Transportfirma Bertschi AG ist der grosse Gewinner des Aargauer Unternehmenspreises

Leidenschaft, Mut, Visionen und Überzeugungskraft. «Diese Eigenschaften braucht ein Unternehmen nebst den fachlichen und handwerklichen Kompetenzen, um erfolgreich zu sein», sagte Dieter Widmer, Direktionspräsident der Aargauischen Kantonalbank (AKB), bei seiner Ansprache an der Preisverleihung des Aargauer Unternehmenspreises. Mehr als 600 Gäste hatten sich am Donnerstagabend auf Einladung der AKB und des Aargauischen Gewerbeverbands (AGV) im Campussaal Brugg-Windisch eingefunden.  

Bereits zum 13. Mal wurde der Aargauer Unternehmenspreis vergeben. 170 Klein- und Mittelunternehmen waren dieses Jahr im Rennen um die Auszeichnung. «Das ist ein neuer Rekord», hielt Widmer fest. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren schafften es neun Unternehmen ins Finale. Diese wurden neu anhand der Mitarbeiteranzahl in drei Kategorien unterteilt: Kleinunternehmen bis 20 Mitarbeitende, Mittelgrosse bis 100 Mitarbeitende und grosse Unternehmen darüber.

Der Wirtschaftsraum Aargau sei nach wie vor in robuster Verfassung, «auch wenn sich eine Abschwächung der Wachstumsdynamik abzeichnet», so Widmer. Diese sei bedingt durch eine deutliche Konjunkturabschwächung in Deutschland. Der 2018 von der AKB lancierte Aargauer Konjunktur-Barometer stehe aktuell mit 94,2 Punkten unter dem langfristigen Mittel. «Trotz vielen positiven Indikatoren reduzieren wir unsere Wachstumsprognose 2019 für den Aargau auf bescheidene 1,1 Prozent reales BIP-Wachstum.»

Die Aargauer Wirtschaft zeige sich in sehr guter Form, hielt Dieter Widmer trotzdem erfreut fest. Das habe sich deutlich gezeigt, als die Jury die eingereichten Dossiers für den Unternehmenspreis geprüft hat. «Die Preise, die wir gemeinsam mit dem AGV vergeben, sind eine Anerkennung für herausragende Unternehmerinnen und Unternehmer, die mit ihren Leistungen und Ideen die Wirtschaft unserer Region prägen», sagte Widmer. Bei der Beurteilung seien nicht nur Zahlen und Statistiken wichtig gewesen, sondern auch entscheidende Kriterien wie die Kundenorientierung, die Qualität der Mitarbeitenden und die langfristige Ausrichtung der Unternehmen.

Zum ersten Mal wurde bei der diesjährigen Preisverleihung ein Public Voting für die Kategorie der Kleinunternehmen eingeführt. 1700 Personen haben daran teilgenommen. SRF-3-Moderatorin Judith Wernli stellte die Finalisten für den Unternehmenspreis vor. In der Kategorie Kleinunternehmen siegte die Maler Pratter AG aus Merenschwand, in der Kategorie mittelgrosse Unternehmen die Firma Killer Interior AG aus Lupfig und in der Kategorie Grossunternehmen gewann der Chemielogistiker Bertschi AG aus Dürrenäsch den ersten Preis.

Die Aargauer Firma war in den letzten Jahren dank ihres Wachstums besonders aufgefallen: Allein 2018 erwirtschaftete sie einen Rekordumsatz von 960 Millionen Franken. Das sei das Ergebnis von Mut, Bescheidenheit und klaren strategischen Entscheidungen, lobt Widmer.

Keine Verlierer unter Finalisten

Die drei Siegerfirmen erhielten ein Preisgeld von je 7000 Franken, die beiden zweitplatzierten in jeder Kategorie je 3000 Franken. Drittplatzierte gab es keine. Zudem erhielten alle neun Finalisten ein Filmporträt über ihr Unternehmen zur eigenen Nutzung.

 

Bertschi AG: Familienbetrieb wurde zum Überflieger
Die Kategorie Grossunternehmen umfasste Firmen, die mehr als 100 Mitarbeitende beschäftigen. Die Firma Bertschi AG aus Dürrenäsch holte sich mit ihren rund 3000 Mitarbeitern den 1. Preis. Mit 35 000 Containern transportiert die Firma für die chemische Industrie Flüssiggüter und rieselfähige Produkte. Mit 76 Standorten in 38 Ländern ist das Unternehmen weltweit führend. «Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Mut, Bescheidenheit und klaren strategischen Entscheidungen sowohl auf Ebene des Unternehmens wie auch innerhalb der Familie», sagte AKB-Chef Dieter Widmer in seiner Laudatio. Die Aargauer Firma erlebte in den letzten Jahren ein starkes Wachstum, allein im Jahr 2018 erarbeitete sie einen Rekordumsatz von 960 Millionen Franken. Die zahlreichen Standorte im Ausland bedeuteten keine Verlagerung von Arbeitsplätzen weg aus der Schweiz, im Gegenteil: Zur Steuerung des weltweit wachsenden Geschäfts wurden 250 neue Arbeitsplätze im Aargau geschaffen. Der erweiterte Hauptsitz in Dürrenäsch wurde soeben bezogen, «ein klares Bekenntnis zum Aargau», so Widmer. Die Aargauerinnen und Aargauer dürften stolz darauf sein, dass sich die Bertschi AG hier am richtigen Ort fühle.

Killer Interior AG: Mit Freude und flacher Hierarchie zu mehr Qualität
In der Kategorie mittelgrosse Unternehmen wurden Firmen berücksichtigt, die zwischen 21 und 100 Mitarbeitende haben. Den ersten Rang sicherte sich die Killer Interior AG aus Lupfig. Das Familienunternehmen wurde 1936 gegründet, beschäftigt 60 Mitarbeitende und ist eines der führenden Schweizer Unternehmen im Ladenbau und individuellen Innenausbau. Geführt wird das Unternehmen von Marco Killer, Inhaber und Verwaltungsratspräsident in dritter Generation. Das Aargauer Unternehmen setzt auf eine flache Hierarchie. Diese hob Laudator Kurt Schmid in seiner Ansprache besonders hervor: «Ihr habt zwar eine formelle Hierarchie in der Unternehmung, aber ihr gebt dem Mitarbeitenden Verantwortung und die Möglichkeit, seine Kompetenz weiterzuentwickeln.» Dies sei in diesem Ausmass «sensationell und einzigartig», so Schmid. Besonders gelobt hat der AGV-Chef die Stimmung im Aargauer Unternehmen: «Ihr habt Freude an der Arbeit, die ihr macht. Das strahlt ihr aus und daraus resultiert eure Qualität», so Schmid. Marco Killer sei Botschafter für den heutigen, integrativen Führungsstil. «Bitte stellen Sie Ihr Wissen für andere Unternehmen zur Verfügung», fügte Schmid an.

Maler Pratter AG: Ein innovativer Querdenker nahe bei den Kunden
In der Kategorie Kleinunternehmen wurden Firmen berücksichtigt, die maximal 20 Mitarbeitende beschäftigen. Gewonnen hat die Maler Pratter AG aus Merenschwand. 1977 als Einzelfirma gegründet, wurde der Familienbetrieb 2013 in eine Aktiengesellschaft umfirmiert. Über die Jahre hat sich die Firma weiterentwickelt und bietet heute ein Spektrum an Maler-, Tapezier- und Gipserarbeiten an. Das Unternehmen legt den Fokus auf Problemlösungen an Bauten wie die Geruchsbekämpfung und Schimmelbehandlungen. Das Freiamt sei zwar der schönste Teil des Kantons, aber auch sehr neblig, sagte der Gewinner Felix Pratter. «Deshalb haben wir bei uns oft Algen, Moos und Pilz an den Fassaden.» Er habe über Jahre hinweg eine Lösung für dieses Problem gesucht. Er habe das Rad nicht neu erfunden, sondern die Vorteile aus den Branchen Reinigung und Malerei zusammengeführt, so der Geschäftsinhaber. Felix Pratter sei ein besonders gutes Vorbild, sagte Laudator und Jurypräsident Christoph Vogel: «Alle Arbeiten, die er von seinen Mitarbeitern erwartet, führt er auch selber aus.» Deshalb wisse er, wo die Tücken für seine Mitarbeiter liegen. Er sei ein Querdenker, nahe beim Kunden und spüre den Markt, so der Laudator.