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Über 81 Millionen Franken: Wofür die Ortsbürger künftig Geld ausgeben wollen

Über 81 Millionen Franken: Wofür die Ortsbürger künftig Geld ausgeben wollen

Die Aarauer Ortsbürgergemeinde gehört – auch dank der Staufner Kiesgrube – zu den Wohlhabendsten des Kantons. Investitionen von 27 Millionen Franken sind bereits bewilligt, 54 weitere Millionen könnten hinzukommen. An der Gemeindeversammlung diese Woche wurde unter anderem der neu veröffentlichte Finanzplan thematisiert.

Daniel Vizentini

So wird das neue Baufeld 6 in der Aarenau aussehen.

Kim Strebel Architekten/Miyo Architektur Visualisierung

Es könnte am mitgegebenen Ortsbürgerwein gelegen haben, dass die Aarauer Ortsbürgergemeindeversammlung am Montagabend im KuK derart gut besucht war, viel besser als die letzten Male. Wirklich bedeutende Traktanden gab es auf den ersten Blick nämlich nicht, alle Anträge wurden einstimmig angenommen, innert einer Dreiviertelstunde war alles vorüber.

Interessant waren die Inhalte aber dennoch, denn zusammen mit dem Budget, zu dem auch die Finanzkommission «nichts zu beanstanden» hatte, wie Präsident Peter Heuberger sagte, lag – anders als in den Vorjahren – der Finanzplan bei. Dieser zeigt, wo die Ortsbürgergemeinde in den nächsten Jahren ihr Geld einsetzten will.

Auch wenn Peter Heuberger wiederholte, dass es «nur ein Planungsinstrument», «eine Diskussionsgrundlage» und «mit Vorsicht zu geniessen» sei: Dass die Ortsbürger bis 2027 rund 81 Millionen Franken investieren wollen, ist sehr bemerkenswert.

27 Millionen bereits für Aarenau, Telli und Stadion bewilligt

27 Millionen Franken davon sind bereits bewilligt. Etwa für die Sanierung der Tiefgarage des Telli-Wohnblocks D für fast eine Million Franken, wobei auch die schrittweise Auffrischung der Wohnungen laut den Gmeindsunterlagen immer aufwendiger wird und dafür bereits Mehrausgaben im Budget eingetragen sind. Gebaut wird aber vorerst im Scheibenschachen: 20 Millionen Franken werden die neuen Wohnungen auf dem Baufeld 6 in der Aarenau kosten, von 2022 bis 2024.

Wie Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker an der Versammlung erklärte, habe sich die Baubewilligung dafür etwas verspätet. Der Abrissgeruch für das alte Haus, das noch auf dem Gelände steht, wurde erst diese Woche bewilligt. Der Baubeginn verzögere sich auf das dritte Quartal 2022.

Schrittweise lassen die Ortsbürger die Baufelder in der Aarenau überbauen. So könnte die gesamte Fläche dereinst aussehen.

zvg

Mindestens 54 Millionen für Stadionturm oder umfassender Telli-Sanierung

Richtig interessant sind aber die Projekte, die erst geplant, aber noch nicht bewilligt sind: Zum Beispiel gedenken die Ortsbürger, ihren Telli-Wohnblock umfassend zu sanieren: Für einen Anschluss an die Fernwärme, neue Fenster, neue Lifte und Erdbebenertüchtigung sind von 2023 bis 2026 über 9 Millionen Franken vorgesehen. Mindestens weitere 10 Millionen soll die Erneuerung der Küchen und Nasszellen samt Wasserleitungen ab 2028 kosten.

Für die Erschliessung des Hinterfelds in Rohr sind 800’000 Franken ab 2028 im Finanzplan eingetragen. Das Areal soll dereinst überbaut werden. Für den Gesamtumbau des Restaurants im Wildpark Roggenhausen sind von 2023 bis 2025 4,4 Millionen Franken einberechnet, für die Erneuerung der Strominfrastruktur im Schachen 850’000 Franken und für die Wohnungen in der Altstadt (im Adelbändli) 800’000 Franken ab 2028. Der mit Abstand grösste Brocken ist aber die Beteiligung der Ortsbürger an einem der geplanten Hochhäuser beim künftigen Fussballstadion im Torfeld Süd: 2024 sollen satte 40 Millionen Franken dafür ausgegeben werden.

So ist das neue Fussballstadion mit den vier Wohntürmen geplant. Im Hintergrund ist der KSA-Neubau zu sehen.

Alex Spichale

Ein Beitrag von 6 Millionen Franken fürs Stadion ist bereits bewilligt. Noch in Planung ist, was dereinst mit dem Brügglifeld geschehen soll, das den Ortsbürgern gehört und zur Wohnzone wird. Für einen Studienauftrag sind 125’000 Franken vorgesehen, Abriss und Erschliessung dürften um die 2 Millionen kosten. Dafür erwarten die Ortsbürger einen Erlös von 12 Millionen Franken für den Verkauf der 20’000 m2 grossen Landfläche bei einem der gefragtesten Wohnviertel der Stadt.

Einwendungen blockieren weiteren Kiesabbau

Was das Budget 2022 der Ortsbürger sonst noch offenbart: Das Langzeitarchiv der Kunstsammlung wird vom Haus zum Schlossgarten, das in der Hochwasserschutzzone liegt und «raumklimatisch nicht optimal» ist, an die Heinerich-Wirri-Strasse 3 gezügelt und digitalisiert. Im Landjägerwachthaus werden die maroden Liftseile ersetzt. Im 2019 realisierten Neubau auf dem Baufeld 2 in der Aarenau hatte man keine Lademöglichkeiten für Elektroautos erstellt – dies wird jetzt nachgeholt. Das Waldhaus im Gönhard soll einen Neuanstrich erhalten und ab 2023 auch eine Neubestuhlung. Im Waldhaus Rohr werden die Leuchten durch LED ersetzt und die Tische und Bänke beim Vorplatz erneuert.

Auf der Landparzelle 700 zwischen Schafisheim und Staufen, die den Aarauer Ortsbürgern gehört, soll Kies abgebaut werden. Die erwarteten Einnahmen von 10 Millionen Franken sind zwar im Finanzplan eingetragen, werden aber noch durch Einwendungen blockiert. Laut Budget wird der Abbau im Frühling oder Sommer 2022 starten können.

Die Goldgrube der Aarauer Ortsbürger liegt in Staufen: Beim Buech-Steinacher wollen sie Kies abbauen.

Urs Helbling (18. Mai 2021)

Peter Heuberger verlässt Finanzkommission nach 20 Jahren

Zum Schluss wurde Finanzkommissionspräsident Peter Heuberger würdevoll verabschiedet. Er tritt Ende Jahr zurück. Seit 2002 sass er im Gremium, seit 2008 als Präsident. Für den frei gewordenen Sitz wurde Rainer Lüscher gewählt. Benita Leitner wird zudem Stimmenzählerin an Stelle von Silas Müller. 14 Personen erhielten neu das Aarauer Ortsbürgerrecht.