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Was hat sie bewogen, für den Einwohnerrat zu kandidieren?

Wer schafft den Sprung in den 50-köpfigen Brugger Einwohnerrat am Sonntag? Das Stimmvolk hat im wahrsten Sinne die Qual der Wahl: aus 45 Frauen und 58 Männern aller politischer Couleur, aller Altersschichten, mit unterschiedlichstem Werdegang und beruflichem Hintergrund.

Die Kauffrau kandidiert genauso wie der Kundenberater, die Grafikerin wie die Gerichtsschreiberin, der Lokführer wie die Lehrerin, die Pflegefachfrau wie der Professor, die Ärztin wie der Architekt, der Umweltingenieur wie der Unternehmer, die Studentin wie der Software-Engineer, die Rechtsanwältin wie der Polizist im Ruhestand.

Einige, die neu antreten für ein solches Amt, stechen heraus aus der Vielfalt: Pfarrerin Esther Graf von der EVP zum Beispiel; Elias Bühler, Kaufmann, Schauspieler und Betriebsökonom FH von der SP; Andrea Rauber Saxer, Juristin, Diplomatin, Personalchefin EDA und ehemalige Botschafterin von der GLP; Nic Sträuli, Naturgartenspezialist von den Grünen. Was hat sie bewogen, zu kandidieren?

Ihr Fokus liegt auf dem Verbindenden

Ganz einfach, antwortet Pfarrerin Esther Graf (Jahrgang 1958), die im Ortsteil Schinznach-Bad lebt und bei der Reformierten Kirchgemeinde Birr tätig ist. Sie sei angefragt worden und habe sich nach reiflicher Überlegung für diesen Schritt entschieden:

«Bis jetzt habe ich immer profitiert von Menschen, die sich politisch engagiert haben, und nun möchte ich auch selber einen Beitrag zugunsten der Gesellschaft leisten.»

Esther Graf kandidiert für die EVP.

Ihr Fokus liege auf dem Verbindenden: «So finde ich wichtig, dass Generationen miteinander in Kontakt kommen und ebenso die Solidarität zwischen Finanzstarken und -schwachen.» Denn, so die EVP-Kandidatin: «Verbindend ist, wenn wir trotz unterschiedlicher Meinungen und Ansichten miteinander im Gespräch und bereit sind, gangbare Wege zu suchen.» Ebenfalls von Bedeutung ist aus ihrer Sicht, dass Schinznach-Bad im Einwohnerrat vertreten ist. «Ich werde mich gerne engagieren.»

Für Kultur sowie soziale und ökologische Wirtschaft

Elias Bühler (Jahrgang 1986) stellt sich zur Verfügung, «weil in einer Demokratie das politische Engagement jedes Einzelnen gefordert ist, um unsere Gesellschaft voranzubringen». Der Kandidat der SP ist bereit einen Anteil zu leisten, soziale, ökologische und kulturelle Themen bei der politischen Gestaltung der Stadt einzubringen. «Als Schauspieler möchte ich mich im Einwohnerrat dafür einsetzen, dass die Stadt Brugg das kulturelle Angebot weiter fördert. Als Betriebsökonom FH ist es mir ein Anliegen, dass die Stadt Brugg als eine reiche Gemeinde im Aargau eine Vorbildfunktion für eine nachhaltig soziale und ökologische Wirtschaft und Gesellschaft einnimmt.»

Elias Bühler kandidiert für die SP.

Die Wählerinnen und Wähler können von ihm erwarten, sagt er auf die entsprechende Frage, dass er sich mit konstruktiver politischer Arbeit über Parteigrenzen hinweg für eine lebenswerte, nachhaltige Stadt einsetzen werde, in der die Anliegen aller Einwohnerinnen und Einwohner, Vereine und Unternehmen ernst genommen werden.

Sie hat sich ein Leben lang mit Politik befasst

Die Juristin und Diplomatin Andrea Rauber Saxer (Jahrgang 1968) hat sich ein Leben lang beruflich mit Politik befasst. Die ehemalige Schweizer Botschafterin in Bosnien-Herzegowina ist in Brugg noch vielen in bester Erinnerung als Jugendfestrednerin 2019. Ihre jetzige Stelle als Personalchefin sei weniger politisch, deshalb möchte sie sich nun privat politisch engagieren, hält sie fest:

«Ich setze mich mit grünliberalem Kompass für Brugg ein: eine nachhaltige Politik, aber finanziell vernünftig und politisch realistisch.»

Andrea Rauber Saxer kandidiert für die GLP.

Wichtig findet sie, «dass wir in Brugg eine lebendige Wirtschaft mit verschiedenen Geschäften behalten». Dabei spiele sicher auch das Parkplatzregime eine Rolle, sagt sie auf die Frage nach dem Handlungsbedarf in der Stadt. Ein weiteres Thema sei eine attraktivere Gestaltung des Neumarktareals sowie der Gegend rund um den Bahnhof allgemein. Die GLP-Kandidatin nennt zudem das Stichwort Smart City: Wie können, lautet ihre Frage, technologische Möglichkeiten bei der Lösung von Problemen helfen, beispielsweise beim Verkehr.

Lethargie von manchen Politikern überrascht ihn

Als seine Kernthemen bezeichnet der Naturgartenspezialist Nic Sträuli (Jahrgang 1992) den Klimaschutz und die Gleichberechtigung aller Gender und Ethnien, den Langsamverkehr und seine Routen in der Region Brugg sowie öffentliche Grünflächen im Siedlungsraum. «Ich will den kommenden Generationen mit gutem Gewissen sagen können, dass ich mein Bestes gegeben habe, um ihnen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen», führt der Grünen-Kandidat aus. Gerne biete er der Stadt Brugg sein Fachwissen und seine Ideen an, wie die Biodiversität gefördert werden kann.

Nic Sträuli kandidiert für die Grünen.

Er erachtet es als zentral, «Individuen zu wählen, die sich wirklich aktiv und intensiv für Klimaschutz und Gendergerechtigkeit einsetzen», sagt er auf die Frage, was die Wählerinnen und Wähler von ihm erwarten können. «Die Lethargie von manchen, vorwiegend männlichen Politikern zu diesen Themen überrascht mich immer wieder, denn es geht um die Zukunft von uns allen.»