vertraglich festgehaltenen Kontingenten.»
Einen Notvorrat gebe es nicht. «Unser Hauptlieferant hat sich jedoch vertraglich verpflichtet, für das KSA eine definierte Menge an Lager vorzuhalten, die wir jederzeit abrufen können», sagt Ralph Schröder. Aktuell würden diese Kontingente abgerufen.
Dass das Spitalpersonal Mundschutzmasken für private Zwecke abzweigt, weil die Masken in Apotheken ausverkauft sind, stelle das KSA nicht fest.