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Darum reicht ein Stoppschild nicht aus bei der gefährlichen Steirenni-Einmündung

Es handelt sich um ein wegweisendes Projekt für den Verkehr im unteren Aaretal. Die Pläne für den Knoten Zurzacherstrasse sowie den Kreisel Villigerfeld sind denn auch auf grosses Interesse gestossen an einer öffentlichen Orientierung in Villigen. Da und dort sind Fragen aufgetaucht, wurde Kritik laut. Grund genug, beim zuständigen Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) des Kantons nachzuhaken.

Zur Erinnerung: Vorgesehen ist, die beiden heutigen Anbindungen der Strassen aus Richtung Villigerfeld zu ersetzen durch einen neuen Anschluss an einem neuen Knoten Zurzacherstrasse. Dieser erhält eine Lichtsignalanlage. Realisiert wird zudem eine Busspur bis zum Ortseingang von Brugg-Lauffohr. Der Radweg wird parallel zur Zurzacherstrasse geführt, im Bereich des neuen Knotens mit einer Unterführung. Bei der heutigen, gefährlichen Einmündung im Gebiet Steirenni, die zurückgebaut wird, ist eine Wildtierunterführung geplant. Im Villigerfeld schliesslich entsteht ein Kreisel mit einem Durchmesser von 32 Metern, um die Verkehrssituation zu entschärfen.

Der neue Knoten Zurzacherstrasse erhält, wie auf dieser Visualisierung zu sehen, eine Lichtsignalanlage.

Verläuft alles reibungslos, kann die öffentliche Auflage des Projekts «Knoten Zurzacherstrasse/Kreisel Villigerfeld» im Sommer 2022 stattfinden, der Baubeginn im 2024 oder 2025. Die Realisierung erfolgt dann bis 2026/27. Die Kosten, die zu Lasten des Kantons gehen, werden auf 15 Millionen Franken geschätzt.

Wie ist der Stand der Dinge beim Projekt «Stilli-Knoten»?

Vorbehalte geäussert worden sind an der öffentlichen Orientierung zur Situation im Bereich der Kreuzung am nördlichen Aarebrückenkopf in Stilli. Es könne, so die Überlegungen, zu Rückstaus kommen zwischen der neuen Lichtsignalanlage und dem Stilli-Knoten. Dieser, wurde argumentiert, dürfe nicht ausgeklammert werden, müsse erste Priorität haben.

«Ein Projekt Knoten Stilli ist schon länger gestartet», sagt Simone Britschgi, stellvertretende Leiterin Kommunikation beim kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt. Die Planung laufe in enger Koordination mit der Gemeinde und insbesondere in Abstimmung mit dem Vorhaben Zurzacherstrasse. Im vergangenen Jahr seien durch den Kanton eine angrenzende Liegenschaft erworben und damit die Voraussetzungen für eine optimale Lösung geschaffen worden. «Derzeit erfolgt die Erarbeitung des Bauprojekts», fährt Simone Britschgi fort. Vorbehältlich der Kreditgenehmigung – mit der voraussichtlich im nächsten Jahr zu rechnen sei – soll im 2023 das Genehmigungsverfahren durchgeführt werden. «Ein Baubeginn ist im 2025 realistisch.»

Die Karte zeigt die Einmündung Steirenni (1), den Stilli-Knoten (2) sowie die Zufahrt über den Josebodenweg ins Quartier Joseboden (3).

Warum wird die Zufahrt über den Josebodenweg aufgehoben?

Nicht nur Freude herrscht bei den Betroffenen über den Wegfall der direkten Zufahrt über den Josebodenweg ins Quartier Joseboden. Dieser Entscheid werde über den Kopf aller Quartierbewohner hinweg gefällt, schrieb ein AZ-Leser. Das kantonale Departement Bau, Verkehr und Umwelt hält dagegen: In diesem Fall sei eine Erschliessung über die Hauptstrasse möglich. Sprecherin Simone Britschgi erwähnt zudem die Rechtsprechung des Bundesgerichts: Die Erschliessung von Grundstücken in der Bauzone soll grundsätzlich durch bestehendes Siedlungsgebiet führen und nicht Land ausserhalb der Bauzone beanspruchen.

Darf tatsächlich mit 80 km/h durchs Quartier gebrettert werden?

Apropos Josebodenweg: Bei diesem fehlt laut einem AZ-Leser eine Tafel mit Tempo-50-Beschränkung – «seit Jahren, wie in allen Wohnquartieren der Schweiz». Es gebe also keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Fahrt von Brugg über den Josebodenweg ins Quartier. Es dürfe, merkt der Leser an, mit 80 km/h gebrettert werden, ohne eine Busse zu riskieren. Immer wieder komme es zu gefährlichen Situationen und Unfällen. Anstatt eine 50er-Tafel aufzustellen, wolle man nun den Hauptzugang sperren.

Der Kanton weist darauf hin, dass gemäss Verkehrsregelverordnung die allgemeine Höchstgeschwindigkeit 50 km/h im ganzen dicht bebauten Gebiet einer Ortschaft gilt, «selbst ohne Signalisation, wenn aus unbedeutenden Nebenstrassen in eine Ortschaft eingefahren wird». In den letzten 15 Jahren, fügt Simone Britschgi an, ereignete sich auf dem Josebodenweg ein polizeilich registrierter Unfall. «Dabei hat ein E-Bike-Fahrer den Rechtsvortritt missachtet.»

Wie viel Landwirtschaftsland geht verloren durch den Strassenbau?

Eine Leserin vermutet, dass durch den Strassenbau viel Landwirtschaftsland verloren geht. «Das Projekt sieht vor, die rückzubauenden Strassenabschnitte als landwirtschaftliches Kulturland zu rekultivieren», führt Simone Britschgi aus. Zur Sicherstellung der Qualität werde eine bodenkundliche Baubegleitung eingesetzt. «Mit diesen Mass- nahmen kann die Kulturlandbeanspruchung durch das geplante Vorhaben nahezu ausgeglichen werden.»

So präsentiert sich die Einmündung Steirenni heute.

Warum kann nicht einfach eine Stoppstrasse markiert werden bei der Steirenni-Einmündung?

Ein Leser ist der Ansicht, dass bei der bestehenden, gefährlichen Steirenni-Einmündung einfach eine 50er-Tafel montiert und eine Stoppstrasse markiert werden könnten. Dann würden – im Gegensatz zu heute mit Tempo 80 – keine Unfälle mehr passieren.

Simone Britschgi widerspricht:

«Hauptproblematisch sind die Linksabbiegenden, die den Gegenverkehr missachten respektive falsch einschätzen. Eine Temporeduktion an solchen Stellen würde erfahrungsgemäss schlecht eingehalten und nur zu einer vermeintlichen Sicherheit führen.»

Auch ein Stoppsignal würde an der Situation wenig ändern, denn: «Die Sichtverhältnisse insbesondere der schrägen Einmündung und der Kuppe blieben erhalten und in Verkehrsspitzenzeiten wäre das Einmünden aus der Nebenstrasse aufgrund der geringen Zeitlücken nach wie vor kritisch.» Mit der Aufhebung des bestehenden gefährlichen Knotens, gibt die Sprecherin des BVU zu bedenken, könnten vor allem auch die Konflikte mit den querenden Velofahrenden beseitigt werden.

Die Visualisierung zeigt die geplante Busspur auf der Zurzacherstrasse.

Warum braucht es eine Busspur auf der Zurzacherstrasse?

Eine Busspur für Millionen Steuergelder, bemängelt ein Leser, brauche es nicht auf der Zurzacherstrasse, weil der Stau jeweils erst vor der Migrolino-Tankstelle in Lauffohr beginne.

Im Konzept des Verkehrsmanagements Region Brugg, stellt Simone Britschgi fest, ist eine Dosierstelle vorgesehen, um den Verkehrsfluss im Zentrum von Brugg zu verbessern und den Stau möglichst vom Siedlungsgebiet in den Ausserort zu verlagern. «Der Bus wird auf der Busspur an dieser Dosierstelle vorbeigeführt und erleidet damit viel weniger Verlustzeit.»