
Über 100 Schülerinnen und Schüler infiziert: Was nun mit der Maskenpflicht passiert und zehn weitere Antworten
Wie viele Coronafälle gab es in den Schulen in der ersten Woche nach den Herbstferien?
Im Moment sind 104 Schülerinnen und Schüler in Isolation, weil sie positiv auf Covid-19 getestet wurden. Das teilt das Gesundheitsdepartement auf Anfrage mit. Die Zahl beinhaltet alle Personen mit positivem Testergebnis, dies unabhängig davon, ob sie durch das Nachtesten in der Schule oder individuelle Tests ermittelt wurden.
Wie sieht es mit Klassenquarantänen aus?
Klassenquarantänen hat der Kantonsärztliche Dienst seit dem Ferienende keine angeordnet. Diese sollen nur noch in Ausnahmefällen wie zum Beispiel bei mehreren Infektionen in einem Lager ausgesprochen werden. Dazu kam es bisher nicht.
Enge Kontaktpersonen von Infizierten müssen weiter in Quarantäne. Sie werden durch das Contact Tracing ermittelt und in Quarantäne geschickt, sofern sie nicht geimpft oder genesen sind. Nicht in Quarantäne müssen laut Gesundheitsdepartement Schülerinnen und Schüler der gleichen Schuleinheit, die am repetitiven Testen teilnehmen oder die im Rahmen des Ausbruchs getestet werden.
Dank der wöchentlichen Tests werden infizierte Schulkinder frühzeitig identifiziert und isoliert, bevor sie viele weitere Personen anstecken können. Sollten sie dennoch ein «Gspändli» angesteckt haben, würde man dies beim Test in der Folgewoche feststellen.
Ist die Situation so schlimm wie nach den Sommerferien?
Nein. Zwar waren in der ersten Woche nach den Herbstferien 1,2 Prozent der Mischproben positiv. Die Positivitätsrate beim repetitiven Testen ist damit doppelt so hoch wie vor den Ferien.
Nach den Sommerferien waren im Aargau aber drei Prozent der Mischproben in den Schulen und Betrieben positiv. Der Anteil positiver Mischproben hatte sich im Vergleich zu vor den Sommerferien verdreissigfacht. Deshalb kam es damals bei den Nachtestungen zu Engpässen.
Gibt es bei den Nachtestungen wieder Engpässe?
Nein. Laut Gesundheitsdepartement gibt es weder beim Kanton noch beim Labor eine Überlastung. Die Testresultate würden den Schulen beziehungs- weise Betroffenen – wie vorgesehen – innerhalb von 24 Stunden mitgeteilt.
Wie viele Schulen machen beim repetitiven Testen mit?
Derzeit machen 201 Schuleinheiten beim repetitiven Testen mit. Es kämen vereinzelt immer noch neue Schulen hinzu, so das Gesundheitsdepartement. Im Vergleich zu vor den Herbstferien habe sich die Zahl der teilnehmenden Schulen aber «praktisch nicht verändert».
Die Teilnahme an den regelmässigen Spucktests ist sowohl für die Schulen als auch für die Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen freiwillig. Der Regierungsrat könnte die Schulen zwar zu einer Teilnahme verpflichten, er hat bisher aber darauf verzichtet.
Die Maskenpflicht ab der 5. Klasse gilt noch bis Ende Woche. Wie geht es danach weiter?
Der Regierungsrat hat vor den Herbstferien beschlossen, die Maskenpflicht ab der 5. Klasse, die er per 1. September wieder eingeführt hatte, bis Ende Oktober zu verlängern. Als «Vorsichtsmassnahme, um einen normalen Unterricht ohne Klassenquarantänen möglichst zu garantieren», wie Bildungsdirektor Alex Hürzeler damals zur AZ sagte.
Fasst der Regierungsrat zur Maskenpflicht an den Schulen keinen neuen Beschluss, läuft diese am 29. Oktober automatisch aus. Auf die Frage, ob es sein könnte, dass die Maskenpflicht verlängert wird, geht das Gesundheitsdepartement nicht ein. Es teilt auf Anfrage lediglich mit, dass der Regierungsrat die Entwicklung der Pandemie im Aargau fortlaufend überprüfe. «Bei einer Eskalation wird der Regierungsrat – gemäss Eventualplanung – ergänzende Schutzmassnahmen beschliessen.»
Könnten die Schulen vor Ort eigenständig beschliessen, die Maskenpflicht weiterzuführen?
Nein. Das Gesundheitsdepartement teilt auf Anfrage mit, die Anordnung einer Maskenpflicht sei eine epidemiologische Massnahme, die aus medizinischer Sicht angezeigt und verhältnismässig sein müsse. Sie könne entweder situationsbedingt für einzelne Klassen durch den kantonsärztlichen Dienst beziehungsweise flächendeckend für den Kanton durch den Regierungsrat beschlossen werden.
Wie entwickeln sich die Coronafallzahlen im Aargau?
Am Freitag, Samstag und Sonntag sind im Aargau 197 Neuansteckungen registriert worden. Das sind 51 mehr als am letzten Wochenende. Der R-Wert liegt bei 1,25. Das heisst, 100 Infizierte stecken 125 Personen an.
Vor einem Jahr wurden im September viel weniger neue Coronafälle registriert. Ab Mitte Oktober 2020 nahm die Anzahl Neuansteckungen aber stark zu. Am 24. Oktober des vergangenen Jahres wurden im Aargau 324 neue Fälle registriert. Anders als heute war damals kein Impfstoff gegen Covid-19 zugelassen.
Haben die Spitäler noch genug Kapazitäten?
Ja. Die Situation hat sich im Oktober im Vergleich zu Mitte August und September entspannt. Am Freitag waren im Aargau 29 Covid-Patientinnen und Covid-Patienten hospitalisiert. Neun von ihnen lagen auf der Intensivstation. Am Freitag vor einer Woche waren insgesamt ebenfalls 29 Aargauerinnen und Aargauer wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital. Elf wurden auf der Intensivstation behandelt, eine Person auf der Überwachungsstation. Die Intensivstationen im Kanton Aargau waren am Sonntag laut Bundesamt für Gesundheit zu 64,4 Prozent ausgelastet. Es gab 16 freie Intensivbetten.
Seit zwei Wochen müssen Ungeimpfte den Test für das Covid-Zertifikat selbst bezahlen. Wird deshalb weniger getestet?
Es wird sogar deutlich weniger getestet. Der Trend, der sich bereits in der ersten Woche mit Kostenpflicht gezeigt hat, setzt sich auch nach den Herbstferien fort. In der Woche vom 4. bis 10. Oktober, als die Tests noch gratis waren, wurden im Aargau 15’897 PCR-Tests und Antigen-Schnelltests gemacht. In der ersten Woche mit Kostenpflicht waren es nur noch 9898 Tests, letzte Woche dann 10’276.
Im Detail zeigt sich, dass vor allem deutlich weniger Antigen-Schnelltests durchgeführt werden, während die Anzahl PCR-Tests ungefähr stabil blieb. Das lässt sich damit erklären, dass PCR-Tests vor allem bei symptomatischen Personen durchgeführt werden, oder um einen positiven Schnelltest zu bestätigen. Der Antigen-Schnelltest hingegen kommt bei Personen ohne Symptome zum Einsatz, die für den Restaurant-, Bar- oder Clubbesuch rasch ein negatives Testergebnis für ein Covid-Zertifikat brauchen.
Damit lässt sich auch erklären, warum jeweils am Freitag die meisten Tests gemacht werden. Das Zertifikat ist nach einem Antigen-Schnelltest für 48 Stunden gültig. Mit einem negativen Test am Freitagabend können also auch Ungeimpfte am Freitag und Samstag zertifiziert feiern.
Lassen sich seit dem Ende der Gratistests mehr Leute impfen?
Der Bundesrat, Infektiologinnen und Gesundheitsdirektoren hatten zwar gehofft, dass sich Unentschlossene doch noch für die Impfung entscheiden, wenn die Tests etwas kosten. Dieser Wunsch hat sich allerdings nicht erfüllt. Der grosse Ansturm auf die Impfzentren ist ausgeblieben. Letzte Woche sind im Aargau 10’564 Impfdosen verimpft worden. In der Vorwoche waren es 13’620. Die Anzahl Erstimpfungen hat in den letzten vier Wochen stetig abgenommen.