Mit der Faust im Sack zum Tiktok-Tanz: Der FC Basel gewinnt in Luzern mit 3:1
Gross war vor dem Basler Gastspiel in Luzern die Diskussion. Darüber, dass der FC Basel am Donnerstag noch im entfernten Kasachstan antreten musste. Dass er auf dem Hin- und Rückweg 14 Stunden im Flieger verbrachte. Und dass er seit Wochen eigentlich wünschte, dass aufgrund dieser Reisestrapazen dieses Gastspiel in Luzern gar nicht an diesem gestrigen, schneereichen Sonntagnachmittag stattfinden würde. Ein Wunsch, den der FC Luzern aber zur Basler Enttäuschung nicht genehmigte. «Wir haben das eine oder andere Argument, um mit der Faust im Sack dagegen wirken zu wollen», sagte FCB-Trainer Patrick Rahmen noch am Freitag und fügte an, eine Reaktion auf dem Platz zeigen zu wollen.
Drei Minuten. So lange dauert es am Sonntag in Luzern, bis die Reaktion offenkundig wird. Edon Zhegrova, der bereits in Almaty die Wende gebracht hatte, bedient mit einer butterweichen Aussenristflanke Arthur Cabral, der zum frühen 1:0 einnickt. Dass es sein 25. Saisontreffer ist, ist beeindruckend. Doch noch beeindruckender ist, wie der FCB die von Rahmen angekündigte Reaktion zeigt. Von Reise-Müdigkeit ist nichts zu spüren. Vielmehr hat Zhegrova kurz nach der Führung die Möglichkeit nachzudoppeln. Einzig FCL-Torhüter Marius Müller stellt sich dem Basler Startfurioso in den Weg. «Wir haben das schwierige Unterfangen angenommen und nicht lamentiert. Wir wollten es in Energie umwandeln», sagt Rahmen nach dem Spiel.
So ganz verbergen kann der FCB die Reisestrapazen dann aber doch nicht. Nach 15 Minuten wird das Spiel offener und Luzern schnuppert mehrfach am Ausgleich. Eine der Chancen von David Domgjoni, der gleich zwei Mal aus bester Position scheitert, oder Dejan Sorgic hätte den Ausgleich besorgen müssen. Aber der fällt nicht. Und als der Ball dann im Basler Netz zappelt, steht Jordy Wehrmann in der 41. Minute zuvor im Abseits. «Das Spiel war für mich zu offen», gibt Rahmen zu.
Der FCB feiert den Sieg mit einem Tiktok-Tanz
In der zweiten Halbzeit dauert es vier Minuten. Dann ist es wieder Zhegrova, den die Luzerner Hintermannschaft nicht in den Griff bekommt. Der Zhegrova, der dem FCB in dieser Saison wochenlang verletzt fehlte und seither immer wieder seinen Wert für das Team unter Beweis stellt. Mit Traumtreffern, wie in Sion oder in Almaty – oder mit zwei Assists, wie in Luzern. Denn der Kosovare findet in dieser 49. Minute mit seiner Hereingabe Raoul Petretta, der als Aussenverteidiger in bester Stürmerposition den Ball zum 2:0 versenkt. «Mit jedem Spiel bekomme ich mehr Selbstvertrauen», erklärt Zhegrova sein Formhoch. Doch defensiv, da sehe er noch das grösste Verbesserungspotenzial. «Wenn das Spiel gut läuft, vernachlässigt er teilweise die defensiven Kernaufgaben», mahnt Rahmen.
Einzig beim dritten Treffer hat Zhegrova seine Füsse nicht im Spiel. Weil Wehrmann als letzter Spieler den Ball verliert, hat Matias Palacios keine Mühe, sein erstes Tor in der Super League zu erzielen. Einen, den die Basler in Anlehnung an ein Tiktok-Video mit getanzten Drehungen feiern. Das 3:0 nach 58 Minuten ist die Entscheidung. Denn fortan ist sichtbar, weshalb Luzern Tabellenletzter ist und Basel um den Titel spielt. Während das Heimteam eine Unsicherheit an die andere reiht und vorne weiter eine folgenreiche Ineffizienz an den Tag legt, baut der FCB die Führung nur deshalb nicht aus, weil er ebenfalls zu viele Chancen vergibt.
Der Luzerner Ehrentreffer durch Nikola Cumic fällt erst zwei Minuten vor Schluss. Zu einem Zeitpunkt, in dem einige Spieler des FCB längst den Verwaltungsmodus geschaltet haben. Und genau diese fahrige Einstellung kritisiert Rahmen: «Ich wollte unbedingt zu Null spielen. Vor allem die jüngeren Spieler haben das am Ende nicht konzentriert zu Ende gespielt.»
Doch es überwiegt das Positive. Ein mehrheitlich souveräner 3:1-Sieg nach 14 Flugstunden ist keine Selbstverständlichkeit. Und so ist das Spiel selbst letztlich diskussionsloser als die ganzen Vorkommnisse zuvor.
Swissporarena. – 12159 Zuschauer. – SR Sandro Schärer. – Tore: 3. Cabral (Zhegrova) 0:1. 49. Petretta (Zhegrova) 0:2. 58. Palacios 0:3. 91. Cumic 1:3.
Luzern: Müller; Farkas, Burch, Domgjoni, Frydek; Gentner, Wehrmann (62. Ndenge); Tasar (81. Alounga), Ugrinic (81. Rupp), Schürpf; Sorgic (66. Cumic).
Basel: Lindner; López, Frei, Pelmard, Petretta; Xhaka (77. Burger), Quintillà (58. Kasami); Zhegrova (58. Ndoye), Palacios (86. Fernandes), Males (46. Millar); Cabral.
Bemerkungen: Luzern ohne Ndiaye, Schulz (beide gesperrt), Alabi, Campo und Monney (alle verletzt). Basel ohne Esposito, Padula, Cardoso, Durrer und Tushi (alle verletzt), Djiga (Zahnprobleme), Tavares (kein Aufgebot). – Verwarnungen: 34. Quintillà, 36. Pelmard, 47. Domgjoni, 54, López, 78. Schürpf (alle Foul).
Die Bilder vom Spiel: