Sie sind hier: Home > Aargau > Sehnsuchtsort und belastend für das Gemeindebudget: Warum es zur Badi keine Umfrage gibt

Sehnsuchtsort und belastend für das Gemeindebudget: Warum es zur Badi keine Umfrage gibt

Seit dem Frühjahr 2020 können die Gäste das Hauptschwimmbecken in der Badi Villnachern nicht mehr nutzen.

Sei es wie aktuell zur Wahlversammlung in Thalheim, zum Grund für die Ablehnung einer Carsharing-Station in Villnachern Anfang dieses Jahres, zum Fusionsinteresse von Schinznach und Villnachern im Jahr 2017 oder zur allgemeinen Fusionsabsicht in Villnachern im Herbst 2015: Bevölkerungsumfragen helfen der Exekutive.

Obwohl ein Thema die Bevölkerung in der 1650-Seelen-Gemeinde Villnachern derzeit stark bewegt, hat zur Zukunft der Badi bisher noch nie eine Bevölkerungsumfrage stattgefunden. Warum eigentlich nicht? Gemeindeammann Roland König, der persönlich für das Schwimmbad-Ressort verantwortlich ist, nennt dafür verschiedene Gründe.

Der Gemeinderat glaubt, die Antworten zu kennen

Erstens sei die Badi in der Villnacherer Bevölkerung sehr beliebt. Zweitens habe wahrscheinlich eine Mehrheit der Bevölkerung bisher keinen zwingenden Grund gesehen, den Badi-Betrieb in Frage zu stellen. Und drittens wolle der Gemeinderat eine «sinnvolle Nutzung des Areals zu Gunsten der Bevölkerung». Im Klartext: Der Betrieb auf dem Badiareal soll das Gemeindebudget finanziell nicht mehr belasten.

Roland König ist Gemeindeammann von Villnachern und für die Badi zuständig.

Die Exekutive stellt sich also auf den Standpunkt, seit 2016 darauf hingewiesen zu haben, dass, wenn sich die finanzielle Lage der Gemeinde mit einem Steuerfuss von 120 Prozent nicht klar verbessere, eine Badi-Schliessung 2021 zum Thema werde. Gemeindeammann König präzisiert:

«Die Schliessung soll die letzte Massnahme sein, wenn nicht andere Wege gefunden werden können.»

Mit dem massiven Wasserverlust im Hauptschwimmbecken im Frühling 2020 ist der erhebliche Sanierungsbedarf der 67-jährigen Grundinfrastruktur deutlich aufgezeigt worden. Die grossen Fragen, welche die Bevölkerung in den kommenden Monaten beschäftigen werden, lauten gemäss König: Kann sich Villnachern in der heutigen Finanzlage eine Badi noch leisten, ohne auf andere wichtige Zukunftsaufgaben/Projekte zu verzichten? Wie viel ist die Bevölkerung bereit, dafür zu bezahlen respektive eine Steuerfusserhöhung in Kauf zu nehmen? Nach der Informationsveranstaltung von Ende September zur Arealentwicklungsstudie hiess es von der Teilnehmendenseite:

«Der Gemeinderat soll endlich sagen, was die Badi uns Steuerzahlerinnen kostet. Dann können wir dazu Ja oder Nein sagen.»

Für die erwähnte Studie hat der Gemeinderat auf die Unterstützung der Gemeinnützigen Genossenschaft Villnachern (GGV) als «Sponsor» zählen können, so, wie es vom Stimmvolk am 29. November 2020 gutgeheissen wurde.

Zehn Rückmeldungen gab es über das Projekt-Portal

Um alle Möglichkeiten mit Varianten und finanziellen Auswirkungen zu erarbeiten, benötigt der Gemeinderat laut Roland König einfach noch Zeit. Solange der Bevölkerung nicht alle Fakten und Möglichkeiten bekannt seien, stelle sich die Frage, wie sinnvoll eine Bevölkerungsumfrage wäre, betont der Gemeindeammann. Er verweist auf die seit Juni 2020 laufende Projekt-Website der Gemeinde, wo im Sinne einer Partizipation zum Badiareal Meinungen und Ideen platziert werden können. Bisher sind laut König zehn Rückmeldungen eingegangen.

Die Arealstudie zeigt das Potenzial des Kleinods mit Möglichkeiten, das Badi-Gelände Richtung Oberwasserkanal zu öffnen.

Bei den Abklärungen zur eingereichten Badi-Initiative geht es um eine «Notreparatur» des Schwimmbeckens ohne Folge- und Betriebskosten. Damit kann der Betrieb noch nicht auf längere Sicht sichergestellt werden. Zum Begehren der Initiative findet am Samstag, 22. Januar 2022, eine Infoveranstaltung und am 13. Februar eine Urnenabstimmung statt.