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Neubau nicht so einfach möglich – zieht das Alterszentrum aus Schöftland weg?

Neubau nicht so einfach möglich – zieht das Alterszentrum aus Schöftland weg?

Das Alterszentrum meldet, den Turnaround nach turbulenten Zeiten geschafft zu haben. Nun brauche es einen Neubau. Aber wo? Darüber ist man sich mit der Gemeinde nicht einig. Auch ein Wegzug in eine andere Aktionärsgemeinde steht im Raum. 

Nadja Rohner

Das Alterszentrum Schöftland steht an einem Kiesplatz. Hier könnte theoretisch ein Neubau entstehen. 

Das Suhrental Alterszentrum zeigt Belegungszahlen «gegen den nationalen Trend». Dies schreibt die Institution mit Standort Schöftland in einer Medienmitteilung. Während andere Häuser bei der Bettenbelegung im Zuge der Coronakrise grosse Probleme haben – laut der Medienmitteilung «belegen neuste nationale Zahlen eine Abnahme der Eintritte im Jahr 2020 um 10 Prozent» – bestehe im Suhrental Alterszentrum sogar eine Warteliste.

Das ist nicht selbstverständlich. Das Alterszentrum mit seinen 125 Pflegebetten und 44 Wohnungen, das als AG im Besitz von sieben Ruedertaler- und Suhrentaler Gemeinden ist, hatte massive Probleme. Seit die Generalversammlung im Mai 2018 einen «Turnaround» gefordert habe, seien Verbesserungen eingeleitet und «mit hohem Tempo» umgesetzt worden, so Uwe Matthiessen. Er ist Reitnauer Gemeinderat und Verwaltungsratspräsident der Aktiengesellschaft. «Mittlerweile hat sich die Situation stark verändert – zum Positiven. Dieses Jahr wurden wir in sieben Bereichen von externen Fachleuten geprüft, die Ampeln stehen in allen wesentlichen Punkten auf Grün. Und ich erhalte erfreuliche Rückmeldungen von Bewohnenden und Angehörigen.» Er führt das auf die neue Leiterin, Bernadette Flükiger, zurück, die dies zusammen mit ihrem Team und trotz Extrabelastung aufgrund der Pandemie geschafft habe.

Der Schöftler Ammann-Kandidat Thomas Buchschacher hatte Anfang dieser Woche auf die Frage der AZ, wie es aus seiner Sicht mit dem Alterszentrum weitergehen soll, gesagt: «Ich wünsche mir Kontinuität und Weitsicht bei der Geschäftsleitung und weniger Aufgeregtheit im Umfeld dieses Betriebs. Zufriedene Bewohner, welche bei uns in Ruhe leben dürfen, sowie für die Angestellten angenehme und wertschätzende Arbeitsbedingungen wären wünschenswert.» Beim Alterszentrum runzelt man ob diesem Statement die Stirn. «Mit uns hat Herr Buchschacher nie gesprochen», sagt Flükiger. Und lachend fügt sie an: «Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass wir all diesen Wünschen schon seit längerem entsprechen.» Das Alterszentrum «ruht finanziell und personell auf einem stabilen Fundament». Das Altersheim sei finanziell gut aufgestellt, die Eigenkapitaldecke «hervorragend», so Matthiessen weiter. Der Betriebsgewinn habe sich um 72 Prozent verbessert.

Aber ein ganz grosses und offensichtliches Problem gibt es: Das Alterszentrum ist selber alt. Unter anderem haben die Zimmer noch Etagenduschen oder die Nasszellen sind nicht rollstuhlgängig. Die Haustechnik macht ebenfalls Ärger. «Ich musste ein Notfallszenario ausarbeiten, falls die Heizung ausfällt», so Flükiger. Der Wagen zum Warmhalten der Essen auf den Abteilungen kann nicht in Betrieb genommen werden, weil die Sicherungen rausfallen, sobald man ihn an die Steckdose hängt. Das Arbeitssicherheitsinspektorat habe auf bauliche Mängel hingewiesen. Und permanent müsse man unerwartete Unterhaltsarbeiten ausführen. «Das Geld, das dafür ‹verbraten› wird, könnten wir anderswo gewinnbringender einsetzen», so Uwe Matthiessen.

Eine Sanierung des bestehenden Baus komme nicht in Frage. Das käme unter dem Strich deutlich teurer als ein Neubau, sagt Matthiessen. Auch, weil es Provisorien bräuchte. Und weil Leerstände drohen – «wer will schon auf einer Baustelle wohnen» – respektive, weil die Angestellten das nicht über einen längeren Zeitraum dulden würden («der Pflegekräftemangel fordert auch uns», sagt Flükiger).

Gemeinde will Kiesplatz nicht hergeben

Die Geschäftsleiterin und der Verwaltungsratspräsident sind sich einig: Es müsse ein Neubau her. Am liebsten auf dem grossen Kiesplatz gleich neben dem heutigen Heim, das man dann abreissen könne, sobald das neue stehe. Aber die Gemeinde will nicht. Der mittlerweile abgewählte Ammann Rolf Buchser sagte vor wenigen Monaten im Interview: «Das ist ein öffentlicher Platz, den wir ganz bewusst freihalten wollen. Den Mehrwert dieses Platzes im Dorfzentrum opfern wir nicht für ein Bauprojekt des Alterszentrums.»

Wohin dann? Laut Uwe Matthiessen könne der Gemeinderat Schöftland keine anderen Flächen anbieten. «Wir haben zwar das Mühleareal in Betracht gezogen. Doch der Gemeinderat will das nun unter Schutz stellen. Und ausserdem bräuchte es eine Umzonung, was relativ viel Zeit in Anspruch nähme.» Zeit, die laut Bernadette Flükiger nicht mehr bestehe. «In fünf Jahren müssten wir den Neubau beziehen können», betont sie.

Eine letzte Option: Der Wegzug des Alterszentrums in eine der anderen Aktionärsgemeinden. Diese hätten, so lässt Matthiessen durchblicken, teilweise durchaus Interesse und auch geeignete Flächen. Welche Gemeinden das sind – Kirchleerau, Moosleerau, Reitnau, Schlossrued, Schmiedrued oder Staffelbach –, lässt er offen.

Wo auch immer das Alterszentrum entsteht: Es soll weiter 125 Pflegebetten haben. 20 zusätzliche sind auf der Pflegeheimliste vorgemerkt. Mit dem Neubau sollen die Menschen in den Alterswohnungen auch dann dort bleiben können, wenn sie stark pflegebedürftig sind. Heute ist das nicht möglich.