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Im Aarauer Rathaus ziehen jetzt Tauben ein

Er ist voll. Übervoll. Auf etwa 80 Tiere ausgelegt, wird der Taubenschlag im Dachgeschoss der Ludothek am Graben mittlerweile von rund 100 Vögeln frequentiert. Deshalb hat die Stadt schon 2019 den Einbau eines weiteren Taubenschlags initiiert. Im Dachgeschoss des verwinkelten Rathauses, aber im Zollrain-Flügel. Dort, wo früher Lagerräume waren, ist der Taubenschlag nun seit rund einem Monat in Betrieb. Am Sonntag kann er von der Öffentlichkeit besichtigt werden. «Ich hoffe auf viele Besucherinnen und Besucher», sagt Giuseppe Graziano. Er ist seit 2016 Taubenverantwortlicher der Stadt und setzt das «Taubenmanagement» um. Dieses wurde eingerichtet, weil die Stadt unter einer Taubenplage litt. Besonders in der Altstadt – deren Bewohner können ein Lied singen von vollgekoteten Balkonen. Die Stadt strebt eine kleine, gesunde Taubenpopulation an.

In den Taubenschlägen finden die gefiederten Tiere nicht nur Körner zum Picken, Wasser sowie ein warmes, trockenes, sicheres Schlafplätzchen. Graziano kontrolliert hier auch, ob die Tauben gesund und fit sind. Wenn nicht, werden sie getötet. Das macht er nicht gerne, aber: «Für mich ist es wichtig, dass die Tauben nicht leiden müssen.»

Besuch im neuen Taubenschlag der Stadt Aarau mit Giuseppe Graziano.

Die Tiere nisten in den Kästen an der Wand und legen ihre Eier. Giuseppe Graziano tauscht sie gegen Gipseier aus; damit sich die Vögel nicht zu sehr vermehren. Allerdings: «Gelegentlich lasse ich die echten Eier drin. Die Tauben würden sonst schnell begreifen, dass ihre Jungen hier nicht schlüpfen und den Taubenschlag meiden.»

Diese Gipseier legt Giuseppe Graziano anstelle der echten Eier in die Nester.

Zwar wurde die Stadttaubenpopulation reduziert, von etwa 5000 auf 2500 Tauben. Man ist aber noch nicht am Ziel. Das merkt auch die Umweltfachstelle, wo ab und an Reklamationen reinkommen wegen der noch immer bestehenden Taubenschar.

Eine Schwierigkeit sind in Aarau die Ehgräben. Sie befinden sich zwischen den Häusern; hier wurden im Mittelalter Abfall und Unrat hineingekippt. Die Tauben finden hier ebenfalls sichere Nistplätze.

Der Eingang zum neuen Taubenschlag, von innen gesehen. 

Das zweite Problem: Privatliegenschaften. Laut der Stadt könne man die Taubenpopulation nur richtig in den Griff bekommen, wenn auch die Besitzer der Altstadthäuser mit im Boot sind. Denn besonders in der Altstadt kommt es oft vor, dass Tauben in ungenutzte Dachgeschosse einziehen. Durch Lücken im Dach oder zerbrochene Fenster. Dort können sie ungestört hausen und sich unkontrolliert vermehren. Das erschwert die Bemühungen der Stadt. Deshalb hat die Umweltfachstelle private Liegenschaftsbesitzer mehrfach angeschrieben.

Am Tag des offenen Taubenschlags am Sonntag, 5. Dezember, stehen Taubenexperte Giuseppe Graziano sowie Lisa Kaufmann, Projektleiterin Umwelt der Stadt, deshalb auch als Auskunftspersonen für Privatliegenschaftsbesitzer gerne zur Verfügung. Der Anlass (Zertifikatspflicht) findet zwischen 10 und 13 Uhr statt. Der Eingang ist in der Halde (wird ausgeschildert).